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„Uns erwartet ein schweres und intensives Spiel.“
Am Montagabend, um 20.30 Uhr, empfängt die SG Dynamo Dresden im Erstrundenspiel des DFB-Pokals 2014/15 den FC Schalke 04. Es ist das erste Aufeinandertreffen beider Vereine seit dem Einweihungsspiel des Dresdner Stadions am 15. September 2009. Auch vor fünf Jahren war es eine Begegnung von Erst- und Drittligist. Seinerzeit reisten die Knappen nach fünf Spieltagen als Bundesliga-Dritter an, Dynamo war mit elf Zählern aus neun Partien verhalten in die Serie gestartet. In dem Freundschaftsspiel vor 32.000 Zuschauern setzte sich das favorisierte Team von Trainer Felix Magath schließlich mit 2:1 durch, den Dresdner Treffer erzielte Maik Wagefeld vom Elfmeterpunkt.Auch am Montag, wenn Schalke und Dynamo zum ersten Mal seit 19 Jahren wieder in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen, wird das Stadion an der Lennéstraße ausverkauft sein. Die Gäste von Trainer Jens Keller haben eine vermeintliche Pflichtaufgabe zu lösen. Für den deutschen Champions-League-Vertreter und letztjährigen Bundesliga-Dritten zählt nur das Weiterkommen in die nächste Runde. Für Dynamo hingegen ist es – bereits jetzt – ein echter Saisonhöhepunkt. Und zugleich eine Chance auf wertvolle Zusatzeinnahmen.
Eine kleine Chance zwar, aber doch keine unrealistische. Denn abgesehen von den „eigenen Gesetzen“ des Pokals und den immer noch allzu frischen Erinnerungen an das Wunder von Dresden im Erstrundenspiel gegen Vize-Meister Bayer Leverkusen 2011 werden die Schwarz-Gelben auch am Montag eine Mannschaft auf den Platz bringen, die an sich glaubt und hoch motiviert ist, mit der Unterstützung von knapp 27.000 Dynamo-Fans eine Sensation zu schaffen.
Die Mannschaft von Stefan Böger kann ohne echten Druck ins Spiel gehen. Konkrete Erwartungen an seine Spieler hat Dynamos Cheftrainer dennoch: „Es wird darum gehen, an die zuletzt gebrachten Leistungen anzuknüpfen“, sagte der 48-Jährige am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. „Wie wir in Cottbus oder gegen Münster in der ersten Halbzeit aufgetreten sind, das ist der Maßstab, den wir bringen müssen, vielleicht auch darüber hinaus. Wenn notwendig auch über 120 Minuten. Wenn es uns gelingt, das abzurufen, und Schalke einen nicht ganz so guten Tag erwischt, haben wir sicher Möglichkeiten.“
Personell kann Stefan Böger fast aus dem Vollen schöpfen. Schwer wiegt allerdings der Verlust von Vizekapitän Marco Hartmann, der sich im Heimspiel gegen Preußen Münster einen doppelten Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen hatte und für mehrere Wochen ausfallen wird. Auch Tobias Müller ist nach seinem Syndesmoseriss noch nicht einsatzbereit.
Hingegen könnte Cristian Fiel am Montag sein Pflichtspielcomeback feiern. Nachdem er sich im Trainingslager in Österreich die Zehe angebrochen hatte, war er beim Test in Kamenz am Mittwoch das erste Mal wieder mit von der Partie und meldet sich fit zurück. Ob Stefan Böger seinen Kapitän jedoch in die Startelf beruft, darüber wird Dynamos Chefcoach wohl erst am Sonntagabend nach dem Abschlusstraining befinden.
Einer, über dessen Position keinerlei Fragezeichen schweben, freut sich ganz besonders auf die Partie. Innenverteidiger Dennis Erdmann war vor seinem Wechsel zur SGD zwei Jahre in der U23 der Knappen aktiv und hat auch einige Berufungen in den Bundesliga-Kader von S04 gesammelt: „Ich kenne die Spieler alle und weiß ungefähr, wie sie agieren“, sagte der 23-Jährige am Freitag. Und er schickte gleich hinterher: „Aber wenn man gegen einen Huntelaar verteidigen muss, dann ist das nicht so einfach. Wir müssen so lange wie möglich kompakt stehen, die Null halten. Unsere Qualitäten im Offensivspiel haben wir in der Liga schon unter Beweis gestellt.“
Der Verein aus dem Pott und die Sportgemeinschaft sind sich bisher acht Mal in Pflichtspielen begegnet, noch nie im Pokal. In den Bundesliga-Partien von 1991 bis 1995 konnte der 1. FC Dynamo alle vier Heimspiele mit jeweils einem Tor Differenz für sich entscheiden. Auf Schalke gab es zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Vor dem „Bundesliga-Abschiedsspiel“ gegen Bayern München – die am Sonntag bei Dynamos letztem Gegner Preußen Münster antreten – waren es die Gelsenkirchener, die am 31. Spieltag der Saison 1994/95 in Dresden gastierten – und nach Toren von Thomas Rath und Detlef Schößler punktlos die Heimreise antraten.
Auch am Montag werden die Knappen keine Punkte mit nach Hause nehmen. Aber den Fahrschein in die zweite Runde wollen sie unbedingt lösen. Daraus macht auch der frischgebackene Weltmeister Benedikt Höwedes keinen Hehl. Auf der S04-Vereinswebsite sagt der neben dem derzeit verletzten Jefferson Farfán letzte verbliebene Akteur der Schalker Mannschaft von 2009: „Uns erwartet ein schweres und intensives Spiel. Das ist eine neu zusammengewürfelte und hungrige Mannschaft, die uns bei der aufgeheizten Stimmung das Leben schwer machen will. Aber bei allem Respekt: Wir sind der Favorit und müssen definitiv als Sieger vom Platz gehen. Ob es bei mir persönlich für die Startelf reicht, kann ich noch nicht sagen und muss ich erst mit dem Trainer besprechen. Ich werde aber auf jeden Fall bei der Mannschaft und im Kader sein.“
Das Spiel am Montag wird unter der Leitung von Schiedsrichter Deniz Aytekin (TSV Altenberg) stehen. Die SG Dynamo Dresden erwartet etwa 29.500 Zuschauer. Aus Gelsenkirchen werden etwa 2.700 Gästefans anreisen. Es wird keine Tageskassen geben. Die letzten ca. 150 Resttickets gehen am Samstag, ab 10 Uhr, in den Verkauf. Die Stadiontore öffnen um 18.30 Uhr, die Aufwertungskassen sind geöffnet. Das Stadionmagazin KREISEL gibt es im Fanshop, an allen Kassen und im Stadionumlauf.
Leidenschaft, Fußball, rauschender Pokalabend
Im Erstrundenspiel der DFB-Pokal-Saison 2014/15 setzte sich die SG Dynamo Dresden mit 2:1 (1:0) gegen Bundesligist FC Schalke 04 durch. Vor 29.590 Zuschauern im Stadion Dresden erzielte Justin Eilers die 1:0-Führung in der ersten Halbzeit vom Elfmeterpunkt (24.). Das 2:0 kurz nach Wiederanpfiff markierte Nils Teixeira mit einer brillanten Direktabnahme nach Vorlage von Dürholtz (50.). Matip stellte für die Knappen den Anschluss her (2:1, 79.), doch die SGD brachte die Führung nach verdient nach Hause, weil sie 93 Minuten lang aufopferungsvoll kämpfte, enormen Aufwand betrieb und dabei guten Fußball bot. Vor einem das Team über die gesamte Spielzeit hingebungsvoll unterstützenden Publikum sorgte Dynamo drei Jahre nach dem „Wunder von Dresden“ erneut für eine Pokalsensation.Dynamos Cheftrainer Stefan Böger vertraute auch im fünften Pflichtspiel der laufenden Saison derselben Startelf. Der einzige Wechsel wurde erzwungen durch den verletzungsbedingten Ausfall von Vize-Kapitän Marco Hartmann. Der wiedergenesene etatmäßige Kapitän Cristian Fiel rutschte für ihn in die Startelf und fügte sich sofort nahtlos in die Mannschaft ein. Das Dynamo-Tor hütete Benjamin Kirsten, in der Viererkette davor verteidigten Nils Teixeira, Michael Hefele, Dennis Erdmann und David Vrzogic. Auf der Doppelsechs neben Fiel stand Quirin Moll, das Dreiermittelfeld dirigierte Geburtstagskind Luca Dürholtz, die Bahnen besetzten Justin Eilers und Marvin Stefaniak. Als Sturmspitze begann Sylvano Comvalius.
In den ersten Minuten merkte man den Schwarz-Gelben noch etwas Anfangsnervosität an, die sie jedoch schon nach kurzer Zeit ablegten. Die erste Chance des Spiels verzeichnete Eilers, der aus spitzem Winkel an Fährmann scheiterte (5.). Aber auch der Schalker Kreisel kam schnell in Schwung und die Königsblauen immer wieder vors Tor der Dresdner. Dass aus den Angriffen der Mannschaft von Jens Keller selten eine hochkarätige Torchance resultierte, hatte einen herausragenden Grund: Dynamo verteidigte mit echter Leidenschaft und brachte immer wieder zwei oder drei Leute an den ballführenden Schalker. Die Klasse des Champions-League-Teilnehmers zeigte sich in vielen Szenen. Doch die Sportgemeinschaft kämpfte mit dem Herz eines Löwen um jeden einzelnen Ball.
Hinzu kam, dass die SGD auch am Montagabend herrlichen Offensivfußball zeigte und die Königsblauen ihrerseits immer wieder unter Druck zu setzen vermochte. Der Angriff, der letztlich zum Strafstoß führte, war zum Zunge schnalzen. Ein langer Ball erreichte Eilers knapp 30 Meter zentral vor dem Schalker Kasten. Für die Ballverarbeitung des Rechtsaußen gab es dann nur ein zutreffendes Wort – perfekt. Er legte sich den Ball zurecht, ging ein Stück, sah, dass Dürholtz in die Gasse startete und steckte abermals perfekt durch. Dürholtz legte sich den Ball an Santana vorbei und wurde dann vom Schalker Innenverteidiger zehn Meter vor Fährmann von den Beinen geholt. Schiedsrichter Deniz Aytekin zögerte keine Sekunde und zeigte sofort auf den Punkt. Eilers legte sich den Ball zurecht und verwandelte mit kurzem Anlauf eiskalt, er schickte Fährmann in die falsche Ecke und schob vom Schützen aus gesehen links unten ein – es stand 1:0 für den Drittligisten, die Lennéstraße tobte (24.).
Die Fans peitschten ihr Team immer weiter an und die Gastgeber brachten die Führung verdient in die Pause. Ohne Wechsel kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Und Dynamo erwischte einen Traumstart. Fünf Minuten nach Wiederanpfiff setzte sich Marvin Stefaniak im Laufduell auf der linken Seite durch und ging bis zur Grundlinie, fünf Meter vom kurzen Pfosten. Von der Kreide legte er den Ball in den Rückraum zu Dürholtz, der jedoch keine freie Schussbahn hatte. Aber Dynamos Nummer Zehn behielt die Übersicht und sah, dass Teixeira rechts mitgelaufen war. Er spielte einen Flugpass direkt in den Fuß des Rechtsverteidigers, der die Kugel volles Risiko volley mit dem rechten Fuß nahm und aus 13 Metern unhaltbar im langen Eck versenkte. Der Ball war zu platziert und hart für Fährmann, der sich vergeblich streckte, es stand 2:0 für Dynamo (50.).
Nun hatte der Außenseiter noch 40 Minuten zu gehen, das Dresdner Publikum 40 Minuten zu zittern, ob die Führung halten würde. Doch auch was die SGD im Rest der zweiten Hälfte anbot, war Klasse. In der Defensive ging der Abnutzungskampf gegen nun immer wütendere Schalker weiter, aber zwanzig Dynamo-Beine und zwei große Hände zwischen den Pfosten ließen wenig zwingende Chancen des Gegners zu. Zugleich war das Umschaltspiel der Sportgemeinschaft immer wieder bestechend, immer wieder verstand die Böger-Elf es, die anrennenden Gäste selbst unter Druck zu setzen und so für Entlastung zu sorgen.
Dennoch fiel in der 79. Minute der Anschluss. Kirsten parierte einen scharfen Schuss aus kurzer Distanz noch stark, doch Joel Matip staubte reaktionsschnell mit dem Kopf zum 1:2 aus Schalker Sicht ab. Nun hieß es noch einmal zehn Minuten plus Nachspielzeit zittern und den Ausgleich und eine mögliche Verlängerung verhindern. Schalke machte sehr weit auf und warf alles nach vorne, für Dynamo ergaben sich Konterchancen. Für die Fans war es ein Nervenkrieg, für die Mannschaft auf dem Platz eine Frage des unbedingten Willens.
Doch der Wille zum Erfolg war am Montagabend von der ersten bis zur letzten Sekunde da und nach 93 Minuten kannte die Freude im Stadion keine Grenzen mehr – Dynamo sorgte zum Abschluss der ersten Pokalhauptrunde noch einmal für eine faustdicke Überraschung und setzte sich gegen enttäuschte Schalker aufgrund der großen Moral, mit enorm hohem läuferischen Aufwand und feinem Offensivfußball letztlich verdient durch. Fußball-Dresden kann sich jetzt auf die Auslosung zur zweiten Runde des DFB-Pokals freuen, die am Samstag (23.08.) über die Bühne gehen wird. Am selben Tag steht für die Schwarz-Gelben bereits das nächste wichtige Spiel in der Liga an, um 14 Uhr trifft die Böger-Elf im Steigerwald auf Rot-Weiß Erfurt.
Es hätten in diesem Spielbericht noch unzählige Klasse-Aktionen unserer Mannschaft beschrieben werden können, doch das würde den Rahmen sprengen. Wir wünschen unseren Gästen eine sichere Heimreise und allen Schwarz-Gelben da draußen süße Träume!