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Tiefpunkt als Wendepunkt begreifen
Am 24. Spieltag der 3. Liga 2014/15 empfängt die SG Dynamo Dresden den FC Rot-Weiß Erfurt. Das Ostduell findet unter Zuschauerausschluss statt, beide Mannschaften werden vor leeren Tribünen spielen. Der Deutsche Fußball-Bund verhängte diese Sanktion nach wiederholten Verfehlungen von Dynamo-Fans bei Heim- und Auswärtsspielen. Für die SGD ist es bereits das zweite Geisterspiel im heimischen Stadion. Zuletzt mussten die Fans im März 2012 draußen bleiben, als in der 2. Liga der FC Ingolstadt zu Gast war (0:0).Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag mahnte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Robert Schäfer, das Geisterspiel als einen Wendepunkt zu begreifen: „Ich glaube, dass ein Tiefpunkt immer auch ein Anfang für eine gute Entwicklung sein kann. Dieses Geisterspiel kann ein Wendepunkt sein. Zum Teil hat sich das schon vollzogen, indem Verein, Fans und Fangruppierungen diese Strafe anders als in der Vergangenheit angenommen und akzeptiert haben. Wir müssen jedoch den nächsten Schritt gehen. Ich wünsche mir, dass alle Schwarz-Gelben Verantwortung übernehmen, anstatt sich Ausreden auszudenken.“
(Ein Video mit den ausführlichen Statements von Geschäftsführer Robert Schäfer veröffentlichen wir im Laufe des Freitagabends hier auf der Website sowie auf unserem YouTube-Kanal.)
Anstatt vor möglicherweise ausverkauftem Haus wird das Duell der beiden derzeit besten Ost-Vereine der 3. Liga also unter „Freundschaftsspielatmosphäre“ stattfinden. „Ein ‚Freundschaftsspiel‘, in dem es um Punkte geht, um wichtige Punkte“, sagte Dynamo-Kapitän Cristian Fiel am Freitag. „Sobald der Schiedsrichter anpfeift, musst du einfach wissen, dass drei Punkte zu vergeben sind.“
Dynamos Cheftrainer hat aus personeller Sicht wieder mehr Optionen als zuletzt in Münster: „Bis auf die Langzeitverletzten sind alle Spieler wieder im Training“, konnte Stefan Böger am Freitag verkünden. „Einige Spieler sind jedoch noch nicht voll belastbar. Ungeachtet dessen wollen wir das Ergebnis aus dem Hinspiel umdrehen. In Münster hatte ich an der kämpferischen und läuferischen Einstellung nichts zu kritisieren. Aber wir können besser Fußball spielen, und das wollen wir morgen schon zeigen.“
Neben den Langzeitverletzten Marco Hartmann, Mathias Fetsch und Robin Fluß stehen auch Dennis Erdmann (10. Gelbe Karte) und Dominic Baumann (Rot-Sperre) am Samstag nicht zur Verfügung.
Die Gäste aus Thüringen kommen mit der Empfehlung eines Heimsieges gegen Cottbus nach Dresden. In der Tabelle rangiert das Team von Trainer Walter Kogler einen Punkt hinter Dynamo, bei gleichem Torverhältnis (+5). Aus sportlicher Sicht findet sich Dynamo am Samstag also in der Rolle wieder, die Preußen Münster am vergangenen Sonntag innehatte: Als Heimmannschaft geht die SGD mit dem Ziel in die Begegnung, den Vorsprung vor den Rot-Weißen auszubauen. Freilich besteht die besondere Herausforderung, dieses Vorhaben ohne die Unterstützung der eigenen Fans umzusetzen. Hoffentlich zum letzten Mal.
Das Spiel gegen Erfurt steht unter der Leitung von Schiedsrichter Tobias Reichel (Stuttgart), der die Partie um 14 Uhr anpfeift. Aufgrund des Zuschauerausschlusses bleiben die Tageskassen geschlossen. Kassenbereich Lennéplatz und Fanshop sind von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Im Kassenbereich neben dem Fanshop gibt es Pokalkarten für Jahreskarteninhaber sowie Tickets für das Heimspiel gegen Wiesbaden und das Auswärtsspiel in Kiel.
Achtung: Die Dauerkarten besitzen am Samstag keine Gültigkeit als Fahrkarte. Bitte beachtet alle Hinweise zum Geisterspiel.
Das Spiel wird live im MDR-Fernsehen und bei MDR.de im Internet übertragen.
Wir halten Euch wie gewohnt hier auf der Website im Liveticker sowie via Twitter und Facebook auf dem Laufenden. Die Pressekonferenz vor dem Spiel und die Stimmen zum Spiel seht ihr bei DynamoTV.
Ein Nachmittag zum Vergessen
Die SG Dynamo Dresden erlebt einen rundum ernüchternden Samstagnachmittag und verliert das Geisterspiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt mit 0:1 (0:0). Rafael Czichos entschied die Partie spät durch einen Treffer aus Nahdistanz (88.). Damit legt Dynamo einen Fehlstart ins Fußballjahr 2015 hin und verliert vorerst den Anschluss nach oben. Am kommenden Samstag folgt das Auswärtsspiel in Kiel. Die Holsteiner setzten sich am Samstag in Cottbus durch und liegen in der Tabelle nur noch einen Punkt hinter der SGD.Dynamos Cheftrainer Stefan Böger stellte das 4-2-3-1 im Vergleich zum Auswärtsspiel in Münster auf zwei Positionen um. Anstelle des Gelb-gesperrten Erdmann rückte Fiel in die Startelf. Rechts begann der wiedergenesene Eilers anstelle von Jimi Müller.
Vor leeren Rängen entwickelte sich von Beginn an eine zerfahrene Partie, in der die erste Chance lange auf sich warten ließ. In der 20. Spielminute brachte Fiel einen Freistoß von links außen vors Tor. Dort setzte sich Hefele im Luftduell durch, konnte den Ball jedoch nicht über die Linie drücken. Den zweiten Ball brachte Jannik Müller aus kurzer Distanz auf den Kasten, schoss jedoch den Erfurter Schlussmann Klewin an, der die Situation dann bereinigte. Dynamo erspielte sich in dieser Phase ein leichtes Übergewicht. Nach einer knappen halben Stunde spielte Jannik Müller einen sehenswerten Diagonalball rechts raus zu Kreuzer. Dessen flache Eingabe suchte Comvalius, der jedoch im gegnerischen Fünfer nicht gut zum Ball stand und dann beim Abschluss entscheidend gestört wurde.
Zehn Minuten später hallte ein blechernes Scheppern durchs leere Stadion Dresden. Vorausgegangen war die gefährlichste Torannäherung des Spiels, abermals durch die SGD. Nach einem Einwurf auf der linken Seite machte Dürholtz die Kugel an der Torauslinie fest und legte dann klug zurück auf die 16 zu Moll. Dynamos defensiver Mittelfeldmann fackelte nicht und brachte den Ball mit dem rechten Vollspann Richtung kurzer Pfosten. Und genau dort, hinter dem geschlagenen Klewin, schlug der Ball auch ein – und sprang zurück ins Feld.
Die letzte Situation vor der Pause gehörte dann den Gästen. Rechts im Strafraum setzte sich Bukva durch und zog den Ball Richtung langer Pfosten auf. Die Kugel strich knapp vorbei, auch weil Wiegers mit den Fingerspitzen noch dran war.
Ohne Wechsel kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Es waren noch keine fünf Minuten rum, da gab es die erste strittige Szene: Fiel hatte einen Freistoß von links hereingebracht, in der Mitte kam keiner an den Ball, aber am langen Pfosten lauerte Eilers. Zwar sprang Dynamos Rechtsaußen die Kugel einen Tick zu weit vom Fuß, dennoch kam er zum Abschluss. Als der Ball seinen Fuß verlassen hatte, wurde Eilers von einem Erfurter schmerzhaft von den Beinen geholt, der Schuss wurde geklärt. Schiedsrichter Tobias Reichel wertete die Szene als sauberen Zweikampf, eine mehr als fragwürdige Entscheidung.
Doch insgesamt tauchten beide Mannschaften selten gefährlich vor des Gegners Tor auf. Nach einer Stunde wurde Comvalius 35 Meter vorm RWE-Tor vielversprechend auf die Reise geschickt und hätte allein auf Klewin zugehen können – wenn nicht der Assistent die Fahne gehoben und fälschlich auf Abseits entschieden hätte.
In der Folge verlor Dynamo mehr und mehr den Faden, viele kleine individuelle Fehler brachten den Spielaufbau immer wieder ins Stocken. Beide Trainer wechselten nun, Stefan Böger brachte Jimi Müller für Fiel (68.), Andrich kam für Comvalius (81.) und feierte sein Debüt im schwarz-gelben Trikot. Wiegers wurde selten gefordert, war aber gegen Czichos‘ Distanzschuss auf dem Posten (64.) und fing auch einen gut geschlagenen Diagonalball ab, als sich rechts im 16er ein Erfurter davongeschlichen hatte (77.).
Mit der Einwechslung von Jimi Müller stellte Böger von 4-2-3-1 auf 4-4-2 um, Müller rückte auf die rechte Seite, Eilers wechselte in den Angriff. Doch die entscheidende Offensivaktion sollte den Gästen vorbehalten bleiben. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit brachten die ganz in Blau spielenden Blumenstädter einen Freistoß aus dem linken Halbfeld auf den langen Pfosten. Dort gewann ein Erfurter das Kopfballduell und legte den Ball quer zurück auf den ersten Pfosten, wo Czichos aus kürzester Distanz ins obere Eck zum 0:1 einnetzte (88.). Wiegers war chancenlos – und das Gegentor erinnerte an den ersten Gegentreffer in Münster vor Wochenfrist.
Stefan Böger reagierte noch einmal und brachte Tobias Müller für Dürholtz ins Spiel (88.). Aber die Männer von Trainer Walter Kogler konnten die Uhr runterspielen und nach der zweiminütigen Nachspielzeit einen Auswärtssieg bejubeln. Dynamo hingegen stand im leeren Stadion Dresden mit ebensolchen Händen da – ein Nachmittag zum Vergessen.