„Du hast Holz doch nie gemocht!“

Seit dem Jahr 2003 fertigt er nebenberuflich in Handarbeit die beliebten Dynamo-Räuchermännchen. Bei der für die SGD exklusiven Produktion bindet er die gesamte Familie ein und verwendet ausschließlich heimische Hölzer, wie Buche oder Linde. Nach rund 13.000 gefertigten Männchen begeht Jens Held in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum.
Die zwei neuesten Exemplare sind seit vergangener Woche im Dynamo-Fanshop erhältlich. Höchste Zeit, sich mal mit dem Vater der schwarz-gelben Räuchermännchen zu unterhalten.
Jens, 15 Jahre Dynamo-Räuchermann, ein großes Jubiläum. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?
Äußerst positiv! Es war und ist immer noch eine coole Zeit! Ich habe immer gesagt: ‚Wenn ich es zehn Jahre lang durchhalte, ist das top.‘. Und jetzt sind es schon 15.
Woher kam die Idee?
Die Sache ist aus dem Nichts entstanden. Im Dezember 2002 sind wir vom Dynamo-Spiel gekommen und in meiner Heimat Olbernhau in die Kneipe eingerückt. Wie das im Erzgebirge so üblich ist, standen zur Weihnachtszeit dort Räuchermännchen herum. Wahrscheinlich lag es am Bier, aber mir ist dann die Idee gekommen, das für Dynamo zu machen.
Wie fand deine Frau Beatrix die Bier-Idee?
Sie sagte zu mir: ‚Du hast Holz doch nie gemocht!‘. Aber als gelernte Holzspielzeugmacherin fand sie die Idee gut und hat mich in meiner Idee bestärkt. Dank Dynamo mag ich nun auch Holz. (lacht)

2003 war die Zeit von eBay. Jeder hat dort sein Zeug verkauft. Wir haben also ein, zwei Räuchermännchen produziert und einfach zum Verkauf eingestellt. Dynamos Fanartikel-Sammler haben sich regelrecht auf ihn gestürzt.
Doch dann kam unerwartete Post.
Der Verein sendete mir ein Schreiben, in dem sie erklärten, dass ich keine Lizenz dafür habe, sie aber gerne künftig mit mir zusammenarbeiten möchten. Kurz darauf starte die erste Produktion von 150 Räuchermännern.
Der Start einer bisher 15-jährigen Serie.
Im darauffolgenden Jahr habe ich wieder eine Anfrage vom Verein bekommen mit der Bitte eine neue Edition herzustellen. Ich hab dann bloß auf den Sockel etwas anderes geschrieben. Sie haben sich trotzdem super verkauft. Heute sind wir da schon deutlich einfallsreicher. (lacht)
Woher kommen dein Wissen für die Produktion und deine handwerklichen Fertigkeiten?
Das handwerkliche Geschick zum basteln und bauen habe ich im Blut. Aber das Know-How musste ich mir erst aneignen. Man wächst in die Sache rein. Ich habe bei Leuten, die dasselbe machen, viel über die Schulter geguckt und Freunde gefragt. Meine Frau war mir mit ihrer Erfahrung dabei auch eine große Hilfe.

Mehr als 53. (lacht) Der Arbeitsaufwand ist verhältnismäßig hoch und die gesamte Familie eingespannt. Meine Mutter häkelt die Mützen und Schals, meine Frau unterstützt mich beim montieren und bemalen. Beim Verpacken der Figuren hilft unser Sohn. Wir haben es nie mitgezählt. Aber es sind bestimmt mehr als 100 einzelne Schritte.
Wo fertigst du deine Figuren?
Wir haben in unserem Haus vier Räume dafür hergerichtet. Zwei Montagezimmer, einen Lackierraum und ein Zimmer für die Dreckarbeit, wie sägen und schleifen. Aber ich werde demnächst noch einen weiteren Raum umfunktionieren. Ich will es etwas moderner gestalten.
Viele Arbeitsstunden, traditionelles Handwerk, etc. Welchen Wert haben die Räuchermännchen für dich?
Theoretisch müsste ich für die Arbeit mehr bekommen. Das Material wird von Jahr zu Jahr teurer. Aber ich mache es für Dynamo und die Fans. Deshalb versuchen wir den Preis zu halten. Viele Dynamo-Fans sparen sich das Geld für die Karten und den Verein vom Mund ab. Ich freue mich, wenn sich die Leute über meine Arbeit freuen.
Du bist nun 15 Jahre dabei. Bist du trotzdem noch vor dem Verkaufsstart aufgeregt?
Ich bin jedes Jahr auf´s Neue angespannt. Ich hoffe immer bis zuletzt, dass meine Arbeit bei den Leuten gut ankommt. Den Nerv des Sammlers und der Fans zu treffen, ist nicht einfach.

Wahrscheinlich ist es das Männchen mit dem Doppelhalter „Wahre Liebe kennt keine Liga“ aus dem Jahr 2014. Da kam ich beim Produzieren fast nicht mehr hinterher. Aber es sind alle irgendwie geil. Alle hatten für den Entstehungs-Moment das gewisse Etwas. Es gibt eher den einen oder anderen, bei dem ich mir im Nachhinein gedacht habe, etwas besser machen zu können.
Was macht deine Räuchermännchen aus?
Es ist die Einzigartigkeit. Es gibt Hersteller, die ihre Figuren für viele verschiedene Kunden modifizieren. Meine Männchen gibt es nur für Dynamo. Ich arbeite nicht für Firmen oder andere Clubs. In den jährlich wechselnden Editionen steckt viel Liebe zum Verein.
Du machst das alles nebenbei, arbeitest hauptberuflich im Außendienst. Da geht sicher viel Freizeit verloren.
Man kommt von Arbeit heim und weiß, dass man noch etwas tun muss. Man nimmt sich vor bis 22 Uhr zu werkeln, aber meistens wird es dann doch immer später. Es ist zwar Stress, dieser ist aber positiv. Es macht mir einfach Spaß. Nebenbei habe ich immer gute Musik laufen und singe mit.
Was wird gespielt?
Das ist von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt verschieden. Bei den gröberen Sachen, wie bohren oder sägen, höre ich Rammstein oder Linkin Park. Beim Schleifen und Einpacken kann dann schon mal Roland Kaiser laufen.

Gute Frage! Ich bin seit der vierten Klasse Fan der SGD. Aue gab es für uns in dieser Zeit gar nicht. Ich erinnere mich, dass der große Bruder eines Schulfreundes Dynamo-Fan war. In seinem Zimmer hing ein Wandposter mit Walter Fritzsch und allen Spielern. Irgendwie bin ich dann Fan geworden. Ich selbst hab Fußball aber nur als Hobby betrieben, nie im Verein gespielt. Von der 8. bis zur 10. Klasse habe ich dann Volleyball gespielt, später Badminton. Die Technik lag bei mir immer schon in den Händen.
Hast du Erinnerungen an dein erstes Dynamo-Spiel?
Da war ich in der 6. Klasse. Für uns war es eine Weltreise von Olbernhau bis Dresden. Der Bus brauchte zweieinhalb Stunden. Wir hatten extra den Rucksack randvoll mit Verpflegung gepackt. Als wir am Stadion ankamen, mussten wir erstmal unsere Limo-Flaschen abgeben. (lacht) Für mich gibt es bis heute keinen anderen Verein.
Auf das es für immer so bleibt! Jens, danke dir für das Gespräch und deine tolle Arbeit!
Interview: Steffen Wunderlich
Fotos: Privat/Jens Held
Die aktuelle Edition der Dynamo-Räuchermännchen ist ab sofort im Dynamo-Fanshop und im Dynamo-Onlineshop für 34,95 Euro erhältlich.