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Wiedersehen mit einem erfolgreichen Traditionsverein
Es ist lange her, dass der 1. FC Kaiserslautern das letzte Mal in Dresden zu Besuch war. Um genau zu sein, sind mehr als 14 Jahre seit dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine vergangen. Dynamos heutiger Torwart-Trainer Thomas Köhler wird sich bestimmt gut daran erinnern können, weil er damals in der ersten Halbzeit im Dynamo-Tor stand, als im Mai 1998 die Pfälzer als frisch gekürter Deutscher Meister im alten Rudolf-Harbig-Stadion gastierten. Die „Roten Teufel“ schafften damals die Sensation, als Aufsteiger die Schale auf den Betzenberg zu holen. Am Freitagabend kreuzen sich die schwarz-gelben und roten Klingen nun zum ersten Mal in der 2. Bundesliga. Für Dynamo-Trainer Ralf Loose ist der Gegner ein Topfavorit auf den Aufstieg. „Von den drei Absteigern präsentieren sie sich als Einheit bisher am besten, außerdem haben sie eine gute Offensivabteilung“, schätzt der Coach ein, verweist dabei aber schmunzelnd auf die Tabelle und die Tatsache, dass seine Schützlinge ebenso zielsicher sind, in den ersten drei Punktspielen sogar schon einen Treffer mehr markieren konnten. „Ich hoffe, dass wir nach vorn so viel Mut aufbringen und uns durchsetzen können, damit wir den Gegner nicht nur beschäftigen, sondern ihn vor große Sorgen stellen.“Wenn es nach der Vorstellung des Trainers geht, soll seine Elf die Bälle schon im Mittelfeld erkämpfen und schnell auf Angriff umschalten, wie das zuletzt in Duisburg erfolgreich der Fall gewesen ist. Verzichten müssen die Schwarz-Gelben bei diesem Vorhaben allerdings auf ihren Kapitän Robert Koch, dessen Kampfstärke, Laufbereitschaft und Begeisterung fehlen werden, wie Ralf Loose sagt. Als Schwächung sieht er auch das verletzungsbedingte Fehlen von Idir Ouali an, der sich als schneller Spieler zuletzt in eine gute Position gespielt hatte. Wie der Dynamo-Coach auf die Ausfälle reagiert, will er erst nach Einzelgesprächen mit den Spielern entscheiden. Neuzugang Lynel Kitambala steht bereit, auch wenn der Trainer aufgrund der kurzen Eingewöhnungszeit noch keine Einschätzung zum Leistungsstand des Offensivspielers abgeben wollte. „Wir brauchen ihn vielleicht, also ist er eine Option“, verriet der 49-Jährige nur und hielt fest, dass alle Spieler auf dem Platz „101 Prozent“ geben müssen, um gewinnen zu können.
Romain Brégerie, der für den verletzten Robert Koch am Freitagabend die Binde des Kapitäns tragen wird, weiß ebenso um die Stärke der „Roten Teufel“, hat aber keine Angst. „Ich habe Vertrauen in unser Team. Kaiserslautern ist kein einfacher Gegner, aber als Profifußballer freuen wir uns auf dieses Spiel und wollen vor einer vollen Hütte zeigen, was wir können“, meint der Franzose selbstbewusst. Ein Wiedersehen gibt es für ihn als Abwehrspieler auch mit Mohamadou Idrissou, der zuletzt mit Eintracht Frankfurt die schwarz-gelbe Defensivreihe zweimal vor Probleme stellte. „Er ist kampfstark und kopfballgefährlich, wir aber auch“, sagt der Franzose selbstbewusst, ohne den Respekt vor der Klasse seiner Gegner vermissen zu lassen. „Für uns ist es toll, gegen gute Stürmer zu spielen und uns mit ihnen zu messen. Jeder muss in der Abwehr seine Aufgabe erledigen und wenn wir das konzentriert angehen, brauchen wir uns nicht vor Kaiserslautern fürchten.“ Zumal Gäste-Trainer Franco Foda ebenso auf wichtige Akteure verzichten müssen, die verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. Dazu gehören Alexander Bugera, Rodnei, Chadli Amri, Peter Simunek und Pierre de Wit.
Der 1. FC Kaiserslautern gehört als Traditionsverein zu den erfolgreichsten, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat. Allein fünf Spieler der deutschen Weltmeister-Elf von 1954 kickten für die „Roten Teufel“ und mit vier Meisterschaften sowie zwei Pokalsiegen haben die Pfälzer auch schon einige Titel gesammelt. Der Verein vom Betzenberg gehörte seit der Gründung der Bundesliga 1963 zum Oberhaus, stieg erstmalig 1996 in einem dramatischen Saisonfinale ab, um ein Jahr später sensationell auf die Bundesliga-Bühne zurückzukehren. Als 1991 für Dynamo Dresden das Bundesliga-Abenteuer anfing, trat der 1. FC Kaiserslautern am ersten Spieltag im Rudolf-Harbig-Stadion an. Vor 23.000 Zuschauern erzielte Tom Dooley das einzige Tor für den damals amtierenden Deutschen Meister. Insgesamt acht Mal trafen beide Vereine anschließend bis 1995 aufeinander, mit zwei Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen bei 7:14 Toren sieht die Bilanz aus Dresdner Sicht allerdings nicht unbedingt erfreulich aus. Betrachtet man die Statistik positiv, haben die Pfälzer allerdings vor gut 20 Jahren zum letzten Mal ein Pflichtspiel an der Lennestraße für sich entscheiden können. Blickt man noch ein wenig weiter zurück in die Geschichte, findet man in den Archiven auch den Hinweis auf den sogenannten „Deutschland-Cup“, der am 22. August 1990 in Dresden stattfand. Damals trafen Kaiserslautern und Dynamo als Pokalsieger der beiden deutschen Fußballverbände aufeinander, das Spiel endete nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit im Elfmeterschießen mit 4:2 für die „Roten Teufel.“
Die Partie wird am Freitag um 18 Uhr von Schiedsrichter Frank Willenborg aus Osnabrück angepfiffen. Die Stadiontore öffnen ab 16 Uhr, die Tageskassen bleiben geschlossen. Dynamo bittet alle Besucher, sich rechtzeitig auf den Weg zum Stadion zu machen und die zwei Stunden Einlasszeit zu nutzen, da das Spiel pünktlich angepfiffen wird. In den Kassenbereichen Lennéplatz sowie West sind jeweils Kassen geöffnet, an denen Tageskarten aufgewertet sowie das Stadion-Magazin „Kreisel“ gekauft werden kann.
Kaiserslautern entführt drei Punkte in die Pfalz
Dynamo Dresden muss sich in einem abwechslungsreichen und stimmungsvollen Heimspiel einer starken und besonders effektiv spielenden Elf aus Kaiserslautern geschlagen geben. Albert Bunjaku markierte nach einer guten halben Stunde die erste Führung für die Gäste, die Mickael Poté in der zweiten Halbzeit mit seinem vierten Saisontor egalisieren konnte. Doch nur wenige Minuten später jubelten die "Roten Teufel" erneut, nachdem Albert Bunjaku sein zweites Tor am heutigen Tag erzielte. Fortounis machte dann in der Schlussphase mit dem dritten Tor für Kaiserslautern alles klar. Dynamo-Trainer Ralf Loose nahm zwei Veränderungen in seiner Startelf vor. Im defensiven Mittelfeld durfte David Solga ran, auf der rechten Außenbahn warf der Neuzugang Lynel Kitambala ins kalte Wasser. Anthony Losilla rutschte ins zentrale Mittelfeld und zog dort als Regisseur die Fäden.In der Anfangsphase agierten beide Mannschaften zunächst verhalten, doch nach wenigen Minuten übernahmen die Gastgeber das Geschehen und erspielten sich die ersten Chancen. Die größte Gelegenheit hatte Mickael Poté, der mit einem Kopfball aus Nahdistanz den Pfälzer Keeper Tobias Sippel prüfte. Mit einer Glanzparade wehrte der Torwart die Kugel gerade noch so zur Ecke ab. Zuvor hatte sich auf der Außenbahn Lynel Kitambala, der erst in der Woche vom AS St. Etienne nach Dresden kam, gegen zwei Gegenspieler durchgesetzt und geflankt. Wenig später versuchte er sein Glück selbst mit einem Schuss aus sechszehn Metern.
Wie aus dem Nichts dann die Führung für die Gäste. Deren Kapitän Albert Bunjaku setzte sich über die linke Außenbahn nach vorn ab und ließ nach einem Doppelpass mit einem Schuss unter die Latte dem heranstürzenden Benjamin Kirsten keine Chance zur Abwehr. Vom Gegentor ließen sich die Schwarz-Gelben aber nicht beeindrucken und marschierten weiter nach vorn. Doch sowohl Lynel Kitambala per Kopf nach einer Flanke von Sebastian Schuppan als auch der Linksverteidiger selbst nach Kopfballverlängerung konnten die Möglichkeiten nicht zum Ausgleich nutzen. Vor dem eigenen Tor hatten die Dresdner zudem Glück, als Mohamadou Idrissou nach einem Fehler von Romain Brégerie allein auf Benjamin Kirsten zulief, im Dynamo-Keeper aber seinen Meister fand.
So ging es mit dem knappen Rückstand in die Kabine und die Statistik ließ für die zweite Halbzeit nicht viel Positives erahnen. Dynamo gewann seit dem Aufstieg 2011 kein Spiel nach einem 0:1, sechsmal gab es ein Remis, dazu neun Niederlagen.
Mit Dampf und Offensivdrang kamen die Gastgeber zurück auf den Platz, zeigten sich kampf- und spielstark, hatten aber im Abschluss kein Glück. Erst ballerte David Solga einen Freistoß zentral vor dem Strafraum in die Mauer, dann schrie das ganze Stadion "Hand", doch kein Reklamieren half, denn Absicht hatte der Schiedsrichter nicht erkannt. Kurz darauf nahm Anthony Losilla eine Kopfballablage von Mickael Poté direkt, doch sein Schuss ging über das Tor. Dynamo drückte weiter nach vorn und bekam auch neue Gelegenheiten. Lynel Kitambala hatte wohl die größte davon, als er nach einem Fehler der Pfälzer Abwehr durch Mickael Poté schön angespielt wurde und freie Bahn zum Tor hatte. Bevor er die Kugel aber abfeuern konnte, wurde er von zwei Verteidigern gestört. Nachdem Mickael Poté einen eigenen Kopfball nur knapp über das Gehäuse beförderte, ließ er die über 28.000 Dynamo-Fans dann doch noch jubeln.
Cheikh Gueye war nach vorn marschiert, fand aber keinen Abnehmer und dribbele in die Mitte, wo er den tödlichen Pass auf Anthony Losilla gab. Der Franzose hätte fast schon selbst schießen können, gab aber nochmal auf den Torschützen vom Dienst ab und ermöglichte Mickael Poté seinen vierten Saisontreffer im vierten Spiel. Das Stadion bebte und die Fans bejubelten die Mannschaft nach diesem hochverdienten Ausgleich. In dieser Gänsehautatmosphäre hatte Filip Trojan gleich die nächste Chance für die Schwarz-Gelben, doch aus aussichtsreicher Position wurde sein Freistoß zur Ecke abgefälscht. Kurz darauf probierte es der Tscheche aus 30 Metern mit einem Heber, der jedoch über das Tor flog.
Der nächste Angriff brachte dann erneut die Führung für die "Roten Teufel" und wieder war es Albert Bunjaku, der nach einem Pass von Fortounis aus spitzen Winkel mit einem Schuss den Innenpfosten streifte und den Ball in den Maschen versenkte. Dynamo musste nun hinten aufpassen, nicht in einen Konter der Gäste zu laufen, bemühte sich aber weiterhin, mit Offensivaktionen für Gefahr zu sorgen. Nach einer flachen Eingabe von Muhamed Subasic rutschte Mickael Poté nur knapp am Ball vorbei. Brutal effektiv hätte man das Spiel der Pfälzer zu diesem Zeitpunkt beschreiben können, denn aus drei Chancen konnten sie zwei Tore erzielen.
Obwohl die Fans und Spieler ihre Hoffnung nicht verloren, wurden diese Gedanken schnell verworfen, denn nach einer Flanke des eingewechselten Hendrick Zuck über die linke Seite stand Fortounis an der langen Strafraumecke frei und ließ Benjamin Kirsten mit einer Direktabnahme ins linke untere Eck keine Abwehrchance. Mit diesem Tor war mehr als eine Vorentscheidung gefallen, denn die Körpersprache der Schwarz-Gelben konnte deren Enttäuschung über den Spielverlauf kaum verstecken. Obwohl Muhamed Subasic für Mickael Poté, dessen Kopfball aus drei Metern über das Tor ging, fast noch einen zweiten Dresdner Treffer aufgelegt hatte, mussten sich die Gastgeber am Ende einer effektiven Mannschaft geschlagen geben. Mit einer ähnlichen Chancenverwertung wäre an diesem Abend in jedem Fall mehr drin gewesen.