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Sachsenduell gegen Aue wird zur Bewährungsprobe
Im März wurde in Dresden zuletzt eine geisterhafte Erscheinung gesichtet, als Dynamo ohne Fans gegen den FC Ingolstadt antreten musste. Damals handelte es sich zwar nicht um das Abstiegsgespenst, doch nach zwei Niederlagen in Folge und lediglich fünf Zählern in sieben Spielen fürchten sich die Anhänger an der Elbe jetzt vor diesem unerwünschten Gast. Nur noch das bessere Torverhältnis trennt die SG Dynamo Dresden von der Abstiegszone, in der es sich aktuell die „Veilchen“ auf Platz 17 bequem gemacht haben. Und ausgerechnet die kommen jetzt zum Sachsenduell an die Elbe. In der letzten Saison verlief das Heimspiel gegen Aue hochdramatisch. Mit einem knappen 1:0 gingen die Schwarz-Gelben in die Halbzeitpause, doch im zweiten Durchgang drehten die Gäste durch zwei Tore von Jan Hochscheidt die Begegnung noch zu ihren Gunsten. Dass dabei der entscheidende Siegtreffer erst in der Nachspielzeit fiel, wirkte auf die 28.000 Dynamo-Fans im Stadion wie ein einschlagender Hammer.Der Blick auf die aktuelle Tabelle lässt die Brisanz erahnen, die in dieser Partie steckt. Beide Mannschaften stehen punktgleich tief unten drin und suchen nach zuletzt durchwachsenen Leistungen dringend nach einem Erfolgserlebnis. Die Gäste aus Aue steckten bereits im letzten Spieljahr lange Zeit tief im Schlamassel und hauchten dem altbekannten Spruch mit dem schweren zweiten Jahr nach einem Aufstieg viel Wahrheit ein. Nun müssen sich auch die Dresdner mit dieser Erkenntnis auseinandersetzen, doch vor dem anstehenden Duell gegen Aue soll es keine Kompromisse geben. „Wir sind den Fans einen Sieg schuldig“, macht Kapitän Robert Koch unmissverständlich klar. „Sie haben uns zuletzt toll unterstützt.“ Der 26-Jährige will die Bedeutung der emotionalen Partie jedem seiner Mitspieler noch einmal ins Gedächtnis rufen und erwartet vom Kollektiv eine sichtbare Leistungssteigerung im spielerischen und kämpferischen Bereich. Von einer Krise will er trotz der angespannten Lage aber nicht sprechen, „denn es war nicht alles schlecht. Nur die Punktausbeute ist nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“
Gemeinsam hat die Mannschaft die Gründe für das schlechte Abschneiden analysiert und ist nach Aussage ihres Spielführers dabei ein ganzes Stück vorangekommen. Dynamo-Trainer Ralf Loose freut dieser Fortschritt und er verweist zusätzlich auf die Vergangenheit, als seine Schützlinge mehrfach unter Beweis stellten, Rückschläge wegstecken zu können. Zu diesen gehörte auch die Heimniederlage gegen Aue im letzten Jahr. „Da haben wir von der ersten Sekunde an nicht gezeigt, dass wir ein Derby bestreiten. In solchen Begegnungen gibt es aber keinen Preis für Schönspielerei. Da ist Durchsetzungsvermögen und Energie gefragt, um am Ende die Nase vorn zu haben.“ Wer für Dynamo die Kohlen aus dem Feuer holen soll, entscheidet sich wie immer nach der letzten Trainingseinheit, weil einige Spieler noch mit leichten Blessuren zu kämpfen haben. So bleiben bis zum Anpfiff hinter der Startelf einige große Fragezeichen stehen. Sicher ist nur, dass Benjamin Kirsten wieder als Nummer 1 ins Tor zurückkehrt.
Das Spiel gegen den sächsischen Rivalen kommt zum richtigen Zeitpunkt, wie Robert Koch verrät. „Wir müssen uns nicht verstecken und den Kampf sofort annehmen. Von der ersten bis zur letzten Minute.“ Ein angeschlagenes Selbstvertrauen wollte der Mittelfeldspieler nicht diagnostizieren, richtet aber mit einem Appell bittende Worte an die Fans. „Die Mannschaft würde sich freuen, wenn nach den ersten Fehlpässen nicht gleich gepfiffen wird, damit wir die Chance bekommen, uns ins Spiel zu finden und zu steigern“, hofft der Kapitän auf den treuen Zuspruch der Anhänger und die Aussicht, nach 90 Minuten gemeinsam dann einen Heimerfolg feiern zu können. Leicht wird diese Aufgabe für die Hausherren jedoch nicht, auch wenn die „Veilchen“ selbst bescheiden in die Saison gestartet sind. So wenige Punkte (5) wie jetzt standen zu diesem Zeitpunkt noch nie auf dem Konto der Kicker aus dem Lößnitztal. Zudem blieb das Team von Gästetrainer Karsten Baumann in fünf der sieben Spiele torlos und traf auswärts noch kein einziges Mal ins Schwarze. Keine Mannschaft der 2. Bundesliga hat insgesamt weniger Tore als Aue geschossen.
Zu DDR-Zeiten gab es insgesamt 58 Duelle in der Oberliga und die Bilanz spricht mit 31 Siegen bei zwölf Erfolgen der „Veilchen“ ganz klar für Dynamo. In der 2. Bundesliga gelang den Dresdnern allerdings erst ein Erfolg, als Klemen Lavric im Mai 2005 den Siegtreffer erzielte. Viermal gewannen die Erzgebirgler, zuletzt gab es im April in Aue ein freundschaftliches Unentschieden. Eines von vielen spannenden Duellen zwischen den beiden sächsischen Vereinen fand am 5. Juli 1953 in Berlin statt. In der Verlängerung holte Dynamo mit einem 3:2 den ersten Meistertitel an die Elbe. Wenn diesmal das gleiche Ergebnis nach 90 Minuten an der Anzeigetafel aufleuchtet, hätte sicher kein Schwarz-Gelber etwas dagegen.
Die Partie steht unter der Leitung von Christian Bandurski und wird um 13:30 Uhr angepfiffen. Die Stadiontore öffnen wie gewohnt bereits zwei Stunden vor Spielbeginn. Die Begegnung ist bereits ausverkauft, an den Tageskassen können lediglich das Stadion-Magazin Kreisel sowie Aufwertungskarten oder hinterlegte Tickets erworben werden.
Brégerie und Jänicke sorgen für schwarz-gelbe Erleichterung
Nach zwei Heimniederlagen zuletzt und nur einem Punkt aus vier Spielen standen die Schwarz-Gelben vor dem Sachsenduell gegen Erzgebirge Aue mächtig unter Druck. Mit Benjamin Kirsten, Sebastian Schuppan, Filip Trojan und Cristian Fiel kehrten vier Spieler in die Startelf zurück, die noch beim Auswärtsauftritt im Berliner Olympiastadion gefehlt hatten. Vor allem die Nominierung des 33-jährigen Routiniers sorgte bei den Fans vor dem Anpfiff für Vorfreude.Der Einsatz des Ex-Kapitäns sollte sich im Verlauf der ersten Halbzeit dann auch doppelt auszahlen. Die Anfangsphase nutzen beide Teams zum Einspielen und schon die ersten Minuten ließen deutlich werden, dass es für beide Mannschaften um viel geht. Viele harte Fouls und hitzige Dialoge zwischen den Spielern sorgten auch auf den Rängen für emotionale Ausbrüche, so dass sich eine dem Spiel angemessene Atmosphäre entwickelte. Die erste Chance für Dynamo hatte Mickael Poté, der nach einer scharfen Hereingabe von Robert Koch den Ball mit der Hacke über die Linie spitzeln wollte. Zum Glück für die "Veilchen" trudelte der Ball jedoch knapp am linken Pfosten über die Grundlinie. Im Gegenzug hätten die Hausherren fast das Gegentor kassiert, als Jakub Sylvestr seinen Gegenspieler narrte und mit links den Ball nur wenige Zentimeter neben das Tor setzte. Beide Mannschaften lieferten sich einen spannenden und unterhaltsamen Schlagabtausch, doch noch fehlten die entscheidenden Tore. In den Mittelpunkt rückte dann mit Cristian Fiel ein Spieler, der die Sympathien vieler Dynamo-Fans besitzt. Zunächst brachte er einen Freistoß auf Romain Brégerie, den der Franzose per Kopf zur wichtigen Führung verwandeln konnte. Kurz darauf war das gleice Duo für das 2:0 verantwortlich. Eckball-Kopfball-Tor. Mit diesem Doppelschlag innerhalb von vier Minuten kochte die Stimmung im Stadion über und die Mannschaft sorgte vorerst für einen beruhigenden Vorsprung. Filip Trojan hätte diesen unmittelbar vor dem Pausenpfiff vergrößern können, doch der Tscheche fand seinen Meister in Martin Männel, der mit dem Fuß parierte.
In der zweiten Halbzeit zogen die Gäste zunächst die Zügel an, blieben aber vor dem Dynamo-Tor ungefährlich. Die Schwarz-Gelben nutzen dagegen ihre Kontermöglichkeiten nicht. Für Aufsehen sorgte Lynel Kitambala, der für Idir Ouali in die Partie gekommen war. Mit einem überraschenden ansatzlosen Schuss aus der Distanz knallte er den Ball an die Latte und hätte dadurch fast ein Traumtor erzielt, doch das Gebälk bewahrte die Gäste vor dem dritten Gegentreffer. Auf der anderen Seite zeigte Benjamin Kirsten mit tollen Paraden zweimal seine Klasse und sicherte dadurch den komfortablen Vorsprung. Erst hätte Mickael Poté per Kopf den Ball fast ins eigene Tor befördert, beim zweiten Mal prüfte der eingewechselte Ronny König den Dresdner Keeper. Machtlos war dieser aber sieben Minuten vor dem Abpfiff gegen den Gewaltschuss von Jakub Sylvestr, der aus 16 Metern unter die Latte zum Anschlusstreffer traf. Zuvor konnte die Dynamo-Abwehr nach einem Eckball die Gefahrensituation nicht konsequent klären und ermöglichte damit den "Veilchen" die Gelegenheit zum Treffer. Bevor jedoch nochmal richtig Spannung aufkommen konnte, eroberte der ebenfalls ins Spiel gekommene Tobias Jänicke den Ball im Mittelfeld, lief nach vorn und schickte nach einem Zuspiel aus dem Mittelfeld die "Veilchen" mit einem satten Linksschuss ins lange Eck punktlos auf die Heimreise.
Als der Schiedsrichter dann mit zwei Minuten Nachspielzeit die Partie beendete, fielen sich Spieler und Fans in die Arme, um den wichtigen Erfolg gegen den Erzrivalen aus Sachsen zu feiern. Mit lauten Sprechchören feierten die Anhänger mit der Mannschaft und ließen vor allem Cristian Fiel hochleben, der mit zwei sauberen Vorlagen und Romain Brégerie als Vollstrecker den Weg für den ersten Heimsieg ebnete.