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Den inneren Schweinehund bekämpfen und das Glück erzwingen
„Macht es noch einmal so, Jungs“, möchte man den schwarz-gelben Pokalhelden vom Mittwoch zurufen, um die vielen positiven Eindrücke der 120 Minuten mit in den harten Alltag der 2. Bundesliga nehmen zu können. Mit dem 1. FC Union Berlin kommt ein Verein an die Elbe, der in dieser Saison wie Dynamo noch nicht so richtig in Fahrt gekommen ist. Zwar rangieren die Köpenicker mit drei Punkten mehr auf dem Konto in der Tabelle vor Dresden, doch nach der guten Platzierung im Vorjahr rennt man diesmal den eigenen Erwartungen und einem angepeilten Aufstiegsplatz noch weit hinterher. In der Liga schien es so, als ob sich die Berliner nach einem dürftigen Saisonstart und nur einem Punkt aus den ersten fünf Spielen erholt haben. Immerhin blieben sie in den anschließenden fünf Spielen ungeschlagen, holten 11 Punkte, doch im letzten Punktspiel setzte es gegen Paderborn eine ärgerliche Heimpleite und im DFB-Pokal kam das späte Aus gegen den Drittligisten Kickers Offenbach.Die Gäste reisen deshalb voller Elan an die Elbe, um mit einem Punktgewinn in die Spur zurückzufinden. Auch die Schwarz-Gelben stehen nach zwei bitteren Niederlagen in Hamburg und Hannover vor der Aufgabe, sich wieder aufzurichten. Ein Erfolgserlebnis ist dringend notwendig. So sieht es auch Mittelfeldspieler David Solga: „Natürlich haben wir uns über die letzten beiden Ergebnisse sehr geärgert und innerhalb der Mannschaft darüber gesprochen, allerdings müssen wir jetzt nach vorn schauen, um drei Punkte einzufahren.“ Auf den Nachteil angesprochen, anders als Union noch einmal 30 Pokalminuten mehr in den Knochen zu haben, verweist der 30-Jährige auf die vielfältigen Möglichkeiten, die den Spielern zur Regeneration zur Verfügung stehen. „Ordentlich essen, gut trinken und mit Massagen sowie Besuchen in der Sauna werden die müden Beine schnell wieder munter“.
Auch Cheftrainer Ralf Loose möchte den langen Pokalabend nicht als potenzielle Ausrede gelten lassen: „Sicherlich mussten wir mehr Laufarbeit verrichten, um uns so gegen einen Erstligisten zu präsentieren“, sagt der Coach, „aber wir brauchen jetzt nicht großartig darüber zu diskutieren oder zu jammern.“ Der Trainer fordert von seinen aktiven Schützlingen, den inneren Schweinehund zu überwinden, um nach zwei guten, aber ergebnistechnisch unglücklichen Auftritten endlich wieder positive Schlagzeilen zu schreiben. Mit der Kampfgeist und der Rückkehr des Selbstvertrauens sollen die „Eisernen“ geschlagen werden. Damit das klappt, hofft Ralf Loose auch auf das „nötige Quentchen Glück, welches uns zuletzt leider gefehlt hat.“
Die Aufstellung für das Spiel bleibt wie immer bis zum Abschlusstraining offen. Klar ist, dass der Trainer weiterhin auf Filip Trojan verzichten muss, der frühestens zum übernächsten Heimspiel gegen den FSV Frankfurt in der Mannschaft zurückerwartet wird. Auch Kapitän Robert Koch muss noch einmal wegen seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Braunschweig auf der Tribüne Platz nehmen. „Wir werden aus den Trainingseindrücken schließen, wer in einer guten körperlichen Verfassung ist, um ins Rennen geschickt zu werden“, äußerte sich der Coach verhalten über seine erste Elf. In jedem Fall wird Benjamin Kirsten wieder ins Tor zurückkehren. Gemeinschaftliche Aufbauarbeit leisteten die Mannschaft und Trainer bei Mickael Poté, der nach seinem vergebenen Elfmeter zunächst tief traurig war. „Wir wissen, was wir an ihm haben. Er hat schon viele wichtige Treffer für Dynamo erzielt und ich bin zuversichtlich, dass wir ihn zurück in die Spur bringen, ist sich Ralf Loose sicher. Ob er sein Team insgesamt auch taktisch umstellt, ließ er mit Blick auf die Leistungen der Wechselspieler im Pokalspiel noch offen und verwies auf die vielen Varianten, die sich im offenen Bereich ergeben.
Dynamo Dresden und der 1. FC Union Berlin trafen in der Vorsaison erstmals in der 2. Bundesliga aufeinander, beide Teams gewannen jeweils zu Hause mit 4:0. Insgesamt konnten die „Eisernen“ jedoch sechs der vergangenen sieben Pflichtspiele gegen die Schwarz-Gelben gewinnen. Die Köpenicker haben ein eingespieltes Gerüst an Spielern. Im Sommer verließen nur Madouni und Ede die Wuhlheide. Union-Coach Uwe Neuhaus, der seit 2007 das sportliche Zepter in den Händen hält, holte insgesamt sechs neue Spieler, teilweise mit Bundesliga-Erfahrung. So kicken Adam Nemec (Kaiserslautern), Daniel Haas (Hoffenheim) und Fabian Schönheim (Mainz 05) seit dieser Saison im rot-weißen Dress
Die Partie beginnt am Sonntag um 13:30 Uhr und steht unter der Leitung von Günter Perl aus München. Die Stadiontor öffnen zwei Stunden vor Spielbeginn. Einige wenige Restkarten sind noch erhältlich. An den Tageskassen wird es in jedem Fall das Stadion-Magazin „Kreisel“ sowie Aufwertungskarten geben. Die SG Dynamo Dresden rechnet mit einem ausverkauften Haus und erwartet 2.600 Fans der „Eisernen“ im Gästebereich.
Zwei Kontertore bringen Dynamo in Bedrängnis
Nach dem tollen Pokalauftritt gegen Hannover blieb im Heimspiel gegen Union Berlin der so wichtige Heimsieg aus. Die Eisernen entführen die drei Punkte in die Hauptstadt und entscheiden das Spiel mit 2:0 für sich. Zweimal war Fabian Schönheim nach einem schnellen Angriff in die Dresdner Hälfte zur Stelle. Trotz klarer offensiver Überlegenheit gelingt es den Schwarz-Gelben nicht, ein Tor zu erzielen. Nun steckt Dynamo tief im Abstiegsschlamassel drin.In den letzten Spielen der Sportgemeinschaft gegen Union Berlin gab es mit Ausnahme der Vorsaison, als ein deutlicher 4:0-Erfolg vor eigenem Publikum gelang, immer wieder traurig Gesichter bei den Dynamo-Fans. Das sollte auch diesmal nach 90 Minuten so sein. Vor Anpfiff überraschte Cheftrainer Ralf Loose mit einer neuen Taktik und bot neben Mickael Poté als zweiten Stürmer Lynel Kitambala auf. In der Abwehr musste Bjarne Thoelke kurzfristig für den verletzten Vujadin Savic ran.
Die Anfangsphase wurde dann auch von den Schwarz-Gelben in eindrucksvoller Weise offensivstark und gefährlich dominiert. Gleich drei Eckbälle in den ersten zehn Minuten und Schussgelegenheiten für David Solga und Anthony Losilla ließen die Zuschauer auf ein erfolgreiches Spiel hoffen. Ein Missverständnis zwischen dem Franzosen und Cristian Fiel führte dann allerdings zu einer Kontergelegenheit für Union Berlin. Fabian Schönheim setzte sich nach einem langen Ball in den Dynamo-Strafraum gegen Romain Brégerie und Cheikh Gueye durch und erzielte mit einem straffen Schuss die Gästeführung. Damit war war der bisherige Spielverlauf auf den Kopf gestellt, doch vom Rückstand unbeeindruckt spielten die Schwarz-Gelben weiter nach vorn. Nach der Drangphase zuvor probierte es Dynamo jetzt allerdings mit etwas mehr Ruhe, kam allerdings nicht entscheidend vor das gegnerische Tor. Klare Chancen waren Mangelware, auch die Köpenicker ließen ein konsequentes Angriffsspiel vermissen und lauerten stattdessen auf Konter. Beide Mannschaften boten trotzdem ein temporeiches Spiel und überließen dem Kontrahenten viel Platz auf dem Rasen. Weitere Tore fielen jedoch nicht, so dass Dynamo mit einem knappen Rückstand in die Halbzeitpause ging.
Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten übernahmen die Schwarz-Gelben die Initiative und hätten durch Lynel Kitambala fast den Ausgleich markiert, doch der Stürmer verpasste knapp eine scharfe Eingabe von Anthony Losilla. Als sich der K-Block gerade richtig warm gesungen hatte, klingelte es erneut im Dynamo-Tor. Nach einem leichten Ballverlust im Mittelfeld wurde Patrick Zoundi über die linke Seite ins Spiel gebracht. Der Berliner stürmte unbedrängt bis in den Strafraum, legte dort quer auf den mitgelaufenen Fabian Schönheim, der seinen zweiten Treffer erzielte.
Jetzt wurde es für die Schwarz-Gelben dreifach schwer, denn die 120 Pokalminuten gegen Hannover drückten nun mächtig auf die Beine, doch die Mannschaft ließ sich nicht hängen und kämpfte weiter verbissen. Viel kam dabei jedoch nicht heraus, denn die Angriffe wirkten einerseits nicht mehr so frisch, andererseits war gegen die nun kompakt stehende Union-Abwehr immer seltener ein Durchkommen. Die Gäste beschränkten sich wie schon zuvor auf eine sichere Defensive und lauerten auf Konterchancen, die sich zwangsläufig ergaben. Die besten Gelegenheiten für Dynamo hatte der eingewechselte Petar Sliskovic, der eine Hereingabe von Idir Ouali aus Nahdistanz verfehlte. Wenig später prüfte Anthony Losilla den Keeper der "Eisernen", Daniel Haas, mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern. Der Torwart lenkte den Versuch des Franzosen mit den Fingerspitzen aber noch zur Ecke. Selbst ein verunglückter Rettungsversuch von Marc Pfertzel, der den Ball aus wenigen Metern fast in den eigenen Kasten geklärt hätte, brachte nicht das erhoffte Erfolgserlebnis. Kurz darauf verpasste auch Cristian Fiel im Rutschen eine Eingabe von Idir Ouali knapp.
Die Gästefans aus der Wuhlheide waren sich zu diesem Zeitpunkt schon sicher, dass in Dresden der Auswärtssieg greifbar nah ist. Sie verfielen in Jubelstimmung, während der Rest des Stadions bedrückt und enttäuscht die letzten Spielminuten verfolgte. Als Schiedsrichter Günter Perl mit zwei Minuten Verspätung die Partie beendete, gab es von den Rängen nicht wenige Pfiffe. Nach der erneuten Heimniederlage stehen die Schwarz-Gelben zwar immer noch nicht auf einem der letzten drei Plätze, doch im Angesicht der Tatsache, dass nur noch das Torverhältnis dafür ausschlaggebend ist, sollte nun auch jeder Fan und Sympathisant genauso wie die Mannschaft und das Umfeld im bitteren Abstiegskampf angekommen sein.