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Konzentration und Entschlossenheit für das Erfolgserlebnis
Das Stadion der Freundschaft in Cottbus steht am Sonntagnachmittag spätestens ab 13:30 Uhr unter Strom. Denn Energie trifft auf Dynamo. So lautet jedenfalls die einfache Formel am 13. Spieltag der 2. Bundesliga. Das Duell der beiden Ostvereine elektrisiert im Vorfeld nicht nur die Fanlager auf beiden Seiten, sondern sorgt besonders im Lager der Schwarz-Gelben für hohe Anspannung. Denn nach der bitteren Heimniederlage zu Hause gegen Union Berlin braucht die Sportgemeinschaft Dynamo dringend ein Erfolgserlebnis. Das wird gegen die Lausitzer allerdings nicht so einfach, denn die Tabelle spiegelt eindrucksvoll den bisher sehr unterschiedlichen Saisonverlauf der zwei Mannschaften wieder. Während die Cottbuser derzeit auf dem vierten Platz mal wieder Höhenluft schnuppern, steckt Dynamo auf Platz 15 etwas tiefer im Schlamassel.„Die Fronten sind geklärt“, meint auch Dynamo-Chefrainer Ralf Loose, der sich immer noch darüber ärgert, dass sich seine Schützlinge durch leichte Abwehrfehler zuletzt mehrfach um den Lohn der eigenen Arbeit brachten. Das Rezept für den Erfolg umschreibt der Coach dementsprechend auch so: „Es muss uns gelingen, vor dem eigenen Tor sicher zu stehen und dann schnell nach vorn zu spielen.“ In vielen Einzelgesprächen hat der 49-Jährige mit seinen Spielern die letzten Auftritte ausgewertet und das Training darauf ausgerichtet, die Mängel im Spiel zu beheben. „Die Jungs haben selbstkritisch ihre Leistungen eingeordnet. Man spürt, dass sich alle der Ernsthaftigkeit unserer Lage bewusst sind“, sagt Loose und bekräftigt sein Vertrauen in seine Mannschaft, verbunden mit der Hoffnung, dass sie in den nächsten Wochen besser auftreten wird.
Für das Spiel gegen Energie Cottbus kann Dynamo wieder auf Filip Trojan bauen, der nach Verletzung in dieser Woche ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist. Fehlen wird definitiv Petar Sliskovic, der an den Übungseinheiten wegen einer Prellung am rechten Mittelfuß nicht teilnehmen konnte. Wie immer wird das Trainer-Team erst nach dem Abschlusstraining die 18 Spieler für den Kader nominieren, die die Kohlen aus dem Feuer holen sollen. Vor seiner Rückkehr nach Cottbus wünscht sich Sebastian Schuppan, der von 2002 bis 2008 bei den Lausitzern unter Vertrag stand, vor allem Kampf und die bedingungslose Bereitschaft, das berühmte grüne „Gras zu fressen“ und dem Erfolg alles andere unterzuordnen. „Wir haben oft gut gespielt, aber selten etwas Zählbares mitgenommen. Diesmal müssen wir den Spieß vielleicht umdrehen“, glaubt der 26-Jährige. Um hinten sicher zu stehen, gilt das besondere Augenmerk vor allem einem wie Boubacar Sanogo, der mit bisher acht Saisontreffern zu den Top-Torschützen der aktuellen Serie zählt und im Sommer vom AS Saint-Ètienne nach Cottbus kam. „Bei ihm muss man jede Sekunde hellwach sein, denn er ist immer bereit, auch mal einen Abpraller zu versenken“, warnt Ralf Loose vor dem Energie-Stürmer, der „mit Konzentration, Körpereinsatz und Entschlossenheit aus dem Spiel genommen werden kann.“
Dynamo Dresden hat in der Vergangenheit nur eins von insgesamt sechs Zweitligaspielen gegen Cottbus gewonnen. Der Sieg gelang im letzten Aufeinandertreffen im Dezember 2011, als die Schwarz-Gelben mit einem 2:1 vom Platz gingen. Seit nunmehr 15 Jahren hat die SGD im Stadion der Freundschaft auch nicht mehr gewinnen können. Im Mai 1997 schlugen die Dresdner in der Regionalliga den späteren Aufsteiger und DFB-Pokalfinalisten mit 2:0.
Die Partie steht unter der Leitung von Michael Weiner aus Ottenstein und beginnt um die 13:30 Uhr. Ab 11 Uhr öffnen die Stadiontore, die Tageskassen bleiben geschlossen. Ingesamt erwarten die Gastgeber über 21.000 Zuschauer, davon werden etwa 3.000 Dynamo-Fans ihre Mannschaft von den Rängen unterstützen.
Angekommen im Abstiegskampf
Dynamo kann sich auf harte Zeiten einstellen, denn auch das Auswärtsspiel beim Favoriten Energie Cottbus ging mit 0:2 verloren. Bereits nach einer halben Stunde waren die Messen quasi schon gelesen, denn nach der frühen Führung durch Sörensen, der per Kopf in die Maschen traf, erhöhte Banovic per Foulelfmeter, nachdem Gueye seinen Gegenspieler ungeschickt im Strafraum zu Fall gebracht hatte. In der zweiten Hälfte traten die Schwarz-Gelben deutlich besser auf, als noch im ersten Durchgang. Pech hatte Mickael Poté, der einen Kopfball nur an den Pfosten platzieren konnte.Mit einer aus dem Pokalspiel gegen Hannover 96 bewährten Viererkette, die von Florian Jungwirth zusätzlich verstärkt wurde, wollte Dynamo-Trainer Ralf Loose zunächst das eigene Tor absichern. So war Mickael Poté erneut der einzige Stürmer in der Startelf. Nach drei Niederlagen in Folge standen die Schwarz-Gelben unter Zugzwang, um den Abwärtstrend der letzten Wochen und das Abrutschen in die tatsächliche Abstiegszone unbedingt zu verhindern. Gegen Energie Cottbus schien dieses Unterfangen nicht leicht zu werden, denn von den bisherigen sechs Zweitliga-Begegnungen mit den Lausitzern konnten die Dresdner nur eine für sich entscheiden.
Trotz strömendem Regen waren über 20.000 Zuschauer ins Stadion der Freundschaft gepilgert, knapp 3.000 davon drückten der Dynamo-Elf die Daumen. Das half aber nur ganze sieben Minuten, denn da stand es schon 1:0 für die Gastgeber. Von der linken Strafraumecke kam der Ball an den langen Pfosten, wo der kleine Florian Jungwirth gegen den wesentlich größeren Dennis Sörensen keine Gelegenheit zur Abwehr hatte. Der Cottbuser Mittelfeldspieler konnte so problemlos per Kopf die Führung für die Lausitzer erzielen. Das frühe Gegentor kam der taktischen Ausrichtung der Schwarz-Gelben ungelegen, doch die Mannschaft steckte diesen Rückschlag weg und versuchte nun selbst offensiv Akzente zu setzen. Über Cristian Fiel kam der lange Ball über die linke Seite zu Idir Ouali, der sich gegen zwei Gegenspieler durchsetzen konnte und in der Mitte mit Mickael Poté einen Abnehmer für seine Flanke fand. Doch der Kopfball des freistehenden Dynamo-Stürmers landete direkt in den Armen von Thorsten Kirschbaum. Gezählt hätte ein mögliches Tor allerdings nicht, da Schiedsrichter Michael Weiner vorher ein unfaires Spiel gesehen hatte. Auf der anderen Seite führte Foul nach einem ungeschickten Zweikampf von Cheikh Gueye schließlich zur nächsten aufregenden Szene. Der Rechtsverteidiger wollte an der Strafraumgrenze den anrauschenden Alexander Bittroff stoppen, ließ sich aber einmal ausspielen und zog dann dem Lausitzer das Standbein weg. Es folgte das fällige Duell zwischen Torwart und Elfmeterschützen, dass der Cottbuser Ivica Banovic gegen Benjamin Kirsten souverän gewann. Nach einer halben Stunde lag Dynamo mit 0:2 im Hintertreffen und war bis zum Pausenpfiff dann völlig von der Rolle. So hatte man sich diesen Auswärtsauftritt nicht vorgestellt.
Die Hoffnung auf eine bessere zweite Halbzeit keimte auf, als die Schwarz-Gelben mit viel mehr Schwung zurück auf den klatschnassen Rasen kamen. Nachdem Idir Ouali nach einem Eckball den abgewehrten Ball zurück in den Cottbuser Strafraum stocherte, nahm Dynamo-Kapitän Robert Koch das erste Mal das gegnerische Gehäuse als Zielscheibe unter Beschuss, allerdings verfehlte er das Tor zu deutlich. Zehn Minuten waren nach der Pause gespielt, als es im Strafraum der Lausitzer hoch her ging. Idir Ouali, der heute zu den aktivsten und lauffreudigsten Dresdnern gehörte, erhielt von Robert Koch einen guten Pass in den Raum, sprintete zum wiederholten Mal über seine Seite nach vorn und fiel im Strafraum nach einem Zweikampf von Alexander Bittroff zu Boden. Als Foul wurde dieser Einsatz wohl berechtigt nicht gewertet, trotzdem gab es anschließend eine Rudelbildung, die Schiedsrichter Michael Weiner nach Rücksprache mit seinen beiden Assistenten mit drei Gelben Karten für Ouali, Bittroff und Koch beendete. Mitte der zweiten Hälfte hätten die mitgereisten Dynamo-Fans dann beinahe Grund zum Jubeln gehabt, als Mickael Poté einen Flankenball per Kopf fast ins Tor befördert hätte, doch der linke Pfosten machte seinem Namen alle Ehre und verhinderte den möglichen Anschlusstreffer.
Diese Gelegenheit sorgte in den nächsten Minuten allerdings wieder für einen Schub bei Energie, die durch Boubacar Sanogo und Marc-Andre Kruska beste Möglichkeiten hatten, die Führung der Cottbuser auszubauen. Benjamin Kirsten konnte Schlimmeres mit tollen Paraden aber vereiteln. In der 74. Minute tauschte Dynamo-Trainer Ralf Loose das erste Mal. David Solga kam für Cristian Fiel ins Spiel und sorgte mit seiner ersten Aktion gleich für die nächste Verwarnung. Für ein Foul von hinten an der Seitenlinie kassierte er eine Gelbe Karte. Nur 60 Sekunden später ging der Mittelfeldspieler in einen Zweikampf, um den schnellen Angriff der Lausitzer zu stoppen. Ein Pfiff, ein Griff in die Hosentasche, ein ungläubiges Gesicht und ein innerlicher Fluch ließen das Unheil erahnen, dass nun auf Dynamo einprasselte. Nach nur drei Minuten musste der eben erst ins Spiel gekommene David Solga die Segel schon wieder streichen und nach seiner zweiten Gelben Karte vom Platz. Die Schwarz-Gelben stellten sich nun mit zehn Mann gegen die konterstarken Gastgeber, doch die Hoffnung auf eine Wende im Ostduell ging mit diesem Augenblick nachvollziehbar verloren. Die ersten Dynamo-Fans verließen frustriert und enttäuscht das Stadion. Cottbus zog nochmal die Zügel an und wollte mit dem dritten Tor auch dem eigenen Publikum noch eine gute Aktion bieten, doch bei zwei Versuchen von Daniel Adlung war Benjamin Kirsten jeweils spektakulär zur Stelle.
An der Niederlage änderte das aber nichts mehr, so dass die Schwarz-Gelben nun mit der vierten Pleite in Folge im Tabellenkeller verharren und am Freitag im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt einmal mehr mächtig unter Zugzwang stehen, um die aufkommende Unruhe im Umfeld nicht noch größer werden zu lassen.