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Mickael Poté: "Wir spielen für Dynamo Dresden."
„Wir spielen und arbeiten für den Club, für Dynamo Dresden“, sagte Stürmer Mickael Poté, als er vor der Partie am Freitag gegen den FSV Frankfurt auf die sportliche Lage des Vereins und die daraus entstandenen Diskussionen angesprochen wurde. Der Torschütze vom Dienst hat bereits mit ähnlichen Situationen in Frankreich seine Erfahrungen gemacht. Der letzte Treffer gelang dem Angreifer Ende Oktober in Hamburg, als er zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung gegen St. Pauli für die Schwarz-Gelben traf. Klagen möchte er darüber aber nicht, sondern weiter an sich und mit der Mannschaft arbeiten, damit es wieder Dynamo-Tore zu bejubeln gibt. „Der Fußball bringt solche Momente mit sich, in denen es einfach nicht läuft. Das anstehende Spiel wird schwierig für uns, aber wir werden keine Angst haben und müssen in der Anfangsphase cool bleiben“.Diese Lockerheit demonstriert auch Cheftrainer Ralf Loose, für den es am Freitag gegen den Sechsten der Tabelle so wie immer um drei wichtige Punkte für den Klassenerhalt geht. „Die SG Dynamo Dresden ist wichtig, nicht der Trainer“, sagt er einfach so und lässt die fragenden Journalisten wissen, dass er sich ausschließlich auf das Spiel konzentriert. Der 49-Jährige kennt das Fußballgeschäft genau und weiß um die Bedeutung der Partie gegen die Hessen aus Frankfurt-Bornheim: "Ich bin der Erste, der den Erfolg zurück will und diese Einstellung auch vorlebt.“ Von seinen Schützlingen verlangt er vor heimischer Kulisse eine kämpferische Leistung. „Wir müssen von der ersten bis zur letzten Minuten präsent sein und die Dinge auf dem Platz in die richtige Richtung lenken, also die gegnerische Abwehr mehr beschäftigen als die eigene.“ Um das zu erreichen, denkt der Trainer über eine Anpassung des Spielsystems nach, auch vor dem Hintergrund, mindestens zwei Tore selbst zu erzielen. Denn die Abwehr der Schwarz-Gelben zeigte sich nicht immer sattelfest, so dass ein Gegentor nie auszuschließen ist. „Wir müssen mit Biss auftreten und über die Außenbahnen permanent mutig nach vorn spielen, um die Stürmer mit Vorlagen zu füttern." Idir Ouali gelang das in Cottbus über die linke Seite schon hin und wieder, aber diesmal hofft der Coach darauf, dass auch über die andere Außenbahn mehr Gefahr für das gegnerische Tor ausgestrahlt wird.
Personell muss Ralf Loose auf den gelb-rot gesperrten David Solga verzichten. Außerdem fällt Cüneyt Köz mit Muskelfaserriss aus und nach seiner Verletzungspause hat Petar Sliskovic noch zuviel Trainingsrückstand und wird deshalb auch nicht mit im Kader stehen. Die Gäste aus Hessen müssen einige prominente Ausfälle kompensieren. Kapitän Björn Schlicke sitzt eine Rotsperre ab, der Brasilianer Gledson sowie Zafer Yelen, Tofan Tosunoglu und Marcus Gaus kämpfen in der Reha um ein Comeback auf dem Fußballplatz.
In der letzten Spielzeit gab es zwischen Dynamo Dresden und dem FSV Frankfurt zweimal ein Unentschieden. Vor heimischen Publikum stand im Dezember 2011 am Ende ein 2:2 auf der Anzeigetafel. Die Schwarz-Gelben konnten durch ein frühes Tor von Robert Koch und ein Eigentor des Gegners kurz nach der Pause zweimal in Führung gehen, doch mit schwarz-gelben Geschenken zum Advent bescherte man den Gästen einen unverhofften Punktgewinn. Muhamed Subasic sorgte erst mit einem Eigentor per Kopf für den Ausgleich, in der Schlussphase sicherten sich die Gäste dann durch einen Elfmeter einen Zähler. Im Rückspiel gab es im Mai 2012 zum Abschluss der Saison ein 1:1. Auch da lag Dynamo durch den letzten Treffer von Zlatko Dedic im Dynamo-Trikot vorn, bevor Ilijan Micanski für die Hessen traf.
Die Zeit für Geschenke ist in Anbetracht der prekären Tabellensituation jedoch vorbei, zumal das Weihnachtsfest noch in weiter Ferne ist. Dynamo braucht gegen den überraschend gut in die Saison gestarteten FSV Frankfurt einen Heimsieg, um einerseits den endgültigen Absturz ans Tabellenende und damit das Leuchten der rote Laterne in Elbflorenz zu vermeiden, andererseits die Nerven der vielen Dynamo-Fans zu schonen und den Rücken des Trainers, mit dem der Aufstieg und der Klassenerhalt gelang, in dieser sicherlich nicht einfachen Phase für den Verein zu stärken. Ralf Loose erwartet eine hochinteressante Partie, in der er nicht nur von jedem seiner Spieler einen guten Auftritt erwartet, sondern sich von den Rängen auch die Unterstützung der Mannschaft wünscht.
Dynamo kämpft sich zum Heimsieg
Dynamo hat das Heimspiel gegen den FSV Frankfurt mit 2:1 gewonnen. In einer wahnsinnig intensiven ersten Viertelstunde brachte Sebastian Schuppan seine Mannschaft mit zwei Toren frühzeitig in Front. Zunächst versenkte er nach fünf Minuten nach einem Eckball die Kugel aus Nahdistanz im gegnerischen Tor, zehn Minuten später trat er nervenstark vom Elfmeterpunkt an, nachdem Filip Trojan im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Mit der komfortablen 2:0-Führung im Rücken gelang es den Schwarz-Gelben danach nicht, das Spiel in die eigenen Hände zu nehmen. Frankfurt wurde durch die Einwechslung von Yun stärker und kam zu mehreren Gelegenheiten.In der zweiten Halbzeit wurde es dann turbulent. Nach Foul an Mickael Poté durfte Sebastian Schuppan erneut vom Punkt antreten, scheiterte aber diesmal am rechten Pfosten. Im direkten Gegenzug erzielten die Bornheimer dann durch Mathew Leckie den Anschlusstreffer und bei Dynamo begann das geschlossene Nervenflattern. Als Mickael Poté dann noch mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz gehen musste, schwante den 20.133 Zuschauern nichts Gutes. Doch mit Glück und Geschick brachten die Dresdner die knappe Führung über die Zeit und holen sich drei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.
Die Gäste aus Frankfurt mussten auf einige Stammkräfte verzichten, während Dynamo-Trainer Ralf Loose nur eine einzige Änderung zum letzten Spiel in seiner Startelf vornahm. Für Florian Jungwirth rückte Filip Trojan in die Mannschaft. Schon in den ersten Spielminuten zeigten die Schwarz-Gelben mit breiter Brust, dass ihnen die Bedeutung dieser Partie bewusst war. Robert Koch hatte als Erster die Führung auf dem Fuß, aber sein Heber aus guter Position ging über den Kasten von Patric Klandt. Kurz darauf klingelte es aber doch im Tor der Bornheimer. Ein Eckball fiel dem Linksverteidiger direkt vor die Füße und aus Nahdistanz hatte er keine Mühe, das Leder im Kasten der Frankfurter unterzubringen. Jubelnd drehte der Torschütze ab und ließ sich an der Eckfahne von seinen Mitspielern beglückwünschen. Dabei ging leider auch die Eckfahne zu Bruch. Mickael Poté, der von Schiedsrichter Florian Steuer als Übeltäter ausgemacht wurde, bekam dafür eine Gelbe Karte. Die frühe Führung sollte dem Spiel der Schwarz-Gelben Sicherheit geben und auch den sangesfreudigen Fans auf den Rängen dürfte in diesen Momenten der eine oder andere schwere Stein vom Herzen gefallen sein.
Wenige Minuten später schien der Abend in die richtige Richtung zu tendieren. Filip Trojan dribbelte sich vor den Strafraum und wurde schließlich energisch zu Fall gebracht. Die Landung legte er im Sechzehner hin, so dass trotz Protesten der Frankfurter ein Elfmeter für Dynamo heraus kam. Sebastian Schuppan nahm sich die Kugel und legte sie souverän in die linke Ecke. 2:0 für Dresden und das Stadion erwachte zum Freudentanz. Der Spielstand sorgte auf den Rängen für große Erleichterung und es schien fast so, als ob den Schwarz-Gelben bis zu diesem Zeitpunkt der Fußballgott zu 100 Prozent zur Seite steht. Anthony Losilla hätte mit einem fulminanten Fernschuss fast schon das dritte Tor erzielt, doch der Franzose fand seinen Meister im Frankfurter Keeper. Gäste-Trainer Benno Möhlmann reagierte nach 20 Minuten mit einem Wechsel und brachte den Südkoreaner Ju Tae Yun. Ab diesem Zeitpunkt drehte sich die Partie zugunsten der Bornheimer, die immer besser ins Spiel fanden und zu einigen Torschussmöglichkeiten kamen. Die beste davon hatte John Verhoek, der einen platzierten Kopfball auf das Tor von Benjamin Kirsten brachte, der das Spielgerät mit den Fingerspitzen noch an den Pfosten lenken konnte. Mit Glück und Frankfurter Unvermögen, aus der sichtbaren Überlegenheit kein Kapital zu schlagen, konnten sich die Schwarz-Gelben in die Halbzeit retten.
Mit einem Wechsel im defensiven Mittelfeld, Giannis Papadopoulos kam für Cristian Fiel ins Spiel, stabilisierte Ralf Loose zunächst den Abwehrverband und brachte später mit Lynel Kitambala für den ausgelaugten Filip Trojan einen frischen Offensivspieler. Mit einer Rudelbildung startete der zweite Durchgang sehr hektisch. Sebastian Schuppan war nicht damit einverstanden, dass sein Frankfurter Gegenspieler gestikulierend einen Strafstoß einforderte und löste damit echte Emotionen auf dem Spielfeld aus. Zu diesem Zeitpunkt der Partie hatten die Schwarz-Gelben im eigenen Strafraum permanent keine leichte Arbeit zu verrichten und lieferten ein regelrechtes Feuerwerk an Kopfbällen ab. Aus dem einen oder anderen Klärungsversuch ergaben sich für die Dresdner dann gute Kontermöglichkeiten. Idir Ouali scheiterte jedoch nach einem Sololauf über die rechte Seite am gut parierenden Patric Klandt.
Nach einer guten Stunde Spielzeit wollte sich dann Mickael Poté im Strafraum durchsetzen und wurde dabei von den Beinen geholt. Der Schiedsrichter zeigte erneut auf den Punkt und für Dynamo ergab sich die große Möglichkeit zur Vorentscheidung. Der Doppeltorschütze Sebastian Schuppan schnappte sich die Kugel und ließ den Frankfurter Keeper in die falsche Ecke fliegen. Allerdings hatte der Linksverteidiger seine Rechnung ohne den Pfosten gemacht, von wo der Ball zurück in den Strafraum sprang. Nicht so schlimm, dachten sich wohl die meisten Zuschauer und auch die Spieler auf dem Rasen, denn noch stand eine komfortable 2:0-Führung auf der Anzeigetafel. Wie schnell sich das Blatt jedoch wenden kann, zeigte sich im direkten Gegenzug. Mathew Leckie konnte sich gegen Vujadin Savic und Giannis Papadopouos durch die Dynamo-Abwehr schmuggeln und hatte nur noch Benjamin Kirsten vor sich. Mit einem geschickten Heber setze er den Ball in die lange Ecke und brachte die Frankfurter damit wieder zurück ins Spiel.
Bei den Hausherren begann nun das große Nervenflattern. Die Bornheimer rochen nun wieder Morgenluft und zogen die Zügel auf dem Feld noch einmal an, doch mit vereinten Kräften gelang es der Dynamo-Abwehr, das eigene Tor erfolgreich zu verteidigen. Die mitfiebernden Fans auf den Rängen, die sich trotz niedriger Temperaturen mit lautstarken Gesängen warm hielten, hatten dann den nächsten Torschrei auf den Lippen. Cheikh Gueye brachte eine Flanke in den Strafraum, wo Mickael Poté mustergültig zum Kopfball ansetze, doch mit einem Reflex konnte Patric Klandt das Leder zur Ecke abwehren.
Ähnlich verlief eine Konterchance über den eingewechselten Lynel Kitambala, der allein auf das gegnerische Tor zulief und den Ball am Keeper vorbeilegen wollte, aber Klandt reagierte souverän und vereitelte die gute Gelegenheit mit seiner ganzen Erfahrung. Die dritte wirklich sichere Konterchance hatte dann erneut Mickael Poté, doch sein straffer Schuss war kein Problem für den Frankfurter Torwart. Als sich der Dynamo-Stürmer dann dazu hinreißen ließ, den Ball vor einem Strafstoß wegzuschlagen, um Zeit zu schinden, bekam er zum Ärger der Heimfans vom Schiedsrichter seine zweite Gelbe Karte und musste damit frühzeitig duschen gehen. Der Fußballgott schien sich in diesen Augenblicken aus Dresden verabschieden zu wollen und irgendwie hatte man nach den vielen negativen Erfahrungen der letzten Wochen kein gutes Gefühl.
In einer hektischen Schlussphase mit weiteren Gelben Karten und einem Platzverweis für Yannik Stark, der ebenso mit Gelb-Rot nach einem Rempler an Kirsten vom Platz musste, kämpften die verbliebenen zehn Schwarz-Gelben mit vereinten Kräften und den emotional mitgenommenen Anhängern auf den Rängen, die jetzt bedingungslos die Mannschaft unterstützten, um die drei wichtigen Punkte, die fast schon greifbar waren. Kurz stockte allen Dynamo-Fans in der Nachspielzeit dann noch einmal der Atem, als ein Frankfurter im Strafraum nach einem Zweikampf mit Romain Brégerie zu Fall kam. Zum Leidwesen von Gäste-Trainer Benno Möhlmann, der vom Schiedsrichter ermahnt wurde, gab es aber keinen Elfmeter.
Der Schlusspfiff erlöste schließlich die Mannschaft und den Rest des Stadions. Die nervenaufreibende und irre zweite Halbzeit fand ihr glückliches und positives Ende. Dynamo kann nach einem couragierten Auftritt den zweiten Heimsieg feiern und zumindestens am Wochenende kurz durchschnaufen.