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Der „Dino“ will wieder unter die Großen
Wenige Tage vor dem Start in die Pflichtspielsaison, die für den HSV mit dem DFB-Pokalspiel beim Oberliga-Aufsteiger SV Schott Jena beginnt, scheint beim elbabwärts gelegenen Traditionsklub das „Prinzip Hoffnung“ zu gelten: Irgendwann muss es mal wieder aufwärts gehen. Im Mai jährte sich das Jubiläum des größten Vereinserfolges, der Gewinn des Europapokals der Landesmeister, zum 30. Mal. Und auch nach der Ära von Stein, Kaltz & Co. zählten die „Rothosen“ regelmäßig zu den deutschen Vertretern auf internationaler Bühne. Das letzte Spiel in einem europäischen Wettbewerb liegt inzwischen allerdings mehr als drei Jahre zurück – zu lange für einen Klub, bei dem Champions League oder (mindestens) Europa League die Erwartungshaltung dominieren. Da ist es nur ein schwacher Trost, wenn dennoch regelmäßig renommierte Klubs in der imtech Arena vorbei schauen: 2012 begrüßte man zum 125-jährigen Vereinsjubiläum den FC Barcelona, am vergangenen Wochenende verfolgten 25.000 Fans das Duell mit Inter Mailand. Eine Zahl, die über das nach wie vor große Interesse am HSV täuscht: Die Spielstätte im Hamburger Volkspark ist regelmäßig ausverkauft, der Klub trotz des selbstbewussten Zweitligisten FC St. Pauli weiterhin die Nummer Eins in der Hansestadt und der Region.Trotz der letzten Ergebnisse – zuletzt verloren die Hanseaten in der Vorbereitung gegen West Ham United (1:3), Bayern München (0:4) und Borussia Dortmund (0:1) – sind die Hoffnungen groß, dass sich diese Position bald auch deutlicher in der sportlichen Bilanz widerspiegelt. Die Rahmenbedingungen für einen Platz in der Spitzengruppe der Bundesliga sind vor der Saison 2013/2014 jedoch eher mäßig: Zum dritten Mal in Folge wird der HSV das Geschäftsjahr mit einem Millionen-Minus abschließen. Der Verkauf von Stürmerstar Heung-Min Son (zu Bayer Leverkusen) brachte zwar einen Transferüberschuss von sieben Millionen. Der nominell 32 Mann starke Kader – nach jenem von 1899 Hoffenheim der zweitgrößte der Liga – und hohe Gehälter für einstige Hoffnungsträger verhinderten zuletzt aber weitere Verstärkungen, die vor allem in der Offensive noch nötig wären. Denn die Lücke, die Son hinterlässt, ist groß. Der Südkoreaner war in der vergangenen Saison nicht nur (Mit-)Torschützenkönig der Hamburger (12 Tore, wie auch Artjoms Rudnevs), sondern als Außenstürmer auch am Offensivspiel aus dem Mittelfeld heraus beteiligt. Die vielen Vorzüge von Son können von Neuzugang Zoua oder Rudnevs allein offenbar noch nicht kompensiert werden: Beide Stürmer zeigten sich in der Vorbereitung wenig treffsicher. Immerhin: Bei Rudnevs platzte gegen Mailand der Knoten. Nach neun Testspielen ohne Tor traf der Lette zum 1:1-Endstand – und will trotz eines Angebots des schottischen Meisters Celtic Glasgow beim HSV bleiben: „Ich bin gekommen, um mich in der Bundesliga durchzusetzen. Die schottische Liga ist nicht vergleichbar“, sagte er am Wochenende dem „Hamburger Abendblatt“. Um den nötigen finanziellen Spielraum für einen weiteren Stürmer zu schaffen, sollen Spieler wie Michael Mancienne, Paul Scharner, Slobodan Rajkovic, Gojko Kacar und Robert Tesche den Klub möglichst noch vor dem Ende der Transferperiode verlassen.
Große Hoffnungen ruhen dagegen auf U21-Nationalspieler Lasse Sobiech. Der 22-Jährige, den der HSV von Borussia Dortmund verpflichtete, machte 2011/2012 während einer Leihe beim FC St. Pauli auf sich aufmerksam und konnte in der vergangenen Saison Erstliga-Spielpraxis bei Greuther Fürth sammeln. Hakan Calhanoglu ist der zweite Hoffnungsträger für die neue Spielzeit. Mit 17 Toren und zwölf Vorlagen hatte der 19-Jährige maßgeblichen Anteil am Aufstieg des Karlsruher SC in die 2. Bundesliga. Calhanoglu hat bereits seit zwei Jahren einen Vertrag beim HSV und war in der vergangenen Spielzeit nach Baden ausgeliehen. Der technisch starke offensive Mittelfeldspieler gilt als designierter Nachfolger des renommierten Kapitäns Rafael van der Vaart, der 2013 allerdings mit seinem Privatleben (wohl unfreiwillig) mehr Schlagzeilen machte als mit sportlichem Geschehen. Für Aufmerksamkeit sorgen derzeit fast täglich auch weitere mögliche Wechsel. Am Montag etwa hieß es, Brøndby IF wolle das HSV-Talent Christian Nørgaard verpflichten. Der 19-jährige dänische U19-Nationalspieler gehörte in der vergangenen Saison schon zum Profikader, spielte aber für die U23 in der Regionalliga.
Die Partie der SG Dynamo Dresden gegen den Hamburger SV steht ganz im Zeichen der Fluthilfe. Gemeinsam mit der Stadt Dresden und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden hat man alle Voraussetzungen für einen interessanten und sportlich attraktiven Abend geschaffen. Der Erlös der Veranstaltung soll denen zugute kommen, die Anfang Juni vom Hochwasser der Elbe in Mitleidenschaft gezogen wurden, und zur Hälfte an die Stiftungen „Dresdner helfen Dresdnern“ und „Lichtblick“ gehen. Zwei Städte, zwei Vereine - Ein Fluss, eine Freundschaft. Dieses Motto symbolisiert die bestehende Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Dresden, die mit dem Benefizspiel nun auf sportlicher Ebene lebendig wird.
Der Anpfiff erfolgt am 31. Juli um 18.30 Uhr. Die Eintrittskarten im Stehplatzbereich kosten 6 Euro. Außerdem werden zwei Kategorien im Sitzplatzbereich zum Preis von 12 und 18 Euro angeboten. Kinder bis 15 Jahre zahlen jeweils die Hälfte des Eintrittspreise (VIP-Tickets sind davon ausgeschlossen).
Die SGD überrascht den HSV
Es war ein toller Fußballabend, der nicht nur eine sportliche Überraschung mit sich brachte, sondern auch dem guten Zweck diente. Zunächst boten die Schwarz-Gelben auf dem Rasen gegen Bundesligist HSV eine mehr als respektable Vorstellung. Mit 4:0 fegten sie die Gäste aus dem Norden regelrecht aus dem Stadion. Wichtiger als das Ergebnis war jedoch die stolze Summe von 80.000 Euro, die als Spende für die Fluthilfe zusammen gekommen ist. Die Erlöse aus den Einnahmen des Benefizspieles der SG Dynamo Dresden gegen den Hamburger SV gehen an die Stiftungen „Dresdner helfen Dresdnern“ und „Lichtblick“.Dynamo-Trainer Peter Pacult schickte entgegen den Erwartungen keine B-Elf ins Rennen. Einzig Benjamin Kirsten, Cristian Fiel, Adam Susac und der erkrankte Zlatko Dedic standen nicht im Aufgebot der Schwarz-Gelben. Mickael Poté führte als Kapitän eine bunt gemischte Elf auf den Rasen, in der neben Stammspielern wie Brégerie, Ouali, Menz und Schuppan mit Müller, Hartmann, Mravac und Schulz auch Akteure zum Einsatz kamen, die im Ligabetrieb bisher weitgehend außen vor blieben. HSV-Superstar Rafael van der Vaart nahm zu Beginn des Spieles ebenfalls einen Platz auf der Wechselbank ein.
Von Anfang an entwickelte sich vor den 15.762 Zuschauern eine rasante und spannende Partie, in der die Schwarz-Gelben schnell das Geschehen bestimmten und mit ansehnlichem Angriffsfußball das Publikum hinter sich brachten. Die etwa 150 HSV-Fans mussten dagegen lange auf nennenswerte Aktionen ihrer Mannschaft warten. Immer wieder suchten die Dynamo-Spieler ihren Kapitän im Sturmzentrum. Poté zeigte sich im Vergleich zu den ersten beiden Ligaspielen erneut ein Stück frischer und beweglicher, und konnte gleich mehrfach für Gefahr vor dem Tor von HSV-Keeper Drobny sorgen. Einzig das Glück klebte ihm noch nicht am Schlappen, als er mit einem satten Schuss den gegnerischen Torwart zu einer Glanztat zwang. Poté hatte den Ball nach einem Zuspiel schön mitgenommen und abgezogen. Mit den Fingerspitzen klärte Drobny zur Ecke. Das nächste Signal gab Hartmann ab, der einen abgewehrten Ball aus der Distanz zurück auf das Tor schoss, dieses aber knapp verfehlte. Die beste Chance für den HSV hatte nach etwas mehr als zwanzig Minuten der vom KSC gekommene Calhanoglu, der bei einem direkten Freistoß unseren Torhüter fast auf dem falschen Fuß erwischt hätte. Pellatz reagierte aber großartig und konnte mit der Faust noch klären.
Die Hanseaten versuchten im weiteren Verlauf, besser ins Spiel zu kommen, doch die Hausherren sorgten mit großer Laufbereitschaft und einem sehr gut organisierten Stellungsspiel in der Abwehr für lange Gesichter bei den „Rothosen“, die kein Mittel fanden, um Druck aufzubauen. Nach einer guten halben Stunde lief Trojan nach einem Fehlpass von Aogo allein auf Drobny zu und hätte eigentlich die Führung für Dynamo erzielen müssen, aber er legte den Ball nicht nur am Torwart vorbei, sondern auch am rechten Pfosten. Kurz darauf konnte sich der Hamburger Keeper erneut auszeichnen, als er einen straffen Schuss von Ouali entschärfte. Im Gegensatz zu Pellatz, der bis dahin einen ruhigen Abend hatte, musste Drobny mehrfach sein Team vorm Rückstand bewahren. Die Gäste wussten sich eine Minute später nach einem Solo von Müller nur mit einem Foul zu helfen und kassierten die erste gelbe Karte der Begegnung. Schuppan konnte beim nachfolgenden Freistoß die HSV-Mauer aber nicht überwinden. Auf der anderen Seite hätte es dann fast im Dresdner Tor geklingelt, weil Pellatz auf einen freistehenden Hamburger zugehen musste, den seine Kollegen in der Abwehr übersahen. Den Schuss auf das leere Tor klärte Brégerie jedoch zur Ecke. Das Übergewicht der Schwarz-Gelben machte sich dann kurz vorm Pausenpfiff bezahlt. Menz konnte aus dem Mittelfeld heraus den Ball mit einem schönen Heber über Drobny hinweg im langen Eck versenken. Poté hätte beim nächsten Angriff direkt nachlegen können, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Drobny. Völlig verdient ging Dynamo mit diesem 1:0 in die Halbzeitpause.
Beide Trainer nutzten die Möglichkeit, ihre halbe Mannschaft auszutauschen. Trojan, Müller, Schulz und Hartmann blieben bei den Dresdnern auf dem Platz, der Rest wurde neu aufgestellt. Auf der Bank blieben zunächst noch Gueye sowie die beiden Youngster Milde und Stefaniak. HSV-Trainer Thorsten Fink brachte nun Mittelfeld-Stratege Rafael van der Vaart, der auch gleich die erste Chance für seine Mannschaft hatte. Einen ruhenden Ball zentral vor dem Strafraum brachte der Niederländer auf das Tor, aber der eingewechselte Scholz im Dynamo-Kasten hielt die Kugel sicher fest. Die Zuschauer auf den Rängen erwarteten nun stärkere Hamburger, doch es waren keine zehn Minuten nach Wiederanpfiff gespielt, als Trojan aus dem Halbkreis vorm Strafraum das gleiche Kunststück wie zuvor schon Menz gelang. Mit einem Lupfer konnte der Tscheche den neuen Mann im HSV-Tor, Neuhaus, überwinden und die Führung für Dynamo auf 2:0 ausbauen. Die Norddeutschen reagierten nun aber keinesfalls offensiv, während sich für die Elf von Peter Pacult weitere Möglichkeiten ergaben. Nach einem schönen Doppelpass auf der linken Seite ging Kempe allein auf Neuhaus zu und vollendete den Angriff mit einem Flachschuss in die kurze Ecke zum umjubelten 3:0.
Jetzt machte sich im Stadion das erste Mal so etwas wie Euphorie breit und der eine oder andere Fan rieb sich verwundert die Augen. Für noch mehr Ungläubigkeit beim Blick auf die Anzeigetafel sorgte zwei Minuten nach dem dritten Tor der nächste Dynamo-Spieler. Schulz hatte eine Eingabe auf Benyamina gespielt. Der Stürmer ließ seinen Gegenspieler im Strafraum aussteigen und donnerte die Kugel wuchtig unter die Latte. 4:0! Das hatten selbst die kühnsten Optimisten den Schwarz-Gelben nicht zugetraut. Und die Hamburger Fans auch von ihrer Mannschaft nicht erwartet.
Der HSV bemühte sich anschließend um Schadensbegrenzung und zeigte sich mal wieder in Strafraumnähe der Dresdner, die mit einer kämpferischen Leistung ein Gegentor verhindern konnten. Taktisch hatte Pacult zur Halbzeit neben Sabah auch Losilla wieder in die Innenverteidigung versetzt, doch die gesamte Mannschaft beteiligte sich gegen den Bundesligisten hervorragend an der am Ende auch erfolgreichen Abwehrarbeit. Die letzte Chance im Spiel hatte Stefaniak, der einen weiteren Dresdner Angriff mit einem Schuss beendete, den Neuhaus zur Ecke lenkte. Zählt man am Ende die Chancen zusammen, hatten die Schwarz-Gelben ein deutliches Übergewicht zu verzeichnen.
Insgesamt präsentierte sich der HSV im Offensivbereich zu harmlos, während Dynamo kraftvoll und spielerisch zu überzeugen wusste. Obwohl die Zuschauer ihre Elf nach dem überraschend hohen und verdienten Sieg nach Abpfiff mit reichlich Applaus bedachten und euphorisch auf Händen trugen, wollte niemand das Ergebnis überbewerten. Der Hamburger SV steigt nämlich erst am kommenden Wochenende in die neue Saison ein und hat bis zuletzt noch eine harte Vorbereitung absolviert, während die Schwarz-Gelben bereits die ersten beiden Pflichtspiele hinter sich haben. Am Sonntag gastieren die Hanseaten in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Schott Jena. Dynamo empfängt dagegen zum Achtelfinale des FDGB-Pokals den englischen Erstligisten Hull City (Samstag, 3. August, 15 Uhr).