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18. September 2017 // 16.10 Uhr

„Man hat es einfach im Blut.“

Interview mit dem schottischen Dynamo-Fan William Cain


Das erste Auswärtsspiel im Europapokal führte die SG Dynamo Dresden im Jahr 1967 zu den Glasgow Rangers. Seitdem hat die Sportgemeinschaft zahlreiche Anhänger auf der schottischen Insel. Einer davon ist William Cain. Der 46-Jährige schrieb uns vor wenigen Tagen einen Brief und schickte uns das originale Stadionheft der Partie. Sein Vater erlebte das Spiel der Schwarz-Gelben live im "Ibrox-Stadium" und übergab ihm später das Heft.

Wir sprachen mit William über seine Leidenschaft zu Dynamo, die aktuelle Situation der Rangers und seine umfangreiche Stadionheft-Sammlung.Hallo William, erzähl uns: Wie wurdest du in Schottland zum Dynamo-Fan?

Ich war als Siebenjähriger zu den Europapokal-Spielen der Rangers im Stadion. In der 1. Runde sind wir gegen Juventus Turin weitergekommen, in der 2. Runde gegen Eindhoven. Im Viertelfinale gegen Köln war dann leider Schluss für uns. In den Stadionheften waren alle teilnehmenden Teams, wie Wisla Krakow, Malmö oder Dynamo Dresden aufgelistet.

War Dresden damals schon ein Begriff für dich?

Als kleiner Junge hatte ich von diesen Städten noch nie  zuvor etwas in meinem Leben gehört. Später habe ich zu Hause nachgeschaut und mich gewundert, warum zwei Mannschaften aus Deutschland im Wettbewerb waren.

Wegen Ost- und Westdeutschland.

Ja genau, dadurch habe ich zum ersten Mal von der deutschen Teilung und dem Eisernen Vorhang erfahren. Danach habe ich versucht, alles über den Fußball in Deutschland zu erfahren. Weil ich als erstes von Dynamo gehört habe, sind sie seitdem mein Lieblingsverein. Dresden schien zu dieser Zeit so weit entfernt.

Du sagtest uns, dein Vater war beim legendären Spiel 1967 in Glasgow dabei. Was hat er dir später über das Spiel erzählt?

Mein Vater erzählte mir, dass es ein sehr gutes Spiel war und die Rangers gewonnen haben. Später sagte er mir, dass es eigentlich so oder so hätte ausgehen können.

Feiern die Rangers auch dieses Jubiläums-Spiel vor 50 Jahren?

Ich glaube, das Spiel ist in Glasgow kein großes Thema. Die Rangers haben ja schon seit 1956 international gespielt.

Welche Bedeutung hat Dynamo Dresden in Schottland?

Man glaubt es kaum, aber Dynamo hat viele Fans in Schottland. Aber auch andere Mannschaften wie St. Pauli oder Union Berlin sind hier beliebt.

Was fasziniert dich an der SGD?

Es ist die erstaunliche Unterstützung der Fans. Wie sie, auch in schwierigen Zeiten, hinter dem Verein stehen ist toll. Das ist bei den Rangers ähnlich. Als sie 2012 in die vierte Liga abgestiegen sind, kamen immer noch 50.000 Zuschauer zu den Heimspielen. Ob Dynamo oder bei den Rangers: Es geht nicht ums Gewinnen, man hat es einfach im Blut.

Du sprichst es an. Du bist auch Rangers-Fan, der Verein musste 2012 aufgrund finanzieller Probleme in die vierte Liga absteigen. Hat sich der Verein davon inzwischen erholt?

Ja, sie haben sich gut erholt. Nach drei Aufstiegen in vier Jahren wurden die Rangers in der letzten Saison Dritter in der Premier League.

{media-left}Hast du in dieser Zeit mehr auf den deutschen Fußball geschaut?

Nach dem Zwangsabstieg war ich etwas trotzig. Ich habe in der Zeit auch mehr auf den deutschen Fußball geachtet und einige englische Stadien, wie Old Trafford, Anfield oder den Goodison Park besucht.

Wie verfolgst du das Geschehen in Dresden von Schottland aus? Das ist sicherlich nicht einfach immer auf dem Laufenden zu bleiben.

Besonders vor der Wiedervereinigung war das nicht leicht. Es war schwer an die ostdeutschen Ergebnisse zu kommen. Heutzutage ist es viel einfacher. Die Bundesliga und einige Zweitliga-Spiele sind live zu sehen. In der letzten Saison wurden acht Dynamo-Spiele in Schottland live gezeigt. Ansonsten informiere ich mich natürlich über das Internet.

Was ist der Unterschied vom schottischen zum deutschen Fußball?

Der deutsche Fußball ist in der Qualität dem schottischen überlegen. Aber beide spielen mit der gleichen Leidenschaft.

Du sammelst Stadionhefte. Woher kommt diese Leidenschaft?

Das alles begann 1978. Ich habe als Junge die Statistiken geliebt. Sogar die Werbeanzeigen haben mich beeindruckt. Jetzt bin ich fast 47 und ich sammle immer noch. Es gibt für mich nichts besseres, als in der Halbzeit das Stadionheft zu lesen.

Wie viele Hefte hast du mittlerweile gesammelt?

Ganz genau weiß ich das nicht. Das sind zu viele zum zählen. Ich habe vermutlich etwa eintausend unterschiedliche Hefte in meiner Sammlung. Aber die europäischen sind mein Favorit.

Wann werden wir dich mal in Dresden begrüßen können?

Ich plane zum Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig zum ersten Mal in Dresden im Stadion zu sein, um Dynamo live zu erleben.

Vielen Dank für das Gespräch, William. Wir freuen uns auf dich!

Interview: Steffen Wunderlich

Fotos: privat

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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