Nachwuchs
11. Oktober 2018 // 17.29 Uhr

Das Leben im Dynamo-Internat

Lars Nitzsche ist Internatsleiter und pädagogischer Leiter der Nachwuchs Akademie der SGD.

24 Stunden, sieben Tage die Woche


Zum Zweitliga-Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth hat die Redaktion des Stadionmagazins KREISEL unsere Nachwuchs Akademie näher unter die Lupe genommen. Entstanden ist dabei ein spannender Einblick in den Alltag des Internats am Messering, den wir euch hier vorstellen möchten.

Außerdem hat der KREISEL ein Gespräch mit den beiden Nachwuchsleitern Jan Seifert (Sport) und Christian Knoll (Organisation und Administration) geführt, das wir in den kommenden Tagen ebenfalls hier veröffentlichen.

In der Theorie ist alles klar: Junge Spieler kommen in das Internat eines Fußballklubs, um eine professionelle Förderung zu erhalten und sich auf einen Karriereweg als Leistungsfußballer vorzubereiten.Doch was bedeutet es in der Praxis ganz genau?

Das Internat der Nachwuchs Akademie im Sportpark Ostra ist der Lebensmittelpunkt für Nachwuchs-Leistungssportler der SGD – vor allem für jene, die aus anderen Regionen kommen und nicht im nahen Umfeld bei ihren Familien leben.

In der Nähe der Sportanlage mit drei Rasenplätzen und einem Kunstrasenplatz bietet das Internat optimale Bedingungen dafür, Sport, Schule und Wohnen zu vereinen.

Drei Mitarbeiter der Akademie – ein Sozialpädagoge und zwei Erzieher – unterstützen mit ihrer Betreuung 24 Stunden und sieben Tage die Woche die sportliche, schulische und persönliche Entwicklung der jugendlichen Schwarz-Gelben.

Die Talente kommen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Erwartungen ins Leistungszentrum der SGD.

„Die verschiedenen Charaktere unter einem Dach zusammen zu bringen, ist ein aufregender Aspekt unserer Arbeit. Es gibt Jungs, die zum ersten Mal überhaupt in einem Nachwuchsleistungszentrum sind – für die ist das Highlight schon, hier zusammenzuwohnen und dass es einheitliche Trainingskleidung gibt. Und dann gibt es andere, die von europäischen Spitzenklubs kommen und hier bei uns im Internat eine andere Infrastruktur vorfinden, als sie es woanders gewohnt waren“, sagt Lars Nitzsche, der als Internatsleiter und pädagogischer Leiter fungiert und in seiner Funktion das Leben im Dynamo-Internat verantwortet.

{media-left}„Unser großer Trumpf im Vergleich mit anderen Klubs sind die kurzen Wege und das familiäre Miteinander“, so  Nitzsche weiter.

Die Sportschulen sind nur 50 Meter entfernt, die Kabinen für den Aufbaubereich und die Geschäftsstelle der Nachwuchs Akademie befinden sich im Internatsgebäude. Und auch die Trainings- und Spielplätze sind in nur 300 Metern erreichbar.

Aktuell ist das vereinseigene Internat mit 23 Spielern voll belegt, die in zehn Doppelzimmern und einem Dreier-Zimmer leben. Darüber hinaus bietet das Gebäude ein Gästezimmer etwa für Probespieler oder auswärtige Tagesgäste.

Alltagskomfort bieten und erleichtern ein Fernsehraum, den die Internatsbewohner 2016/17 im Rahmen eines Projektes selbst renoviert und neu eingerichtet haben, und eine zur letzten Saison erneuerte Küche.

Die Küche ist auch Mittelpunkt des wöchentlichen Kochabends von Kevin Ehlers und Co. Dafür suchen sich die Spieler selbst Gerichte aus, besprechen diese mit der Ernährungsberaterin Wiebke Schlusemann, gehen mit den Erziehern Sirko Breiter und Holm Höhnel einkaufen – und dann wird gemeinsam gekocht und gegessen.

{media-right}Auch das tägliche Frühstück, das in Zusammenarbeit mit dem Verein durch die Ernährungsberaterin zusammengestellt wird, gibt es gemeinsam.

Auch sonst sind gemeinschaftliche Erlebnisse ein wichtiger Aspekt. Neben einer Stadtrundfahrt zu Beginn der Saison für alle „Neuen“ gibt es regelmäßige FIFA- und Kicker-Turniere oder eine Super-Bowl-Party. Einmal im Monat kommt ein Profi aus dem Zweitliga-Team vorbei. Dabei können die Internatsbewohner ihre Fragen loswerden oder ihren eigenen Karriereweg mit den Erfahrungen der Älteren vergleichen.

Das Wort „Party“ bleibt im Rahmen des täglichen Schul- und Trainingsbetriebs dennoch eher selten. „Der Tagesablauf ist von 7 bis 21 Uhr fest strukturiert, das lässt nicht viel Luft. Da gibt es meist nur eine Stunde Freizeit“, erklärt Lars Nitzsche.

Täglich gibt es zwischen Schule und Training eine Hausaufgabenbetreuung unter professioneller Begleitung von Sozialpädagogen oder Lehrern, an der meist 30 Nachwuchsspieler teilnehmen. „Nach dem Training und dem Essen ist es 20 Uhr, 20.30 Uhr – da wird dann nicht mehr viel mit Hausaufgaben oder Vorträgen ausarbeiten“, begründet Lars Nitzsche.

Darüber hinaus gibt es zwei Mal wöchentlich professionelle Nachhilfe, die allen Spielern der Nachwuchs Akadamie offen steht, die die 5. bis 12. Klasse besuchen. Immer mal wieder unterstützt auch Marco Hartmann, der Mannschaftskapitän des Zweitliga-Teams, die Arbeit.

Wichtig dabei, wie auch im gesamten Miteinander: Respekt und Fairness, Offenheit und Ehrlichkeit.

„Unsere eigene 50+1-Regel ist, dass die Schule mehr als die Hälfte des Tages einnimmt. Wir haben in den U-Teams sehr aufgeschlossene Trainer. Bei Problemen in der Schule werden die Trainingspläne ein Stück weit umgestellt und auch mal individuell angepasst, damit die Jungs zwei Mal zur Nachhilfe gehen können, aber trotzdem am Wochenende spielen. Wenn die Jungs uns vertrauen, geben wir ihnen das Vertrauen gern zurück. Bekommen wir mit, dass sie im schulischen Abstieg stecken, ohne etwas zu sagen, dann müssen wir mit Konsequenzen arbeiten. Dann ist man mal nicht im Kader, weil man etwas für die Schule machen muss“, erklärt Lars Nitzsche.

Für die Mitarbeiter ist die Rundum-Betreuung eine Herausforderung zwischen Fürsorge, Fördern und Fordern. „Wir haben hier 23 Jungs in der Altersspanne 12 bis 18 – die müssen wir unter einen Hut bringen. Wir versuchen, zu 50 Pro-zent Eltern-Ersatz zu sein. Der eine braucht da etwas mehr, der andere nicht so. Da gibt es zum Beispiel einen, der hat zu Hause vier Schwestern … der ist ganz froh, bei uns zu sein“, lacht der 40-jährige Internatsleiter.

Freude herrscht im Dynamo-Internat auch über die Spieler, die inzwischen allein ihren Weg gehen. Kontakte bleiben ebenso wie der Stolz der Mitarbeiter, erfolgreiche Spieler ein Stück auf ihrem Weg begleitet zu haben: „Da gibt es dann, wie gegen den HSV, wieder Gänsehaut, als Markus Schubert den Elfmeter hält. Da sagt man sich: Das Nervenlassen und die grauen Haare haben sich ein Stück weit gelohnt, wenn der gesamte K-Block seinen Namen ruft.“

Text: Henry Buschmann/Stefan Großmann

Fotos: Steffen Kuttner

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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