Die U19-Mannschaft der SG Dynamo Dresden hat in diesem Jahr eine unglaublich starke Saison gespielt. Bis zuletzt lieferte sich das Team von Cheftrainer Willi Weiße ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Altersgenossen von Hertha BSC, die sich im letzten Spiel den Staffelsieg in der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost schnappten. Für den Dynamo-Nachwuchs bleibt dennoch ein herausragender zweiter Platz, auf den der gesamte Verein unheimlich stolz ist. Das war eine überragende Saison, Jungs!
Wir haben vor dem letzten Bundesligaspiel am Samstag, dem 11. März, um 13 Uhr in dieser Saison mit U19-Cheftrainer Willi Weiße gesprochen und wollten natürlich wissen, wie er dieses besondere Jahr seiner Schützlinge empfunden hat.
Willi, herzlichen Glückwunsch erst mal zur Vizemeisterschaft. Hättest du vor der Saison gedacht, dass es in diesem Jahr so gut laufen würde?
Uns war bewusst, dass wir eine fleißige und engagierte Mannschaft haben, aber dass wir dann so eine Serie spielen, war ganz ehrlich nicht zu erwarten.
Was hat deine Mannschaft in dieser Saison so stark gemacht?
Auf jeden Fall haben wir einen enorm starken Zusammenhalt innerhalb der Truppe, die auch viel investiert hat und wahnsinnig gut mit Widerständen umgehen und sie überwinden konnte. Das hat die Mannschaft in dieser Saison bislang ganz klar ausgezeichnet.
Bis vor wenigen Tagen war sogar der Staffelsieg und der damit verbundene Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft möglich. Musstest du deine Jungs ein wenig aufrichten, als klar war, dass Hertha nicht mehr zu überholen ist?
Beim Training am Samstag, nachdem klar war, dass Hertha es geschafft hat, war schon eine Enttäuschung zu spüren. Durch den Sieg im Pokalspiel am Sonntag war sie dann aber zumindest nicht mehr so sichtbar, weil die Jungs das extrem gut und sehr seriös gemacht haben.
Eine Titelchance bleibt noch, denn ihr steht im Halbfinale des Sachsenpokals. Wie schätzt du die Chancen ein?
Da müssen wir von Runde zu Runde schauen. Das Halbfinale gegen Borea Dresden wird ein schönes Stadtderby, aber wenn wir es genauso konzentriert und seriös spielen, wie im Viertelfinale, denke ich, dass wir das Spiel gewinnen können und werden.
Was war dein persönliches Highlight mit der Mannschaft?
Das eine schönste Highlight zu benennen ist schwierig. Es ist vielmehr der Weg mit den Jungs, der in Erinnerung bleiben wird, weil wir schon auch rückblickend auf die eher schwierige Saison im vergangenen Jahr in dieser Saison eine super Entwicklung genommen haben. Diese Erfolgsserie hat so eine Eigendynamik angenommen, sodass ich mit Sicherheit in fünf oder zehn Jahren immer noch mit zwei lachenden Augen auf dieses Jahr zurückblicken werde.
Gibt es einen oder mehrere Spieler, die du besonders hervorheben würdest in diesem Jahr?
Das würde der Mannschaft nicht gerecht werden, weil sie als Gruppe eine unheimlich große Dynamik haben. Was natürlich für außenstehende Leute offensichtlich ist, sind Spieler wie Jonas Oehmichen, der im Kader der Profimannschaft ist, aber auch Paul Lehmann. Das sind die Spieler die „oben“ schon gespielt haben, die auch beim DFB eine Präsenz haben, wo man jetzt auch Jonas Saliger nennen kann, der dieses Jahr ebenfalls in der U19-Nationalmannschaft gespielt hat. Dennoch haben wir innerhalb der Mannschaft genauso Spieler, die für Außenstehende gar nicht so sichtbar sind, aber für das Team eine unheimlich wichtige Bedeutung haben. Von daher ist es ein ganz besonderer Jahrgang.
Jetzt steht der Nachwuchstag vor der Tür. Dort werdet ihr auch euer letztes Spiel in der Bundesliga für diese Saison bestreiten. In deiner Mannschaft ist jetzt ein Teil, der zum älteren A-Junioren-Jahrgang gehört. Für wie viele Spieler wird es das letzte A-Junioren Bundesligaspiel sein?
Für 14 Spieler wird es das letzte A-Junioren Bundesligaspiel sein.
Wie wird es dann für die Spieler weitergehen? Wer schafft den Sprung in den Profibereich, oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch alles in der Schwebe?
Zunächst sind wir ja erstmal froh, dass mit Jonas Oehmichen, Jonas Saliger, Paul Lehmann und Julius Hoffmann vier Spieler einen Lizenzvertrag bei Dynamo haben. Da muss man dann natürlich auch individuell schauen, welche Rolle sie im kommenden Jahr spielen können. Das sind die Fakten, die mir bekannt sind. Ob jetzt andere Spieler bei anderen Vereinen in Gesprächen oder Verhandlungen sind, das weiß ich nicht und kann ich nicht beurteilen. Wir hoffen natürlich, dass so viele Spieler wie möglich ihren Traum vom Fußballprofi weiterleben können, für den sie bei uns jetzt schon viele Jahre gearbeitet haben.
Wirst du den Weg der Jungs weiterverfolgen?
Absolut. Genau das ist ja dann auch immer das Schöne, wenn man Erlebnisse zusammen geschaffen hat, die einen über die gemeinsame Zusammenarbeit hinaus verbinden. Ich hoffe und ich wünsche mir, dass bei den Jungs ein paar Spieler sind, mit denen man dann mittel- und langfristig noch Kontakt hat.
Gerade für einen Verein wie Dynamo ist Jugend- und Nachwuchsarbeit enorm wichtig. Nun hat man hier im Trainingszentrum auch ausgezeichnete Bedingungen. Ist das am Ende sogar ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen, weil man damit vielleicht das ein oder andere Talent überzeugen kann nach Dresden zu kommen?
Ich glaube, dass auch so eine Saison, wie wir dieses Jahr gespielt haben, für Aufmerksamkeit sorgt. Viel wichtiger ist aber, dass wir gute Bedingungen und sehr kurze Wege haben. Wir sind auf dem gleichen Gelände, wie die Profimannschaft. Wir haben die Kabinen auf der gleichen Ebene und auch die Büros auf derselben Etage, wie das Trainerteam der Profis. Das bekommt ein Spieler natürlich auch mit, dass es extrem kurze Wege sind und dass auch immer wieder Spieler punktuell oder auch kontinuierlich bei den Profis mittrainieren können. Vor allem aber auch, dass in den letzten Jahren immer wieder Spieler bei der Profimannschaft spielen, die hier zuvor im Nachwuchs gespielt haben.
Wie überbrückt ihr jetzt die Saison bis zum offiziellen Ende? Gerade für die Jungs, die die A-Junioren verlassen und dann im Männerbereich starten, ist das ja eine lange Zeit?
Das hat der DFB dieses Jahr geregelt. Wir spielen eine Sonderspielrunde, die in zwei Runden ablaufen wird. Zuerst spielt man in einer Vierer- beziehungsweise Fünfergruppe gegen regionale Vereine untereinander. Aus diesen regionalen Gruppen werden dann in der Folge für die zweite Runde überregionale Gruppen gebildet, sodass der Spielbetrieb für die Jungs kontinuierlich weiterläuft. Wir haben mindestens noch acht Wettkampfspiele im April und Mai plus den Landespokal. Somit haben wir das Glück – anders als letztes Jahr – viele Spiele auf einem guten Niveau absolvieren zu können.
Wie wichtig ist für dich als Trainer dann auch das Future Team, bei dem den Nachwuchsspielern der Sprung zwischen Junioren- und Männerfußball erleichtert werden soll?
Es ist vor allem eine schöne Sache, weil es die Verzahnung des Lizenzbereichs und des Nachwuchsbereichs nochmal greifbarer macht – auch für die Jungs. Das Future Team steht ja unter der Leitung von Heiko Scholz und Florian Junge, die dann auch die Ansprache und das Coaching während des Spiels übernehmen und die sich auch nochmal verstärkt mit den Jungs auseinandersetzen können. Somit können sie aber auch Dinge, die ihnen im Lizenzbereich wichtig sind, in solchen Spielen transportieren. Deswegen freuen wir uns sehr, dass wir es in diesem Jahr wieder stärker ins Laufen bekommen haben, nachdem es zuvor durch Corona etwas schwieiriger war.
Was sind deine Wünsche für die Zukunft für den Verein und vor allem aber auch für deine A-Junioren-Mannschaft?
Für den Verein wünsche ich mir, dass die Zielsetzungen der sportlich Verantwortlichen in Erfüllung gehen. Und für meine Jungs wünsche ich mir natürlich, dass sie ihre sportlichen Ziele erreichen, aber dass sie neben der sportlichen Ausbildung auch gewisse menschliche Werte aus der Zeit von Dynamo mitnehmen konnten, die sie dann hoffentlich positiv auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten werden. Wenn wir diese beiden Komponenten schaffen, dass sie ihre sportlichen Ziele erreichen und außerdem etwas fürs Leben gelernt haben in den Jahren bei Dynamo, dann können wir alle zufrieden und glücklich sein.
Vielen Dank, Willi, für das Gespräch und deine Zeit.
Wer der Mannschaft persönlich für ihre starke Saison gratulieren und das letzte Bundesligaspiel der U19 in dieser fantastischen Saison sehen will, ist herzlich eingeladen beim Nachwuchstag am Samstag, dem 11. März 2023, vorbeizuschauen. Um 13 Uhr trifft die Mannschaft auf Platz 15 im Sportpark Ostra auf den 1. FC Union Berlin. Kommt vorbei und feiert die Mannschaft und die Vizemeisterschaft!
Interview: Adrian Leyser