Seit 27 Jahren für Dynamo im Einsatz: Lars Jungnickel stand in 150 Spielen für Schwarz-Gelb auf dem Rasen, bis er in der Saison 2012/2013 seine aktive Karriere beendete und Co-Trainer der zweiten Mannschaft wurde. Seit dieser Spielzeit trainiert der mittlerweile 41-Jährige die U16 der Sportgemeinschaft, die in der B-Junioren-Regionalliga Nordost spielt.
Im Interview spricht Lars über den Saisonstart, die Entwicklungen im Nachwuchsbereich der SGD, aber auch über den Einfluss der Vergangenheit auf seine heutige Tätigkeit als Trainer.
Lars, zwei Niederlagen und ein Sieg stehen für Dich und die U16 der SGD bisher zu Buche. Wie bewertest du den Saisonstart Deiner Jungs?
Natürlich haben wir zweimal verloren, aber wir haben auch nur zwei Gegentore kassiert. Die Gegner in der Liga sind in der Regel ein Jahr älter und das ist für die Jungs erstmal eine große Umstellung. Aber ich sehe gute Fortschritte in unserem Spiel und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir uns an das Tempo und die Körperlichkeit gewöhnt haben, die man braucht, um zu bestehen.
Welche Ziele habt Ihr Euch für die Spielzeit 2022/2023 gesetzt?
Die Herausforderung ist, dass es in der Liga nur wenige Spiele und mehr Absteiger als sonst geben wird. Der Tabellenplatz ist zwar zweitrangig, natürlich wollen wir dennoch als Mannschaft erfolgreich sein und die Liga halten. Unsere Hauptaufgabe bleibt aber, die Jungs so gut wie möglich auf ihren Positionen individuell zu entwickeln.
Welche Inhalte sind beim Training der Altersklasse U16 Deiner Meinung nach am wichtigsten?
Es kommt immer darauf an, in welcher Phase sich die Mannschaft befindet. Mein Team betreue ich nun schon seit dem letzten Jahr. Durch die gemeinsame Zeit weiß ich bereits, was unsere Stärken und Schwächen sind. Wir wollen jeden Spieler individuell weiterbringen und ihm gleichzeitig mannschafts- und gruppentaktische Dinge beibringen. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Spieler mutig sein sollen und keine Angst davor haben Fehler zu machen. Dies bewirkt meistens einen riesen Unterschied in der Leistung. Ich betrachte das Training ganzheitlich, man muss sie als Fußballer und Mensch weiterentwickeln.
Du warst selbst lange als Spieler für die SGD aktiv, dann kam der fließende Übergang zum Trainer. Wie kam es damals dazu?
Ich habe damals aufgehört, weil ich nicht nochmal wechseln und umziehen wollte. Da hat sich die Möglichkeit ergeben, gemeinsam mit Jan Seifert in der U23 als Co-Trainer und teilweise Spieler weiterzumachen. Es ist ja auch wichtig, dass man abtrainiert nach so einer langen Fußballerkarriere. Mit dieser Lösung konnte ich weiter im Sport bleiben und habe nebenbei meine Ausbildung gemacht, somit war das eine gelungene Sache.
Du hast in deiner Jugend noch auf den Hartplätzen am Stadion trainiert und gespielt – seitdem hat sich beim Verein einiges getan. Wie schätzt Du die heutigen Bedingungen für den SGD-Nachwuchs ein?
Ja, das ist natürlich was anderes (lacht). Ich glaube, dass wir uns nicht vor anderen, größeren Leistungszentren verstecken müssen. Im Vergleich zu damals ist es heute natürlich Luxus. Aber die Zeit ist auch nicht stehen geblieben, so wie es früher war, würde es heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr funktionieren. Ich denke, die Jungs haben hier mittlerweile alles, um sehr gut ausgebildete Fußballer zu werden.
Welcher Trainer aus deiner aktiven Zeit hat Dich, besonders auch im Hinblick auf deine aktuelle Arbeit im Jugendbereich, am stärksten geprägt?
Mir wurden bei jedem Trainer Dinge mitgegeben, aber ich habe damals noch nicht daran gedacht, selbst Trainer zu werden. Klar, Ede Geyer, das weiß wohl jeder, war ein harter Trainer, von dem ich sicherlich viel mitgenommen habe, was Disziplin und Willensschulung betrifft. Unter Norbert Meier zum Beispiel habe ich sehr gerne gearbeitet, weil er ein unglaublich gutes Gefühl dafür hatte, auf einen Spieler einzuwirken und die Trainingsinhalte sehr abwechslungsreich und detailliert waren. Rückblickend habe ich mir das meiste selbst auf dem Platz erarbeitet und dazu gelernt. Mir ist es wichtig, gewisse Werte und Disziplin zu vermitteln und ich glaube, eine gute Mischung macht es aus.
Als Dynamo-Urgestein weißt Du genau, wie der Verein tickt. Inwiefern hilft Dir das in Deiner heutigen Rolle als Nachwuchstrainer?
Schwierige Frage … Ich kann schon viel aus meiner eigenen Spielerzeit erzählen – was wichtig war, was unwichtig war und woran ich viele meiner Mitstreiter scheitern gesehen habe. Ich denke, dass mich diese Zeit sehr geprägt hat und die Jungs am Ende davon profitieren, weil ich ihnen vieles weitergeben kann. Ich gebe gerne Tipps, was sie vielleicht lassen sollten und was sie noch verbessern können, um sich bestmöglich zu entwickeln.
Dynamo hat in den letzten Jahren große Schritte in der Nachwuchsarbeit getan. Wie wichtig ist diese stetige Weiterentwicklung in deinen Augen?
Natürlich ist es wichtig. Man kann nie stehen bleiben und sich auf etwas ausruhen. Dann hat man gegen andere Leistungszentren irgendwann keine Chance mehr. Das Ziel muss es sein, den Nachwuchs so auszubilden, dass er in der ersten Mannschaft eine realistische Chance hat zu spielen und ich glaube, unter Jan Seifert ist in den letzten Jahren viel entstanden. Er hat ein Arbeitsklima im Nachwuchs geschaffen, das unheimlich angenehm ist. Alle unsere Trainer kommen gerne zur Arbeit, freuen sich hier zu sein und täglich mit den Jungs zu arbeiten und sie besser zu machen. Das ist in meinen Augen enorm wichtig für eine erfolgreiche Ausbildung.
Interview: Tessa Rohnke