Von null auf hundert: Ahmet „Ahmo“ Arslan kam am Donnerstag, dem 7. Juli 2022, von Holstein Kiel zur Sportgemeinschaft und stand bereits zwei Tage später im Testspiel gegen Borussia Dortmund in der Startformation. Aus dieser hat er sich seitdem auch nicht mehr verdrängen lassen. Im exklusiven KREISEL-Interview vor dem Heimspiel gegen den SC Verl spricht der Mittelfeldspieler über seine ersten Wochen in Dresden. Nachfolgend findet Ihr einen Auszug aus dem launigen Gespräch, das in Gänze schon jetzt kostenfrei online unter „meinDynamo“ zu lesen ist. Am Spieltag gibt es den KREISEL wie gewohnt in gedruckter Form im Dynamo-Fanshop und im Stadionumlauf zu erwerben.
‚Ahmo‘, Du bist in Bayern zur Welt gekommen, im hohen Norden aufgewachsen und seit rund vier Wochen nun Dresdner. Wie gefällt dir ‚Elbflorenz‘?
Mein guter Freund Niklas Hauptmann, mit dem ich in Kiel zusammengespielt habe und der bei Dynamo bekannt sein dürfte, hat mir schon immer von Dresden vorgeschwärmt. Ich kann ihm nur zustimmen: Die Stadt ist wunderschön. Sie hat sogar, auch wenn man es nicht ganz vergleichen kann, einige Gemeinsamkeiten mit Lübeck, wo ich den bisher größten Teil meines Lebens verbracht habe. Zum Beispiel den Fluss durch die Stadt – oben die Trave, hier die Elbe – aber auch eine schöne Altstadt mit dem Holstentor in Lübeck und der Frauenkirche, dem Zwinger und vielem mehr in Dresden. Man kann sich hier sehr wohlfühlen und ich bin froh, dass der Wechsel zu Dynamo im dritten Versuch nun zustande gekommen ist.
Im dritten Versuch?
Ja, ich stand schon 2015 zum ersten Mal vor einem Wechsel nach Dresden. Darüber habe ich erst gestern noch mit Kristian Walter gesprochen. Damals war ich bereits vor Ort und habe mich mit Ralf Minge und Uwe Neuhaus getroffen. Ich hatte große Lust auf Dynamo, aber mein damaliger Trainer beim HSV, Bruno Labbadia, wollte mich am Ende doch nicht gehen lassen. Die zweiten Gespräche liegen noch gar nicht allzu lange zurück, da war ich bereits in Kiel. In meiner Anfangsphase bei Holstein habe ich nicht so viel gespielt und über einen Wechsel nachgedacht, aber Ole Werner, der damals Trainer war, hat mir sehr ehrlich vermittelt, dass er von mir überzeugt ist, auf mich zählt und ich nur etwas Geduld haben müsse. Das hat sich dann auch bewahrheitet.
Du warst drauf und dran, bei Holstein Kiel Stammspieler in der 2. Bundesliga zu werden, als Du dir im Spiel gegen Hannover 96 im Mai 2021 einen Kreuzbandriss zugezogen hast. Wie hast Du diese schwere Phase erlebt?
Wenn ich nur daran denke, bekomme ich sofort wieder Gänsehaut. Ich war nicht nur drauf und dran, sondern hatte bereits mehrere Spiele in Folge in der Startelf gestanden, Tore geschossen und eine wichtige Rolle innerhalb der Mannschaft eingenommen. Ich spürte das Vertrauen von Trainer, Mannschaft und Fans. Wir haben auch eine richtig starke Saison gespielt und sind erst in der Relegation am Aufstieg in die Bundesliga gescheitert. Ich konnte das dann leider nur noch als Zuschauer verfolgen – was natürlich extrem wehgetan hat. Mich gerade in dieser Phase so schwer zu verletzten, war das Schlimmste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist. Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Meine Familie, die mir sehr wichtig ist, hat mir in dieser Phase viel geholfen.
Jetzt bist Du wieder fit und auf Anhieb Stammspieler bei Dynamo geworden. Wie schwierig war es, die Spielidee des Trainers zu verinnerlichen, obwohl Du große Teile der Vorbereitung inklusive des Trainingslagers verpasst hast?
Es hat mir geholfen, dass ich in Kiel unter Ole Werner schon einmal eine ähnliche Art Fußball gespielt habe. Als Markus Anfang Trainer in Kiel war, hat Ole dort die U23 betreut. Ich weiß, dass die beiden gut zusammengearbeitet haben und Ole einiges von Markus für sein Spiel übernommen hat. Natürlich gibt es bei jedem Trainer und in jeder Mannschaft Dinge, die verschieden sind und es wird auch noch einige Zeit dauern, bis die Abstimmung mit den Nebenleuten perfekt funktioniert. Markus gibt mir da viel Hilfestellung, erklärt präzise, wann ich mich etwas enger oder etwas breiter positionieren soll. An diesen Details arbeiten wir, aber die grundsätzliche Idee von Fußball, die grundlegenden Laufwege sind mir nicht ganz neu.
Trotz ordentlicher Leistungen ist das in den ersten beiden Heimspielen gegen 1860 und Stuttgart noch nicht gelungen. Was müsst ihr verbessern, damit die Fans gegen Verl den ersten Sieg seit langem im Rudolf-Harbig-Stadion bejubeln dürfen?
Es stimmt, dass viele gute Dinge dabei waren, aber davon können wir uns überhaupt nichts kaufen, denn es zählen nur Siege. Ich glaube, dass wir die Negativserie der letzten Monate aus den Köpfen bekommen müssen, denn diese Gedanken blockieren nur. Für mich hatten wir in dieser Saison erst ein Liga-Heimspiel, und das haben wir leider verloren. Ich denke nicht an die zurückliegende Saison. Das ist Vergangenheit. Natürlich können die Fans darüber reden, denn sie kommen Woche für Woche ins Stadion, bezahlen Geld, um die Partien zu sehen und wollen natürlich Siege erleben. Aber wir Spieler müssen uns auf das konzentrieren, was wir können. Wir haben eine gute Mannschaft und ich bin überzeugt, dass wir gegen Verl wieder einen Heimsieg feiern können.
Danke für das Gespräch, ‚Ahmo‘!
Interview: Klemens Fraustadt