Am 17. November kommt die Mitgliederversammlung 2018 der SG Dynamo Dresden zusammen – das höchste Organ unseres demokratischen Vereins. In den Wochen bis zur Veranstaltung möchten wir euch Vereinsmitglieder unserer Sportgemeinschaft vorstellen. Und zwar solche, die nicht gerade um die Ecke leben.
In Teil eins beginnen wir mit Pasi Lehtonen aus Finnland.
Er wurde im finnischen Hämeenlinna geboren. Nach dem Studium verließ er die Stadt im Süden des Landes und arbeitet heute als Ingenieur in einem internationalen Telekommunikationsunternehmen in Turku. Seit der Saison 2016/17 ist der ehemals ehrenamtlich aktive Fußballschiedsrichter Mitglied der Sportgemeinschaft. Im Interview erklärt uns Pasi Lehtonen, wie er auf Dynamo Dresden aufmerksam wurde und warum er trotz der Distanz Vereinsmitglied der SGD werden wollte.Pasi, du lebst in Finnland zwischen Helsinki und Turku. Woher kommt eine Begeisterung für Dynamo?
Ich denke, alles begann als Dynamo nach der deutschen Wiedervereinigung in der Bundesliga spielte. Ich wusste vorher schon, dass Dynamo in den 1980er Jahren viele Male im Europapokal gespielt hat, und hatte eine gewisse Sympathie für diesen DDR-Klub. Aus unseren Geschichtsbüchern kannte ich zudem die tragischen Momente, die Dresden als Stadt widerfahren sind. Anfang der 90er Jahre war es sehr schwer, dem deutschen Fußball zu folgen.
Wie hast du Dynamo damals verfolgt?
Einige Satellitenkanäle zeigten einmal in der Woche die Bundesliga-Spiele. Für die einfachen Leute blieben am Sonntagmorgen nur die Zeitungen, um die Ergebnisse der Bundesliga zu erfahren. Fans von unterklassigen deutschen Mannschaften mussten hoffen, dass der lokale Zeitungshändler eine aktuelle Ausgabe der Kicker-Zeitschrift hatte. Die Situation war völlig anders als beim englischen Fußball, der seit den Sechzigern im finnischen Fernsehen gezeigt wurde. Dies änderte sich mit der Entwicklung des Internets dramatisch. Nun konnte ich die Ergebnisse bis zur Regionalliga suchen. Nach Dynamos Aufstieg in höhere Ligen war es möglich, durch einige Web-Streaming-Dienste, die SGD auch in Finnland live zu sehen. Diese technische Entwicklung hat meinen Dynamo-Support auf das Niveau gebracht, auf dem er sich jetzt befindet. Nicht zuletzt deshalb ist seit einiger Zeit auch mein Name auf dem Mannschaftsbus aufgedruckt!
Warum bist du Mitglied bei der SGD geworden?
Ich habe etwas von meiner Mitgliedschaft. Als ein Fan, der im Ausland lebt, muss ich meinen Flug sehr früh im Voraus buchen. Daher ist es sehr wichtig, dass ich am Spiel teilnehmen kann. Ich habe die Möglichkeit, während des Mitgliederverkaufs ein Ticket zu kaufen und einen Platz für die schnell ausverkauften Spiele zu sichern. Für ein Mitglied ist es auch möglich, ein Ticket für die begehrten Auswärtsspiele zu kaufen. Das mache ich, wenn sie besser in meinen Zeitplan passen. In den vergangenen zwei Spielzeiten war ich mit Dynamo beim Auswärtsspiel in Düsseldorf und habe mit unseren Fans die großartigen Siege gegen die Fortuna genossen.
Finnland ist bekannt für Ski-Sport und Sauna. Wie groß ist die Begeisterung für Fußball in deinem Land?
In Finnland ist Eishockey die Nummer eins. Meiner Meinung nach liegt es daran, dass wir im internationalen Fußball nicht sehr erfolgreich sind, aber ständig unter den besten Mannschaften im Eishockey spielen. Die finnische Fußballnationalmannschaft hat sich noch nie für ein großes Turnier wie die WM oder EM qualifiziert. Schaut man aber auf die Anzahl der registrierten Spieler, dann ist Fußball auch in Finnland die Nummer eins.
{media-left}Du lebst zwischen zwei erfolgreichen finnischen Teams HJK Helsinki und Inter Turku. Gehst du oft in Finnland ins Stadion?
Ein paar Mal im Monat besuche ich die Spiele der lokalen Teams in Salo, die in der zweiten und dritten Liga spielen. Wenn es mein Zeitplan zulässt, gehe ich aber auch gerne in Turku zu einem Ligaspiel. Mein Büro liegt nur zehn Minuten zu Fuß vom Stadion entfernt. Es ist ziemlich angenehm, nach dem Arbeitstag ins Stadion zu fahren.
Wie unterscheidet sich das finnische Fanleben von dem in Deutschland?
Die finnische Fanszene ist im Vergleich zu der in Deutschland ziemlich klein. Die durchschnittliche Zuschauerzahl in der obersten Liga beträgt rund 2.500, da kann man nicht viel erwarten. Die meisten Vereine haben Supporter-Clubs mit einigen hundert aktiven Mitgliedern, die versuchen, die Atmosphäre im Stadion durch Choreos und Gesang zu heben. Aber das kann man nicht mit dem Fanleben in Deutschland oder England vergleichen.
Hast du andere Freunde in Finnland mit deinem Dynamo-Fieber infiziert? Gibt es noch andere Dynamo-Fans in deiner Nähe?
Viele der Finnen kennen Dynamo Dresden nur mit Namen. Sie wissen, dass Dresden in Ostdeutschland liegt, aber das ist alles. Natürlich gibt es Fußballfans, die wissen, dass Tim Väyrynen und Eero Markkanen für kurze Zeit bei Dynamo gespielt haben. Aber ich habe keinen anderen finnischen Fan getroffen, der schwarze und gelbe Dynamo-Farben trägt.
Welche Verbindung hast du nach Dresden, und ist der nächste Besuch von Elbflorenz schon geplant?
Ich habe die schöne Stadt zum ersten Mal im Sommer 2009 besucht. Da war das Stadion noch im Bau. Ich plane, ein- bis zweimal Mal im Jahr nach Dresden zu fahren, um Dynamo spielen zu sehen. Wenn ich nicht alleine reise, nehme ich normalerweise jemanden aus meiner Familie mit. Im Mai 2018 habe ich das letzte Spiel gegen Union Berlin und die Semperoper mit meiner Frau besucht. Unser nächster Urlaub ist nur eine Frage der Zeit.
Interview: Steffen Wunderlich
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