Teil III von V der „Themenwoche“ vor der anstehenden Mitgliederversammlung befasst sich mit dem Steinhaus. Das Gebäude auf dem Stadiongelände steht seit der Neueröffnung des Stadions leer. Nach dem Stadion sollte laut Mitgliederbeschluss auch der Vereinssitz an der Lennéstraße gefördert und gestaltet werden. Durch den Wegfall des eigentlich geplanten zweiten Rasenplatzes im Zuge des Stadionneubaus auf der Fläche des Steinhauses ergab sich die Möglichkeit, den massiven Funktionsbau zu erhalten.
{media-left}Wir sprachen mit Fan-Aufsichtsrat Thomas Blümel über das Steinhaus und die emotionale Debatte zur Vereinsheimat, über die Gründe für die bisherige Nichtrealisierung des Projektes, über notwendige Schritte hin zu einer neuen Dynamo-Begegnungsstätte und weshalb Union Berlin in der Hinsicht als Vorbild für die Schwarz-Gelben dienen kann. Außerdem verriet uns der 48-Jährige, wann er das letzte Mal so richtig Heimweh hatte.
Herr Blümel, wann kommen Sie in der Regel abends nach Hause?
Oh, das ist meistens zwischen 20 und 22 Uhr.
Fühlen Sie sich wohl zuhause?
Ja, sehr.
Was bedeutet für Sie der Begriff „Heimat“?
Damit verbinde ich, zu Hause zu sein und einen Ort zu haben, an dem man sich geborgen und wohl fühlt.
Wie lässt sich das Thema „Vereinsheimat“ aus Dynamo-Sicht zusammenfassen?
Mit dem Neubau des Stadions am alten Standort haben sich die Mitglieder unseres Vereins bereits vor Jahren dafür entschieden, dass die alte Heimat auch die neue Heimat an der Lennéstraße ist. Leider ist dann aus wirtschaftlichen Gründen die Geschäftsstelle verlegt worden und das Projekt „Vereinsheimat“ seitdem gewissermaßen heimatlos.
Der Verein braucht eine Heimat. Eigentlich liegt darin kein Potenzial für Polarisierung. Warum wird die Debatte trotzdem so extrem emotional geführt?
Die entscheidende Frage ist ja nicht, ob Dynamo eine Heimat benötigt, sondern wo diese ist! Für die allermeisten Mitglieder und Fans ist das am Standort des Stadions. Nur ist in den letzten Jahren immer wieder die Befürchtung aufgekommen, dass durch die Etablierung des Nachwuchsbereiches im Ostragehege und Planspiele zur Ansiedlung von Geschäftsstelle und Trainingsgelände dort der durch den Beschluss der Mitgliederversammlung demokratisch legitimierte Wille der Mitglieder schleichend ausgehebelt wird.
Warum dreht sich immer alles ums „Steinhaus“, was muss man über dieses Gebäude wissen?
Das sogenannte Steinhaus ist ein Gebäude innerhalb des Stadiongeländes, an der Stirnseite des Kunstrasenplatzes. Dort befanden sich lange Zeit Umkleidekabinen, Büros und ein Internat für Nachwuchsspieler. Während des Stadionneubaus war dort die Bauleitung der Stadionprojektgesellschaft zu Hause. Das Gebäude ist solide und wäre aus der Sicht vieler Mitglieder hervorragend geeignet, als Vereinsheimat neu gestaltet zu werden. Es gibt bereits seit 2010 eine Initiative von Mitgliedern (www.deinesgd.de), die Geld, Ideen und Wissen zur Sanierung und späteren Nutzung des Hauses zusammen getragen hat. Angedacht waren Geschäftsstelle, Räume für Fans und Traditionsräume. Im Kern geht es um einen Ort, an dem unser Vereinsleben stattfinden kann.
{media-left}Und woran ist das Projekt „Vereinsheimat im Steinhaus“ bisher gescheitert?
Ein erster wichtiger Schritt war, dass der Abriss des Gebäudes, der schon geplant war, verhindert werden konnte. Der schwierige Schritt von der Projektidee hin zur konkreten Umsetzung ist aus meiner Sicht bisher vor allem daran gescheitert, dass es in der Geschäftsführung bisher niemanden gab, der dieses Vorhaben zu seiner Sache gemacht hat. Inzwischen haben wir mit Ralf Gabriel einen Verantwortlichen, der in der Lage ist, diese Aufgabe anzugehen, und von dem die Mitglieder auch zu Recht erwarten, dass er dies tut.
Was sind aus Ihrer Sicht die nötigen Schritte, um zu einer Lösung zu kommen?
Wie schon gesagt, gibt es eine Reihe von Vorarbeiten, die engagierte Mitglieder geleistet haben. Jetzt müssen daraus endlich mal Nägel mit Köpfen in Form eines konkreten Projektes gemacht werden. Die Bereitschaft, sich zu beteiligen, ist riesig. Diese Bereitschaft in organisierte Bahnen zu lenken, ist die Aufgabe für den Verein.
{media-right}Eine Frage an den Stadtrat Blümel: Das Steinhaus steht auf städtischem Gelände, gehört aber laut Konzessionsvertrag der Stadion Projektgesellschaft. Stadt und PG müssten also erst einmal zusammen finden und Dynamo das Objekt übertragen. Klingt nach einem dicken Brett…
Die wichtigste Voraussetzung, um ein dickes Brett zu bohren, ist der Plan, wo das Loch hin soll. Sprich, erst wenn wir uns als Verein intern sortiert haben, wenn wir also einen konkreten, durchgerechneten Plan haben, lohnt es sich, mit den anderen Beteiligten zu reden. Weder die Projektgesellschaft noch die Stadt werden sich einem Vorhaben, das gut vorbereitet ist, widersetzen. Warum auch? Das Gebäude abzureißen, würde Geld kosten, das sinnvoller in eine weitere Nutzung investiert wäre.
Der Umbau der „Alten Försterei“ durch die Fans von Union Berlin gilt als großes Vorbild. Was kann Dynamo sich dort abschauen?
Union hat es mit dem Stadionumbau geschafft, ein gemeinsames Vorhaben der Mitglieder und Fans auf die Beine zu stellen. Das entscheidende Wort dabei ist: „gemeinsam“. Was kann es also Besseres geben, als zusammen eine Vereinsheimat zu bauen, um Mitglieder und Fans tatsächlich im Herzen zu vereinen? Im Falle Union wurde die Initiative der Fans durch die Vereinsführung nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert.
Gehört die Geschäftsstelle zur Vereinsheimat zwingend dazu?
Die Geschäftsstelle ist das Zentrum der täglichen Aktivitäten des Vereins. Ich persönlich finde es auch wichtig, dass sich die Mitarbeiter und Mitglieder nicht nur einmal im Jahr zur Mitgliederversammlung begegnen. Auch aus wirtschaftlichen Überlegungen wäre es vorteilhaft, in eigenen statt gemieteten Räumen zu agieren.
{media-left}Welche positiven Effekte für Dynamo sehen Sie, wenn die Vereinsheimat im Steinhaus eines Tages Realität sein sollte?
In den letzten Jahren wurden Initiativen der Mitglieder, wie zum Beispiel „Pro RHS“, bei Dynamo oft zwiespältig gesehen. Eine Kultur der aktiven Beteiligung von Mitgliedern an wesentlichen Entscheidungen gab es nicht. Vieles, wie der Stadionbau, wurde im wahrsten Sinne des Wortes von den Mitgliedern erstritten. Andererseits werden Sponsoren, die sich langjährig für den Verein engagieren, häufig kritisch in ihren Aktivitäten beobachtet. Ein gemeinsames Projekt wie das Steinhaus hat das Potential über das konkrete Vorhaben hinaus, eine bessere Kultur des Miteinanders zu begründen. Es wäre ein Projekt, bei dem sich Mitglieder, Fans und Sponsoren gleichermaßen einbringen könnten, bei dem auch wieder Vertrauen für die gemeinsame Lösung anderer Probleme entstehen könnte. Das wäre mindestens genauso wichtig, wie das eigentliche Vorhaben einer Vereinsheimat im Steinhaus.
Wann hatten Sie eigentlich das letzte Mal so richtig Heimweh?
Das ist lange her. Als Jugendlicher im Ferienlager.
Bildquelle Grafik: dreidimensionale Nordansicht (unverbindlicher Ideenentwurf eines Fans in Anlehnung an ein Konzept des Ingenieurbüros Erfurt)
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