LOVE DYNAMO – HATE RACISM. Die SGD ist offen für jeden, der unsere Werte anerkennt. Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung haben in unserem Sport und in unserem Stadion keinen Platz. Im März 2022 nahm die Sportgemeinschaft den ukrainischen Fußballer Kyrylo Melichenko als Trainingsgast auf, um ihm eine sichere Zuflucht und die Chance zu bieten, sich für die Fortsetzung seiner Karriere nach dem Krieg in der Ukraine fit zu halten. Mittlerweile ist „Kyri“ fester Bestandteil des Drittliga-Kaders der Schwarz-Gelben.
Im Gespräch mit dem gebürtigen Ukrainer Andrej*, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und regelmäßig die Spiele der SGD im Rudolf-Harbig-Stadion besucht, und der aufgrund des Krieges aus der Ukraine geflüchteten Journalistin Kristina*, sprach Dynamos Defensivspieler über den Krieg in seinem Heimatland, Diskriminierung im Fußball und sein neues Leben in Elbflorenz.
Nachfolgend findet Ihr einen Auszug aus dem Gespräch, das in Gänze schon jetzt kostenfrei online unter „meinDynamo“ zu lesen ist. Am Spieltag gibt es den KREISEL wie gewohnt in gedruckter Form im Dynamo-Fanshop und im Stadionumlauf zu erwerben.
Hallo Ihr Drei, könntet Ihr bitte noch einmal kurz zusammenfassen, wie Ihr nach Dresden gekommen seid?
Kyrylo: „Meine Freundin, die sehr gut Deutsch spricht, schrieb kurz nachdem der Krieg begann einen Brief an Dynamo Dresden. Das Transferfenster war bereits geschlossen, aber ich wollte mich zumindest irgendwie fit halten. Die Verantwortlichen haben sich daraufhin sehr schnell bei mir gemeldet und alles in die Wege geleitet.“
Kristina: „Ich bin seit März 2022 in Dresden und komme ursprünglich aus Kiew. Auch nach dem Kriegsausbruch wollte ich eigentlich nie mein Land verlassen, aber als die Panzer dann nur noch 15 Minuten von meinem Zuhause entfern waren, habe ich mich einfach nicht mehr sicher gefühlt und bin dann doch geflohen.“
Andrej: „Meine Familie kommt ursprünglich aus der Westukraine. Sie sind bereits in den 90er-Jahren nach Deutschland gekommen. Ich bin somit schon hier in Dresden zur Welt gekommen.“
Das Heimspiel am Samstag gegen Saarbrücken steht unter dem Motto „LOVE DYNAMO – HATE RACISM“. Habt Ihr seit Eurer Ankunft in Deutschland schon Erfahrung mit Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung machen müssen?
Kyrylo: „Nein, tatsächlich gar nicht. Wie eben schon gesagt, wurde ich im Team sehr herzlich aufgenommen. Alle haben mich und meine Herkunft akzeptiert, sowohl meine Mitspieler als auch die Fans in Dresden. Eher im Gegenteil: Als ich meinen Profivertrag hier unterschrieben habe, erhielt ich vor allem in den sozialen Medien viel Zuspruch von den Dynamo-Fans. Darüber habe ich mich gefreut und bin sehr dankbar dafür.“
Kristina: „In Dresden gibt es eine ziemlich große russische Gemeinschaft, in der viele auch Putin unterstützen. Das ist für uns natürlich nicht leicht. Aber ich persönlich habe noch keine negativen Erfahrungen mit Rassismus oder Diskriminierung gemacht, worum ich sehr froh bin.“
‚Kyri‘, Du warst in der Ukraine schon mehrere Jahre als Profifußballer beim FC Mariupol aktiv. Hast Du in dieser Zeit schon einmal Rassismus im Stadion erlebt?
Kyrylo: Ich muss ehrlich sagen: Bis zur Black-Lives-Matter-Bewegung war dieses Thema in meinen Kreisen gar nicht so präsent. Aber in meinen Teams spielten schon immer Fußballer aus unterschiedlichen Ländern und da wurde nie ein Unterschied gemacht. Auch von den Fans im Stadion in der Ukraine habe ich nie erlebt, dass Spieler diskriminiert wurden. Darüber bin ich sehr froh.“
Glaubt Ihr, dass der Fußball auch etwas im Kampf gegen Rassismus bewirken kann?
Kyrylo: „Unsere Spiele schauen jedes Wochenende mehrere tausende Menschen und ich bin immer wieder beeindruckt von den Fans im Stadion. Das zeigt, wie viele Menschen der Fußball erreichen kann und indem solche wichtigen Dinge thematisiert werden, kann viel bewirkt werden. Fußball ist für alle und ich finde es schön, dass diese Sportart immer wieder die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringt.“
Andrej: „Wie „Kyri“ schon sagt, Fußball bringt Menschen aus verschiedensten Herkünften zusammen und das ist die Grundlage, um Vorurteile abbauen zu können. Vereine leisten durch Initiativen und Organisationen eine ganz wichtige Arbeit im Kampf gegen Rassismus. Sie haben einen großen Einfluss auf das direkte Fußball-Umfeld und können hier durch Projekte Brücken zwischen den Menschen bauen.“
Kristina: „Ich selbst hätte nie gedacht, mal als Kriegsflüchtling in einem fremden Land Schutz suchen zu müssen. Umso glücklicher macht es mich, dass ich hier in Dresden mit offenen Armen empfangen wurde. Ich denke, Fußballvereine haben einen Einfluss auf ihre Regionen und ihre Fans. Dieser Einfluss kann sicher dabei helfen, solch positives Verhalten der Menschen gegenüber anderen zu stärken.“
Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, um über dieses wichtige Thema zu sprechen.
*Namen geändert
Interview: Klemens Fraustadt & Tessa Rohnke