Leitzordner zum Bau der ‚Giraffen‘

60 Meter hoch, ein Neigungswinkel von 20 Grad, 58,1 Tonnen Masse pro Mast – nur einige der Daten von den ‚Giraffen‘ im alten Rudolf-Harbig-Stadion. Am 31. August 2007 erstrahlten sie zum letzten Mal in voller Stärke. Wobei eingefleischte Stadionbesucher wissen dürften, dass die tatsächliche volle Stärke selten erreicht wurde. Immer blieben einzelne der insgesamt 104 Lampen an den Masten dunkel. Als ihr Licht nach dem 5:1-Sieg über Bischofswerda im Sachsenpokal jedoch letztmalig erlosch, würdigten die Fans die Wahrzeichen mit einer beispiellosen Pyroshow, bei der über 400 Bengalos zum Einsatz kamen. Das Ende einer Ära von rund 39 Jahren Einsatzzeit.

Begonnen hatte diese im Jahr 1969. Im Alberthafen wurden die Einzelteile angeliefert und abtransportiert. Am Bestimmungsort angekommen wurden danach die Füße montiert, miteinander verschraubt und verschweißt. Anschließend wurde der Schaftteil, welcher allein über 22 Tonnen wog, mithilfe eines Autokrans angebracht. Währenddessen montierten Arbeiter bereits die Scheinwerfer am Kopfteil. Mit einem Autokran, dessen Hakenhöhe 56 Meter betrug, wurde schließlich der Kopf befestigt. Am Ende stand eine Lichtleistung von 500 Lux zu Buche, zu seiner Zeit war dies deutschlandweit einmalig.

Hauptsächlich genutzt wurde diese Strahlkraft vor allem bei Europapokalschlachten, bei denen man das Licht bereits vom Stadtrand her erblicken konnte. Später kamen die ‚Giraffen‘ seltener zum Einsatz, waren jedoch von der Bundes- bis zur Oberliga aktiv. Als 2006 der Stadionneubau beschlossen wurde, war schnell klar, dass die markanten Flutlichtmasten nicht ins neue ‚Wohnzimmer‘ der SGD integriert werden können. So standen Abschied und Abriss sinnbildlich für den Beginn einer neuen Zeit bei Dynamo, in der eine moderne Anlage mittlerweile über 2.000 Lux Lichtstärke auf den Rasen werfen kann.

Den Bau der ‚Giraffen‘ dokumentiert ein Leitzordner mit 45 Bildern und Niederschriften. Dieser wurde der Sportgemeinschaft von einem Fan aus Niedersedlitz, dessen Vater Teil des Kollektivs zur Montage war, als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Er ist unser „Dräumchen des Monats“ im August 2025.