„Der Mann sprang wie ein Känguru durch seinen Strafraum“, entfuhr es dem TV-Kommentator am 22. April 1995, als die SGD im Rudolf-Harbig-Stadion vor 12.200 Zuschauern auf Eintracht Frankfurt traf.Der geneigte Dynamo-Fan weiß natürlich, dass zu dieser Zeit der russische Nationalkeeper Stanislaw Tschertschessow das Dynamo-Tor hütete. Aber Tschertschessow ein australisches Känguru? Nein. Gemeint war Mark Schwarzer, der den Russen am 27. Spieltag der Bundesliga-Saison 1994/95 aufgrund einer Länderspielreise vertrat. Der Auftakt einer außergewöhnlichen Karriere.
Rund 25 Jahre und über 500 Premier-League-Spiele später ist der heute 46-Jährige zurück in Elbflorenz. Im Rahmen eines Doku-Drehs stattete Schwarzer der SGD, dem Rudolf-Harbig-Stadion und seinem einstigen Trainer Ralf Minge, heute Dynamos Sportgeschäftsführer, zusammen mit einem australischen Fernsehteam einen Besuch ab.
Mit leuchtenden Augen schwelgt der bodenständige Hüne dabei in Erinnerungen an seine Zeit bei der SGD: „Ich habe meinen ersten Tag hier noch genau im Kopf. Siggi Held hat mich erstmal ausgiebig gemustert und dann gefragt, wer ich überhaupt bin und was ich hier wolle“, schmunzelt Mark Schwarzer.
Heute kann der in Sydney geborene Sohn einer Stuttgarter Auswandererfamilie darüber lachen. Er sprach zwar bereits Mitte der 90er Jahre gut deutsch, war aber dennoch ein Exot unter den gestandenen Bundesliga-Profis in Dresden.
„Er hatte damals schon ein tolles Auftreten: Auf der einen Seite die unbekümmerte, lockere australische Mentalität und auf der anderen den unbedingten Einsatzwillen auf dem Platz und im Training. Mark wollte sich immer weiter verbessern“, erinnert sich Ralf Minge.
„Das intensive Training war neu für mich. Daran musste ich mich in den ersten Monaten erstmal gewöhnen und hart arbeiten, bis ich meine Chance bekomme“, so Schwarzer. Und er bekam sie - an jenem 22. April. Trotz einer herausragenden Leistung reichte es für die SGD aber nicht zu einem Punktgewinn, zwei späte Treffer der Eintracht ließen die Frankfurter jubeln.
{media-left}Am Ende der Saison musste Dynamo Dresden den Abstieg hinnehmen – durch den Lizenzentzug sogar bis in die drittklassige Regionalliga. Viele Spieler verließen daraufhin den Verein. So auch Mark Schwarzer, den es zum 1. FC Kaiserslautern zog. Von da aus wechselte der Keeper nach einem Jahr Richtung England, wo er sportlich und privat sein Glück fand.
Schwarzers beeindruckende Vita, der seine Schuhe in England für Bradford City, Middlesbrough, Fulham, Chelsea und Leicester City schnürte: Mit über 500 Premier League-Spielen die meisten Einsätze in der höchsten englischen Profiliga eines nicht-britischen Spielers, der Gewinn des Meister-Titels mit Leicester City und nicht zuletzt Rekordnationalspieler Australiens – um nur einige Meilensteine zu nennen.
„Hut ab, das ist eine Wahnsinnsleistung und zeugt von Marks Zielstrebigkeit und Professionalität. Gepaart mit seiner Bodenständigkeit, die er auch heute noch lebt, ist das ganz einfach spitze“, so Minge. „Und wer weiß“, ergänzt Schwarzer: „ob ich ohne diese Erfahrung hier in Dresden auf dieses Niveau gekommen wäre?“
Im Sommer 2016 beendete Schwarzer im Alter von 43 Jahren schließlich seine Karriere, lebt heute mit seiner Familie in London und arbeitet als Experte fürs australische Fernsehen.
Den Dynamo-Virus hat Mark in der Familie Schwarzer übrigens erfolgreich weitergetragen. Sohn Julian sympathisiert als Fan mit der SGD und durfte sich über das neue Heim-Trikot freuen, das der Papa bei seinem Besuch in Dresden natürlich aus dem Dynamo-Fanshop mitbrachte.
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