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04. Oktober 2012 // 11.47 Uhr

Kontroverse Diskussion beim „Tatort Stadion“

Podium und Fans reflektieren Fremdenfeindlichkeit als mehrdimensionales Problem


Die vom Fanprojekt Dresden veranstaltete Wanderausstellung „Tatort Stadion“ wartete am Mittwoch mit einer Filmvorführung und anschließender Podiumsdiskussion auf. Zunächst wurden den etwa 150 Gästen Ausschnitte aus Günter Wallraffs 2009 erschienenem Film „Schwarz auf Weiß – Eine Reise durch Deutschland“ gezeigt. Darin enthalten sind auch Szenen, die in der Dresdner Fanszene wohlbekannt sind. Sie zeigen Wallraff, der in seiner Rolle als Schwarzer in einen mit Dynamo-Anhängern besetzten Fanzug einsteigt und sich dort rassistischen Anfeindungen und manifester Bedrohung ausgesetzt sieht.

In einem lebhaft und kontrovers geführten Meinungsaustausch reflektierten der selbst anwesende Wallraff, Dynamos Geschäftsführer Christian Müller, die Geschäftsführerin des Kulturbüros Sachsen Grit Hanneforth und unter den Gästen befindliche Vertreter der Fanszene die gezeigten Fimdokumente. Dabei wurde – im Einklang mit dem Thema der Veranstaltungsreihe, welche sich um „Fußball und Diskriminierung“ dreht – herausgearbeitet, dass Rassismus nur eine von vielen Dimensionen diskrimierenden Verhaltens ist.

Der Geschäftsführer der SG Dynamo Dresden, Christian Müller, ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass Rassismus ein Problem darstellt, mit dem sich der Verein kontinuierlich auseinandersetzen muss und wird. Er stellte jedoch auch klar, dass andere Formen von Fremdenfeindlichkeit, welche neben rassistischen Verhaltensweisen existieren, in dieser Auseinandersetzung nicht vernachlässigt werden dürfen. Ebenso wenig sei es angebracht, dem Fußball im Allgemeinen und bestimmten Vereinen im Besonderen eine besondere Anfälligkeit für diskriminierende Denkweisen zu attestieren. Hierfür mag Wallraffs Film als Beleg dienen, der nachdenklich stimmende Szenen aus verschiedensten Bereichen der Lebens- und Alltagswirklichkeit zeigte.

Grit Hanneforth wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Fußball wie andere Sportarten auch im besonderen Fokus der Öffentlichkeit steht, weshalb Rassismus und Homophobie als Formen der Fremdenfeindlichkeit hier mehr als anderswo beleuchtet werden. Dies sollte jedoch dabei helfen, die Probleme anzupacken, ohne den falschen Rückschluss zu ziehen, fremdenfeindliche Dummköpfe wären im Fußball überrepräsentiert.

Als Subtext der Veranstaltung lässt sich das geschichtsträchtige Datum auslegen. Die 22 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch vorhandenen Ost-West-Schemata resultieren aus dem generellen menschlichen Bedürfnis, in Abgrenzung gegen „Fremde“ Identität zu gewinnen. Dass dem Verhältnis von Identität und Abgrenzung ein immens kreatives und kulturstiftendes Potential innewohnt, zeigen die meisten Choreografien in allen Fanblocks. Bekämpft werden muss das Bestreben nach Abgrenzung jedoch überall dort, wo es die Freiheit und Würde anderer in Mitleidenschaft zieht. Dieser Herausforderung müssen sich die Fußballvereine stellen. Gleichwohl können die im Umfeld des Fußballs entstandenen Initiativen für Toleranz und Menschlichkeit, für die „Tatort Stadion“ ein Beispiel unter vielen ist, auch als Vorbild für andere Bereiche der Gesellschaft dienen, in welchen der Handlungsbedarf ebenso groß ist.

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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