Vor dem ersten Pflichtspiel der Schwarz-Gelben auf dem „Betze“ in Kaiserslautern seit 1995 sprachen wir mit Ex-Nationalstürmer Olaf Marschall. Der sympathische Lockenkopf spielte zwar nur ein Jahr in Dresden (1993/94), schoss sich aber mit seinen 11 Bundesliga-Toren in die Herzen der Fans. Auch im DFB-Pokal erreichte Marschall mit der SGD Großes: Nach Siegen gegen Wolfsburg, Hannover, Bayern München und Leverkusen stoppte erst Werder im Halbfinale die Siggi-Held-Truppe. Wir sprachen mit Olaf über seinen historischen Dreierpack gegen den VfB Leipzig, seine Zeit als Trainer und die gegenwärtige Situation von Dynamo Dresden. Außerdem verriet er uns mit einem Augenzwinkern, welches „Techno-Doping“ ihm zu seinen Top-Leistungen im gesetzteren Fußballer-Alter verhalf.
Olaf, bei Dynamo kam am vergangenen Freitag gegen Duisburg mit Tobias Müller ein erst 19-jähriges Sturm-Talent zum Einsatz – wenn du heute nochmal 18 wärst und Angebote aus Dresden und Kaiserslautern vorliegen hättest, für welchen Club würdest du dich entscheiden?
Zurzeit musst du als Spieler nach Lautern gehen. Das hat nichts mit Sympathie zu tun. Die einen spielen unten und die anderen habe die Chance auf die 1. Bundesliga. Wenn du als Spieler weiterkommen willst, dann musst du – zurzeit – nach Kaiserslautern gehen. Eine Einsatzgarantie bekommst du grad als 18-Jähriger ja in Dresden genauso wenig wie in Lautern.
Du warst nur ein Jahr in Dresden, aber aus sportlicher Sicht war es für dich und den Verein ein sehr gutes Jahr. Welcher war dein emotionalster Moment?
Da gab es eigentlich zwei. Einer davon war der Tag, an dem wir trotz des 4-Punkte-Abzugs den Klassenerhalt geschafft haben. Das war der 33. Spieltag und wir haben 1:0 gegen Werder Bremen gewonnen, für die es damals – vor dem Spiel – noch ums internationale Geschäft ging (Torschütze Olaf Marschall; d.R.). Ein anderer Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war natürlich der erste Spieltag, das 3:3 in Leipzig. Drei Tore gelingen einem nicht an jedem Tag …
… und die Leipziger haben es bereut, dass sie dich nicht geholt hatten?
Überhaupt nicht. Das stand damals gar nicht zur Debatte. Mit mir hatte nur Siggi Held gesprochen, unter dem ich die drei Jahre zuvor in Wien gespielt hatte. Aus Leipzig lag überhaupt kein Angebot vor. Ich habe keine Ahnung, wer diese Geschichte lanciert hat. Ich hätte damals in Wien bleiben können, aber die Möglichkeit, in Dresden vor deutlich mehr Zuschauern Bundesliga zu spielen, hat mich natürlich gereizt.
Trotz des 1:0-Erfolgs am Montag gegen 1860 waren die Auftritte der „Roten Teufel“ zuletzt nicht überzeugend. Welche Chancen darf sich Dresden für das Auswärtsspiel ausrechnen und wo siehst du beide Mannschaften am Ende der Saison?
Den FCK sehe ich auf Platz drei. Im Fußball ist nichts unmöglich, aber ich kann mir derzeit nicht vorstellen, dass die beiden Mannschaften davor noch einbrechen. Kaiserslautern hat am Montag nicht gut gespielt, aber gewonnen. Mit solchen Siegen kannst du am Ende dann aufsteigen. Für Dynamo kann es in dieser Saison nur noch darum gehen, sich zu retten. Da ist es egal, welcher Platz es wird – die Hauptsache ist, dass sie oben bleiben. Zur Not natürlich auch über die Relegation. Aber auf diese Zusatzeinnahme würden die Dresdner bestimmt gern verzichten, darauf werden sie nicht spekulieren (lacht). Das Spiel am Freitag ist offen. Die Lauterer haben eine gute Mannschaft, treten im Moment aber auch nicht so souverän auf, wie sie es sicher könnten. Und Dynamo ist besser, als der Tabellenstand aussagt. Wer an diesem Tag in einer guten Verfassung ist, der kann die drei Punkte mit nach Hause nehmen.
Du hast als Trainer und Co-Trainer in Kaiserslautern und zuletzt in deiner Heimat beim Bezirksklasse-Vertreter SG Niederkirchen/Morbach gearbeitet. Wie kam es dazu und wie sieht dein weiterer Weg aus, gibt es Pläne?
Die Zeit bei der SG Niederkirchen hat mir großen Spaß gemacht. Ich wohne in Niederkirchen und wenn es die Zeit hergab, habe ich mich dort sehr gern eingebracht. Das war freilich alles ganz locker, da wusste man nie genau, wie viele Leute beim Training da sein würden und brauchte das deshalb auch nicht akribisch vorzubereiten. Auf der anderen Seite war klar, dass ich hin und wieder auch selbst mal nicht da sein konnte, weil ich einen Termin hatte. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Ich habe den Schein und ich hätte sicher nichts dagegen, auch höherklassig wieder als Trainer zu arbeiten, ganz einfach, weil es mir Spaß macht.
{media-left}Nichts für ungut, aber wie wäre deine Karriere verlaufen, wenn es das Nasenpflaster nicht gegeben hätte?
(lacht) Sicher genauso. Das kam ja erst ganz am Ende auf, zu meiner Lauterer Zeit. Aber was soll ich sagen – das Pflaster kam, ich habe getroffen und wir sind Deutscher Meister geworden. Was willst du mehr (lacht). Ich glaube, ich habe immer noch welche zuhause. Aber im Ernst – ob das nun tatsächlich leistungssteigernd ist, kann ich nicht sagen. Es gibt einem zumindest subjektiv das Gefühl, mehr Luft zu bekommen. Aber meinen Spielern in Morbach habe ich das Ding deshalb nicht vorgeschrieben.
Olaf, danke für das Gespräch.
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