Erst am 14. April hatte die SG Dynamo Dresden ihn zu ihrem Ehrenspielführer ernannt. In der Nacht zum Sonntag verstarb Wolfgang Oeser 82-jährig in Dresden. Dynamo Dresden trauert um seinen früheren Mittelfeldspieler, Kapitän, Mannschaftsleiter und Nachwuchstrainer. „Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir die Nachricht am Sonntag erhalten. Wolfgang Oeser war ein Dynamo-Spieler der ersten Generation. Er hat mit heißem Herzen für die Sportgemeinschaft Fußball gespielt und ist dem Verein bis zuletzt als grundehrlicher und aufrichtiger Freund zugewandt geblieben. Unvergessen wird uns bleiben, wie er die gegenwärtige sportliche Situation bei seiner Ernennung zum Ehrenspielführer schonungslos und herzerfrischend kritisierte. Unser Mitgefühl gilt in diesem Moment seiner Frau und seiner Familie“, sagte Dynamo-Präsident Andreas Ritter.
Wolfgang Oeser wurde am 21. Februar 1931 in Dresden geboren. Das Fußballspielen lernte er bei verschiedenen Dresdner Vereinen. Seine erste Station ein Jahr vor Kriegsende war die DSG 1893 im Jägerpark, Vorgänger der SpVgg. Dresden-Löbtau. Nach dem Krieg erlernte Oeser den Beruf des Ofenbauers und war unter anderem für die BSG Aufbau Dresden Mitte aktiv. 1954, als Deutschland unter Sepp Herberger in Bern Weltmeister wurde, wechselte das Talent 23-jährig zur BSG Stahl Freital. Dort wurde der damalige Sektionsleiter der SG Dynamo Dresden, Erich Jahnsmüller, auf den jungen Mittelfeldspieler aufmerksam. Dynamo Dresden und die BSG Stahl Freital standen sich Mitte der 1950er Jahre in DDR-Liga (zweitklassig) und 2. DDR-Liga (drittklassig) gegenüber, Oeser spielte mehrere Male gegen seinen zukünftigen Verein.
1956 wechselte Oeser dann von der BSG Stahl, wo er durch den Fußball zusätzlich zum Beruf bereits Geld verdient hatte, zu Dynamo Dresden. Der Polizeisportverein ermöglichte es ihm, sich neben der anfänglichen polizeilichen Grundausbildung ganz auf den Sport zu konzentrieren. Mit Dynamo musste Oeser, der bald nach seinem Wechsel Mannschaftskapitän wurde, erst einmal den Gang in die viertklassige Bezirksliga antreten. Doch in den Folgejahren 1957 und 1958 gelang jeweils der Aufstieg, so dass die Mannen um Wolfgang Oeser bald wieder zweitklassig spielten. Dieser gehörte während seiner gesamten Zeit bei Dynamo zu den absoluten Leistungsträgern und entwickelte sich zum Mittelfeldregisseur. 1962 gelang dann der Sprung in die DDR-Oberliga. In der Aufstiegssaison bestritt Oeser 38 Partien, in denen er sechs Tore schoss. Beim ersten Oberligaspiel seit 1954 strömten 25.000 Zuschauer ins Heinz-Steyer-Stadion, das Saisonfinale gegen den SC Motor Karl-Marx-Stadt sahen 32.000 Menschen.
Zwar mussten Oeser und seine Mannschaft den direkten Wiederabstieg hinnehmen, jedoch konnten sie 1963/64 unmittelbar ins Oberhaus zurückkehren. Auch in dieser Aufstiegssaison hatte Oeser nach Matthes und Prautzsch mit 29 Partien die meisten Einsätze. In seinen letzten beiden Spielzeiten in der DDR-Oberliga zählte Wolfgang Oeser weiter zum Stammpersonal und verpasste in beiden Jahren insgesamt nur drei Spiele. In elf Jahren 1. Mannschaft bestritt er 213 Punktspiele und führte die Mannschaft acht Jahre lang als Kapitän aufs Feld. In seinen drei Oberligajahren stand er in 73 von 78 Begegnungen auf dem Platz. Insgesamt erzielte er 27 Punktspieltore für die 1. Mannschaft, davon als Elfmeterspezialist 19 vom Punkt. Seinen vielleicht wichtigsten Strafstoß verwandelte er bereits am 21. Dezember 1958 gegen Motor Süd Brandenburg, als er die SGD aus elf Metern mit dem 2:2-Ausgleich in die Verlängerung des Aufstiegsspieles zur DDR-Liga brachte. Durch Legler und Härtelt gewann Dynamo schließlich 4:2
34-jährig wechselte Oeser zur Saison 1966/67 in die zweite Mannschaft der SGD, bevor er am 1. Juni 1968 vor dem Oberliga-Punktspiel gegen Chemie Leipzig offiziell als Spieler verabschiedet wurde. Wolfgang Oeser blieb dem Verein auch nach seiner aktiven Zeit erhalten. Von 1974 bis 1985 war er unter den Trainern Fritzsch, Prautzsch und Sammer Mannschaftsleiter und erlebte in dieser Zeit drei Meisterschaften und drei Pokalsiege. Bis 2005 trainierte er als Übungsleiter Reserve- und Nachwuchsmannschaften der SGD und steckte weiter viel Herzblut in seinen Verein. „Wolfgang Oeser war ein absoluter Fußballfachmann, sowohl als Trainer, als auch als Mannschaftsleiter. Er war stets offen für Gespräche und dem Verein immer eine treue Seele. Wir werden ihn schmerzlich vermissen“, sagte sein Weggefährte Dieter Riedel am Montag.
Wolfgang, Dynamo Dresden ist stolz, einen solchen Spieler und Menschen wie dich in seinen Reihen gehabt zu haben. Wir werden dich immer in Erinnerung behalten. Ruhe in Frieden.
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