Der „3. Dresdner Traditionstag“ rund um den 66. Vereinsgeburtstag stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Dynamo Dresden als Mitgliederverein“.In dem Zuge hat die aktive Fanszene der SGD Interviews mit Vereinsmitgliedern geführt, die wir hier als dreiteilige Serie veröffentlichen.
In Teil zwei lest ihr hier das Gespräch mit Aufsichtsratsmitglied Michael Ziegenbalg, den Abschluss macht kommenden Mittwoch Florian „Pulce“ Schnier.
Lieber Michael, stelle dich doch bitte einmal kurz denen vor, die dich nicht kennen.
Ich bin 32 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder, bin selbständiger Versicherungsvermittler und gebürtiger Dresdner. Seit der Zeit um die Jahrtausendwende trage ich Dynamo im Herzen.
Wo verfolgst du die Spiele im Stadion und wie oft bist du dabei?
Die Heimspiele besuche ich eigentlich alle, bei Auswärtsspielen hängt es immer auch davon ab, was die familiäre Situation zulässt. Früher stand ich im K-Block, inzwischen bin ich aufgrund der Gremienarbeit oft auch im VIP-Bereich. Ich versuche aber, so oft es geht auch am Block vorbei zu schauen.
Wie bist zu du dem Posten im Aufsichtsrat gekommen?
… durch die Wahl 2016. (lacht) Im Ernst: Der Antrieb dafür war, nicht mehr bloß aus einer Art Oppositionsecke zu agieren, sondern vielmehr ‚den Rucksack aufzusetzen‘ und mich stärker in die Vereinsarbeit einzubringen. Ich wollte nicht mehr nur der ‚Meckerer von außen‘ sein, sondern auch Verantwortung übernehmen.
Wie sieht deine Arbeit im Aufsichtsrat aus?
Gemäß der Satzung führen wir die Kontrolle und Aufsicht über die Geschäftsführung und die Geschäftstätigkeiten der SGD.
{media-left}Seit März 2018 bist du zudem Schriftführer des Aufsichtsrates. Was bedeutet das?
Ich fertige zum Beispiel Protokolle und Dokumentationen an. Diese Aufgabe ist mitunter sehr anspruchsvoll, weil man einerseits vollwertiges Mitglied im Gremium ist, andererseits aber auch die Gremienarbeit dokumentieren muss. Wenn wir etwa einen Termin mit einem Wirtschaftsprüfer haben, musst du dich sowohl mit den entsprechenden Zahlen auseinandersetzen, als auch die Vorgänge des Termins protokollieren. Alle Kollegen im Aufsichtsrat sowie die Geschäftsführung können außerdem entsprechende Anmerkungen machen. In der jeweils darauffolgenden Sitzung wird dann über die etwaigen Vorgänge abgestimmt und beschlossen. Die öffentlichen Protokolle sind übrigens auch für alle Mitglieder in der Geschäftsstelle einsehbar.
In den letzten Jahren hat Dynamo eine positive wirtschaftliche Entwicklung genommen. Was tut ihr im Aufsichtsrat, damit das so bleibt?
Die Zeiten wirtschaftlicher Nöte waren uns eine Lehre. Deshalb muss der Aufsichtsrat Entscheidungen mit einem finanziellen Volumen von über 100.000 Euro oder mehr als zwei Jahren Vertragslaufzeit zustimmen. Da fallen manchmal auch eher unbedeutendere Dinge rein, wie beispielsweise ein Leasing-Fahrzeug. Wir verfolgen zudem ein wirklich enges Controlling in den wichtigsten, strategischen Punkten für die Zukunft. Dazu zählen das Trainingsgelände, strukturelle Entwicklungen im Verein oder die Stadionverträge.
Wie strukturiert ihr eure ehrenamtliche Tätigkeit?
Für die wesentlichen Ankerpunkte gibt es Arbeitsgruppen mit je zwei bis drei Kollegen des Aufsichtsrates, die im engen Austausch mit der Geschäftsführung stehen. Derzeit liegt der Fokus oftmals auf dem neuen Trainingszentrum, da es aus finanzieller Sicht ein besonders bedeutsames Projekt ist: Wie steht es etwa um den Baufortschritt oder die Kostenentwicklung? Wir merken immer wieder, welche Altlasten sich bei Dynamo in der Vergangenheit in vertraglichen Dingen bemerkbar gemacht haben. Damit das nicht mehr passiert, sind wir diesbezüglich besonders aufmerksam.
Der vermeintliche Zwiespalt zwischen mitgliedergeführtem Traditionsverein und den Anforderungen des modernen Profifußballs ist immer wieder ein Thema. Wie ist deine Sicht dazu?
Da bin ich mit meinen Kollegen absolut bei dem Standpunkt des Vereins: Eine Ausgliederung oder ähnliches ist für alle, die bei Dynamo in der Verantwortung stehen, absolut kein Thema. Auch unsere Arbeitsgruppe zur Vereinsstruktur geht nicht in diese Richtung.
Stichwort Vereinsstruktur – welche Themen besprecht ihr in dieser Arbeitsgruppe? Wie siehst du etwa die Zukunft der mitgliedsgeführten Sportgemeinschaft?
Wir behandeln dort vor allem die Weiterentwicklung des Vereins, etwa was das Thema der Digitalisierung betrifft. Ich stehe absolut für den mitgliedergeführten Verein, in dem Dinge wie Mitgestaltung und Verantwortung einen hohen Stellenwert haben. Auch in der Zukunft.
Das Thema des Traditionstages lautet in diesem Jahr „Dynamo und seine Mitglieder“. Was macht für dich die Mitgliedschaft in der Sportgemeinschaft aus?
Für einige steht da vielleicht vor allem das Anrecht auf den Ticketvorverkauf und der Rabatt im Fanshop im Vordergrund. Für mich gehört aber mehr dazu. Bei einem Verein wie der SGD geht es doch um viel mehr als nur die Frage ,Gewinnen oder verlieren wir?‘. Es geht um die aktive Mitgestaltung des Vereinslebens. Oder etwa darum, mehr Einblick in den Verein und die wichtigen Vorgänge zu bekommen, beispielsweise beim Thema Trainingszentrum.
Warum ist dir das so wichtig?
Die Entwicklung des Vereins zu begleiten, ist mir ein großes Anliegen, weil doch genau das einen mitgliedsgeführten Verein mit einer aktiven Mitgliederschaft ausmacht. Deshalb wünsche ich mir zum Beispiel auch mehr Fragen – gerne auch kritische – bei der Mitgliederversammlung oder im Mitgliederforum. Ich finde es deswegen auch sehr schön und wichtig, dass der Aspekt der Mitgestaltung beim Traditionstag in den Mittelpunkt gerückt wird.
Michael, danke für das Gespräch und weiter viel Erfolg für dein Engagement als Gremienvertreter!
Interview: ULTRAS DYNAMO
Titelfoto: Dennis Hetzschold
Foto im Text: Steffen Kuttner
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