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08. November 2013 // 09.06 Uhr

Zum 100. Geburtstag von Rudolf Harbig

In Erinnerung an Dresdens Rekord-Leichtathleten und Stadion-Namensgeber


Die Heimspielstätte der Schwarz-Gelben trug lange Zeit seinen Namen. Ein besonderer Anlass, an diesen großartigen Leichtathleten zu erinnern, ist sein 100. Geburtstag.Rudolf Harbig wurde am 8. November 1913 in Dresden-Trachau in einer Arbeiterfamilie geboren. Seine Kindheit fiel in eine schwere Zeit mit Weltkrieg, Inflation, Arbeitslosigkeit, großer Not und vielen Entbehrungen. Harbig erlernte nach achtjähriger Schulzeit den Beruf eines Stellmachers. Am Tag des unbekannten Sportsmannes, der in Dresden im Juni 1934 durchgeführt wurde, beteiligte er sich am Rennen über 800 Meter, das er siegreich beendete. Dieser Tag wurde der Wendepunkt in seinem Sportlerleben, er wurde für die Mittelstrecke entdeckt. Harbig trat der Olympia-Trainingsgemeinschaft bei und schloss sich der Mannschaft des Dresdner Sportclubs an. Ab Februar 1936 arbeitete er als Gasableser bei den Dresdner Stadtwerken Drewag.

Einen ersten beachtlichen Erfolg erzielte Rudolf Harbig 1936. Er wurde Deutscher Meister über 800 Meter – bis 1941 gewann er regelmäßig diesen Titel – und qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele in Berlin. Geschwächt durch eine Magen-Darm-Grippe, schied er bei diesem Großereignis bereits im Vorlauf aus. Als Schlussläufer gewann er mit der deutschen 4x400-Meter-Staffel die Bronzemedaille. Ein Jahr später siegte er bei den Deutschen Meisterschaften überlegen über 800 Meter, eine Woche später verbesserte er den deutschen Rekord über 400 Meter.

{media-left}Die ersten internationalen Erfolge stellten sich 1938 ein. Bei den Europameisterschaften in Paris siegte er über 800 Meter. Auch der Europameistertitel in der 4x400-Meter-Staffel ging an Deutschland. Ein Jahr später rannte Rudolf Harbig zu Höchstleistungen. Zunächst verbesserte er den deutschen Rekord über 800 Meter auf 1:50,5 Minuten. Kurz darauf stellte er über die wenig gelaufene Distanz von 500 Meter eine Weltbestleistung auf. Seinen ersten Weltrekord auf der klassischen 800-Meter-Strecke erzielte Harbig am 9. Juli 1939 in der Zeit von 1:49,4 Minuten. Im gleichen Jahr schraubte Harbig während des Ländervergleichs Italien-Deutschland im Kampf mit seinem großen Rivalen Mario Lanzi den Weltrekord auf die gigantische Zeit von 1:46,6 Minuten. Er selbst äußerte nach dem Lauf: „Die Uhr muss kaputt sein.“ Bei einem erneuten Aufeinandertreffen beider Läufer stellte Harbig über 400 Meter einen Weltrekord von 46,0 Sekunden auf.

Die bevorstehenden Olympischen Spiele in Helsinki 1940 sollten die sportliche Laufbahn von Rudolf Harbig krönen. Er und sein Trainer Gerschler vertraten die Auffassung, dass Harbig den Zenit seiner sportlichen Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht hatte. Doch der Krieg zerstörte alle Hoffnungen, für den Athleten brach eine Welt zusammen. Er wurde Ende 1939 zum Heeresdienst eingezogen, später zur Luftwaffe nach Braunschweig versetzt, wo er beim Sportverein Eintracht Braunschweig seinem Training wieder nachgehen durfte. 1941 gelangen ihm in Dresden über 1000 Meter und in Braunschweig mit einer 4x800-Meter Staffel zwei weitere Weltrekorde.

{media-right}Rudolf Harbig heiratete in diesem Jahr seine Gerda. Im Winter 1941/42 wurde er zum Fronteinsatz abkommandiert, nach einer Verwundung durfte er im Mai 1942 in die Heimat zurückkehren und gewann über 400 Meter noch einmal die Deutsche Meisterschaft. Seine Tochter Ulrike kam 1943 zur Welt. Am 5. März 1944 fiel der große Leichtathlet an der Ostfront in Olchowez bei Kirowograd/Ukraine. Bei einer Größe von 1,74 Meter und einem Wettkampfgewicht von 63 kg wirkte er nicht unbedingt sehr athletisch. Einfachheit, Energie, Härte gegen sich selbst, Willenskraft und untadelige Lebensführung zeichneten ihn aus. Trotz seiner überragenden sportlichen Leistungen blieb er bescheiden und natürlich. Freunde schilderten ihn als humorvollen und charakterfesten Menschen, heben den Frohsinn seines Herzens und die Güte seines ganzen Wesens hervor. Er war sehr beliebt bei seinen Sportkameraden. Durch seine sportlichen Leistungen, die Beständigkeit und Zuverlässigkeit in vielen Wettkämpfen, mehr noch durch seine große Menschlichkeit wurde Rudolf Harbig für viele zum Vorbild. Mit seinem größten Rivalen Mario Lanzi verband ihn eine herzliche Freundschaft. Wie tief diese Freundschaft war, bewies die Absprache, dass Rudolf bei den geplanten Olympischen Spielen 1940 in Helsinki über 400 Meter und Lanzi über 800 Meter an den Start gehen wollten. Damit beabsichtigte Rudolf Harbig, seinem Freund Lanzi einen Olympiasieg auf der 800-Meter-Strecke zu ermöglichen, den dieser 1936 durch ein Missgeschick verpasst hatte.

Nach dem Krieg wurde Rudolf Harbig vielfach gewürdigt. Zunächst stiftete die Stadt Braunschweig einen Wanderpreis, 1950 der DLV einen Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis. In seiner Heimatstadt Dresden erhielt 1951 die Ilgen-Kampfbahn – hier hatte er 1941 seinen Weltrekord über 1000 Meter aufgestellt – den Namen Rudolf-Harbig-Stadion. Auf diesem Platz fand einige Jahre lang ein Gedächtnissportfest mit dem 800-Meter-Lauf als Höhepunkt  statt. Im Jahre 2008 erfolgte die Aufnahme des Mittelstreckenläufers in die Hall of Fame des deutschen Sports. Sein 800-Meter-Weltrekord bestand 16 Jahre und wurde erst am 3. August 1955 vom Belgier Roger Moens auf 1:45,7 Minuten verbessert.

Ein Beitrag von Dr. Ulrich Müller, Roßlau

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