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21. März 2022 // 16.35 Uhr

„Engagement gegen Rassismus ist eine Selbstverständlichkeit“

Max S. von der Faninitiative „1953international“ im Interview


Anlässlich des „Internationalen Tages gegen Rassismus“ haben wir mit Max S. von der Faninitiative „1953international“ gesprochen. Im Interview erzählt er von seiner Überzeugung, seinen schönsten Erinnerungen und den noch anstehenden Antirassismus-Projekten in diesem Jahr. 

Lieber Max, lass uns, für alle die es noch nicht wissen, so starten: Was genau verbirgt sich hinter „1953international“?Also kurz zusammengefasst: Wir sind eine Faninitiative der SGD und haben uns 2006 gegründet. Der Anlass waren rassistische Vorfälle beim Spiel gegen die Sportfreunde Siegen, nach denen sich Dynamo-Fans aus allen Ebenen des Stadions zusammengeschlossen haben, um etwas dagegen zu unternehmen. Seitdem engagieren wir uns gegen Rassismus im Verein aus der Überzeugung, dass solche Vorfälle wie damals niemals als Normalzustand wahrgenommen werden dürfen. Die erste Aktion, die wir ins Leben gerufen haben, entstand im Rahmen der ‚FARE‘-Aktionswochen. Dynamo ist damals mit einem großen Transparent aufgelaufen, auf dem „Rassismus ist KEIN Fangesang“ stand. Seitdem führen wir regelmäßig Aktionen in Zusammenarbeit mit dem Verein durch, wie beispielsweise den Aktionsspieltag unter dem Motto: „Love Dynamo – Hate Racism“. 

Kannst Du erklären, wie es zu dem Namen „1953international“ kam? 

Wir haben uns bewusst für den Namen „1953international“ entschieden. Ich denke, die Zahl ist selbsterklärend – das Geburtsjahr der SGD. Und „international“ wurde als etwas Positives bewusst gewählt, das zum Verein passt, denn Dynamo ist international: Es gibt Spieler aus einer Vielzahl verschiedener Länder, die für uns spielen und gespielt haben. Ebenso gibt es Zuschauerinnen und Zuschauer aus der ganzen Welt, die zur Sportgemeinschaft halten.  

Wie muss man sich innerhalb der Initiative die Zusammenarbeit vorstellen und wie viele seid Ihr mittlerweile? 

Sagen wir es mal so: Wir sind eine Menge Leute. Wir arbeiten ehrenamtlich, dementsprechend spielt Geld bei uns gar keine Rolle. Alles findet auf freiwilliger Basis in unserer Freizeit statt. Dabei ist natürlich der Zeitfaktor bei jedem Einzelnen entscheidend. Je nachdem ergibt sich, wer sich in bestimmten Projekten engagiert. 

Du sprichst Euer vielfältiges Engagement an. Was ist Dein persönlicher Anreiz, sich mit der Thematik Antirassismus im Verein auseinanderzusetzen? 

Es ist meine Haltung und Überzeugung, dass Diskriminierung jeglicher Art in unserer Gesellschaft nichts zu suchen hat. Ich bin von klein auf Dynamo-Fan und der Verein ist meine Leidenschaft. Für mich war es wichtig, diese Leidenschaft mit meiner Überzeugung zusammenzubringen. Das Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung ist für mich eine Selbstverständlichkeit und deshalb bin ich mittlerweile seit über 15 Jahren bei dieser Initiative dabei. 

15 Jahre sind eine lange Zeit. Inwiefern hat sich die Fankultur bei Dynamo Dresden über die Jahre entwickelt? 

Grundsätzlich gab es im Laufe der Jahre auf jeden Fall Veränderungen innerhalb der Fankultur. Zum einen ist es natürlich schön, wenn man ins Stadion kommt und sieht, wie andere Fans ein „Love Dynamo - Hate Racism“-Trikot tragen. Zum anderen sieht man immer häufiger, wie Fans in sozialen Netzwerken Position ergreifen, um zum Beispiel Diskriminierung zurückzudrängen. Es wird nicht mehr alles einfach so stehengelassen, was gesagt wird. 

Worin liegen die besonderen Herausforderungen, immer wieder und vor allem fortlaufend wichtige Zeichen gegen den Rassismus zu setzen?

Es wäre schön, wenn Diskriminierung und Rassismus vollständig weg wären, aber das wird so vermutlich nie sein. Deshalb ist es wichtig, stetig darauf hinzuweisen und immer wieder daran zu erinnern. Man muss auch im Fußballuniversum ein Bewusstsein für diese Thematik schaffen: Was ist eigentlich schon eine rassistische Äußerung und was ist theoretisch noch ein sportlicher Seitenhieb? Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Leute zugehen, aber wir wollen, dass das Thema diskutiert wird und dass es ein Bewusstsein dafür gibt, bestimme Vorfälle und Äußerungen nicht einfach zu akzeptieren. 

Du hast es eingangs angesprochen: Ihr führt mit „1953international“ mehrere Projekte und Aktionen durch. Was ist in diesem Jahr noch alles geplant? 

Wie jedes Jahr findet zum Geburtstag der SGD die Verleihung des SGD-Preises statt, für den derzeitig die Ausschreibung läuft. Im August wird wieder das 'Jorge-Gomondai-Gedenkturnier' durchgeführt werden.  Jorge Gomondai war Mosambikaner und wurde 1991 das erste Todesopfer eines rassistischen Überfalls nach der Wiedervereinigung in Dresden. Außerdem finden im Oktober die ‚FARE‘-Aktionswochen statt, bei denen wir in enger Zusammenarbeit mit dem Verein erneut gemeinsam einen Aktionsspieltag gestalten werden. 

Vor drei Jahren habt ihr im Zuge der eben genannten ‚FARE‘-Wochen die Bildungsflanke ins Leben gerufen. Wird es auch in diesem Jahr wieder ein Projekt für den Nachwuchs geben? 

Richtig, die Bildungsflanke geht jetzt ins dritte Jahr und wird in Zusammenarbeit mit dem FSV Zwickau durchgeführt. Wir setzen in diesem Projekt verschiedene Bildungsprogramme - begleitet mit fußballerischen Aspekten - für Nachwuchsmannschaften um. Aktuell befinden wir uns noch in der Abstimmung, was in diesem Jahr konkret realisieren möchten. 

Im Laufe der Zeit hast Du jetzt sicherlich schon einige spannende Projekte mitgemacht, deshalb die Frage: Was ist Deine schönste Erinnerung im Zusammenhangt mit „1953international“?

Oh, das ist eine gute Frage. Irgendwo sind es alles gute Erinnerungen, weil es Projekte waren, die zu dem jeweiligen Zeitpunkt richtig und wichtig waren. Für mich sehr prägend ist der Moment, wenn man im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Verein auf Personen trifft, die das Herz am rechten Fleck haben und die das Thema Antirassismus aus Überzeugung vorantreiben und denen es wirklich wichtig ist, dafür einzustehen. Das hat mir persönlich über die Jahre mehr gegeben als jede noch so wundervolle Veranstaltung. Denn Teamwork ist einfach unersetzlich. Und wenn Du merkst, dass es für viele Menschen eine Herzensangelegenheit ist, dann ist das etwas ganz Besonderes.  

Was würdest du dir anlässlich des „Internationalen Tages gegen Rassismus“ von den schwarz-gelben Fans wünschen? 

Ich wünsche mir als Dynamo-Fan ein noch größeres Bewusstsein für die Themen Rassismus und Diskriminierung. Beides hat nichts, wie viele behaupten, mit Politik zu tun, sondern ist stattdessen gelebte Menschlichkeit, sich gegen jede Form von Diskriminierung zu engagieren.

Vielen Dank für Deine Zeit und das Gespräch, Max.

Interview: Tessa Rohnke

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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