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10. Februar 2017 // 09.03 Uhr

"Subjektiv gefühlte (Un-)Sicherheit in Fußball-Stadien"

Interview mit Ex-Dynamo Dennis Eilhoff zu seiner Bachelorarbeit


Dennis Eilhoff stand eine Spielzeit bei der SGD unter Vertrag, dabei absolvierte er insgesamt zehn Spiele in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal, bevor ihn eine komplizierte Kapselverletzung im Finger frühzeitig zum Karriereende zwang. Früher fing der 1,90 Meter große Schlussmann in der 1. und 2. Liga Bälle für Bielefeld, Koblenz und Dresden. Schon bald wird er in seiner Heimat auf Ganovenjagd gehen. Dafür arbeitet er aktuell an einer Bachelorarbeit, bei der ihr ihn durch anonyme Teilnahme an einem Fragebogen zum Thema "Subjektiv gefühlte (Un-)Sicherheit in Fußball-Stadien" unterstützen könnt.

Wir sprachen mit Dennis über seinen größten Moment im Trikot der SGD und wie ihm nach seinem Karriereende 2012 der Übergang aus dem Profi-Fußball ins normale Arbeitsleben als Polizist gelungen ist. Natürlich wollten wir wissen, wie ihn die Dynamo-Fans jetzt bei seiner Bachelorarbeit unterstützen können. In dem Zusammenhang verriet uns der 34-Jährige, wie er mit eurer Hilfe der Frage auf den Grund gehen möchte, von welchen Faktoren das Gefühl von Sicherheit bzw. Unsicherheit in deutschen Fußball-Stadien abhängt.

Dennis, du hast 2012 bei Dynamo deine Karriere als Fußball-Profi nach einer komplizierten Fingerverletzung beenden müssen. Wo lebst du heute?

Nach meiner Zeit bei Dynamo bin ich mit meiner Frau und unseren beiden Kindern wieder in unseren Heimatort Rietberg in Nordrhein-Westfalen gezogen. Wir haben dort ein Haus gebaut. Hier leben wir seitdem und fühlen uns auch sehr wohl.

Als 30-Jähriger befindet man sich eigentlich im besten Torhüter-Alter. Hast du lange mit deinem Karriereende gehadert?

Ehrlich gesagt nein. Nachdem die Ärzte mir gesagt hatten, dass ich mit meinem lädierten Finger keinen Leistungssport mehr als Torhüter machen kann, hatte ich das Thema für mich auch emotional schnell ad acta gelegt. Früher oder später musst du dich als Fußballer mit der Frage auseinandersetzen, was du nach deiner Karriere beruflich machen möchtest. Schließlich sind die Arbeitsplätze im Profi-Fußball begrenzt.

{media-left}Die Fingerverletzung hast du dir 2011 bereits am zweiten Spieltag gegen Rostock zugezogen, sechs Tage später standst du im Pokal gegen Bayer Leverkusen im Tor. Welche Erinnerungen verknüpfst du mit diesem Tag?

Dieses Spiel zählt rückblickend zu den absoluten Highlights meiner Karriere. Wir lagen zur Pause 0:2 gegen den deutschen Vize-Meister zurück, haben nach dem Seitenwechsel schnell den dritten Treffer gefangen. Das Spiel war entschieden – eigentlich. Dann kam bei Leverkusen Michael Ballack ins Spiel – und wir haben Geschichte im DFB-Pokal geschrieben. Diesen 4:3-Sieg nach Verlängerung im strömenden Regen werde ich niemals vergessen und für immer mit meiner Zeit bei Dynamo verbinden.

Nachdem dein Karriereende endgültig feststand, hast du ein Studium bei der Polizei aufgenommen. Wie kam es dazu?

Schon als kleiner Junge wollte ich immer Fußballer oder Polizist werden. Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen ersten Traum viele Jahre intensiv leben durfte, und jetzt die Chance bekomme, auch meinen zweiten Traum als Polizist zu verwirklichen.

Welche Voraussetzungen musstest du erfüllen, um dein Studium bei der Polizei zu beginnen?

Hier in Nordrhein-Westfalen braucht man das Abitur, das ich seit 2001 in der Tasche habe, als ich gerade als 19-Jähriger auf dem Sprung zu den Profis bei Arminia Bielefeld war. Ich habe mich ab 2013 ein Jahr lang intensiv auf die Aufnahmeprüfungen bei der Polizei vorbereitet und als einer von 8.500 Bewerbern für die 1.500 Ausbildungsstellen durchgesetzt.

Wann wirst du dein Studium abschließen?

Wenn ich alle Prüfungen und meine Bachelorarbeit erfolgreich bestehe, bin ich nach dreijähriger Ausbildung ab 1. September 2017 Kommissar im gehobenen Polizeivollzugsdienst in Nordrhein-Westfalen.

Jetzt steht deine Bachelorarbeit unmittelbar bevor, wofür du auch um die Unterstützung der Dynamo-Fans bittest. Was ist das Thema deiner Arbeit?

Die Überschrift meiner Abschlussarbeit lautet ‚Gefühlte (Un-)Sicherheit – Eine empirische Studie zum subjektiven Sicherheitsgefühl deutscher Fußball-Fans`. Daraus ergeben sich für meine Bachelorarbeit verschiedene Hypothesen, also Annahmen, die es zu bestätigen oder zu entkräften gilt.

{media-right}Welche Fragen willst du durch deine Arbeit beantworten?

Es gibt verschiedene Theorieansätze, wie das Sicherheitsgefühl von Fußball-Fans in deutschen Stadien gegenwärtig tatsächlich ist, und wovon es beeinflusst wird. Mit meiner Bachelorarbeit möchte ich unter anderem untersuchen, von welchen Faktoren das Sicherheitsgefühl eines Stadionbesuchers beeinflusst wird. Beim Ergründen der verschiedenen Annahmen gehe ich in meinem Fragebogen auch darauf ein, welche Rolle die mediale Berichterstattung, Infrastruktur, Sicherheitspersonal, Terrorangst, Ausschreitungen, Pyrotechnik und Polizeigewalt spielen. Und wie sich die Sicherheit nach dem subjektiven Empfinden der Fans in den zurückliegenden Jahren bei Heim- und Auswärtsspielen entwickelt hat.

Wie bindest du die Fußball-Fans in die Beantwortung deiner Fragen ein?

Ich habe einen Online-Fragebogen erstellt, den alle Leute ganz einfach und anonym über das Internet ausfüllen können. Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Fans daran teilnehmen, um aus wissenschaftlicher Sicht ein aussagekräftiges Ergebnis für meine Bachelorarbeit zu erhalten.

Wie viele Leute müssen an deiner Umfrage mindestens teilnehmen?

Aus wissenschaftlicher Sicht ist es so, dass mindestens 100 Personen den Fragebogen beantworten müssen. Aber ich setze einfach mal auf die Dynamo-Fans, dass allein in Dresden deutlich mehr Leute an der Umfrage teilnehmen werden. Ich freue mich über jeden, der sich die fünf bis sieben Minuten Zeit zur Beantwortung der Fragen nimmt.

Du sprichst in deiner Umfrage insbesondere die Anhänger von Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld an. Rührt das aus deiner Zeit als Aktiver für beide Vereine?

Ja, ganz genau. Das zeigt auch ein stückweit die Verbundenheit, die ich noch mit beiden Vereinen habe. Da ich aus meiner aktiven Zeit noch gute Kontakte zu Dynamo Dresden und Arminia Bielefeld habe, habe ich die Verantwortlichen um ihre Hilfe gebeten und bin wirklich sehr dankbar dafür, dass sie mich bei diesem Projekt unterstützen. Aber natürlich können auch Fans anderer Vereine an der Umfrage teilnehmen, wenn Sie daran Interesse haben. Ich möchte so viele Menschen wie möglich erreichen, die regelmäßig Fußballspiele besuchen.

Du warst Fußball-Profi, bist selber Mitglied einer Fangruppierung und wirst Polizist. Wie hilfreich ist es für deine zukünftige Arbeit, wenn man den Fußball von so vielen verschiedenen Seiten kennt?

Ich weiß ja noch nicht, in welchem Bereich ich als Polizist einmal eingesetzt werde. Wenn ich irgendwann tatsächlich in die Behörde nach Bielefeld kommen sollte, dann wäre es nicht ausgeschlossen, dass ich auch mal in einer Einsatzhundertschaft bei Fußballspielen, Demos und anderen Großveranstaltungen zum Einsatz komme. Wenn ich tatsächlich bei Fußballspielen vor Ort wäre, hätte ich sicher einen etwas anderen Blick beispielsweise auf die Ultra-Gruppen im deutschen Fußball als Außenstehende, weil mir die Spannungsfelder der verschiedenen Interessensgruppen nicht unbekannt sind.

Inwieweit verfolgst du noch, wie sich Dynamo in der 2. Liga schlägt?

Das verfolge ich noch recht intensiv, ich bin auch noch mit einigen Leuten in Dresden in Kontakt. Ich freue mich immer, wenn ich mit meiner Familie mal wieder in dieser wunderschönen Stadt zu Besuch bin. Das nächste Mal schaue ich am letzten Zweitliga-Spieltag vorbei, wenn die Arminia zu Gast ist.

Das Aufeinandertreffen deiner beiden Ex-Clubs kann sportlich durchaus ein spannendes Spiel werden, wenn man aktuell auf die Tabelle schaut...

Ich hoffe sehr, dass beide Mannschaften bis dahin die Ziele erreicht haben, die sie sich vor der Saison gesetzt haben. Bei Dynamo habe ich da gar keine Sorgen. Es imponiert mir sehr, wie die Mannschaft von Uwe Neuhaus Fußball spielt. Ich hätte aber wirklich nichts dagegen, wenn die Arminia bereits nach 33 Spielen den Klassenerhalt erreicht hätte, bevor es nach Dresden geht.

Dennis, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für deine Bachelorarbeit!

Interview: Henry Buschmann

  • Wenn ihr euch 5-10 Minuten Zeit für den Fragebogen zum Thema "Subjektiv gefühlte (Un-)Sicherheit in Fußball-Stadien" nehmen und Dennis bei seiner Bachelorarbeit unterstützen wollt: Hier geht's zum Fragebogen!

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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