1. Mannschaft
24. Oktober 2017 // 19.53 Uhr

„Dynamo ist eine andere Hausnummer.“

Thomas Rath behauptet sich im Zweikampf gegen Ex-Dynamo Matthias Sammer. (Foto: imago/WEREK).

Interview mit Thomas Rath vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen den SC Freiburg


Er kam 1992 von Hertha BSC zu Dynamo Dresden. Mit der Sportgemeinschaft absolvierte er 86 Pflichtspiele und war in der Saison 1994/95 gemeinsam mit Detlef Schößler Kapitän der SGD. Mit den Schwarz-Gelben spielte er in der Bundesliga und schaffte es 1994 bis ins Halbfinale des DFB-Pokals. Ein Jahr später wechselte er für mehr als 1 Millionen D-Mark Ablöse nach Freiburg. Vor der DFB-Pokal-Partie beim SCF verabredeten wir uns mit Thomas Rath zum Interview.

Dabei verriet uns der ehemalige Mittelfeldspieler, was er seit seinem Karriereende macht, weshalb er im DDV-Stadion lieber gegenüber vom K-Block sitzt und in welche Situation ihn die hohe Ablöse gebracht hat. Außerdem sprachen wir mit dem 47-Jährigen über seine Zeit in Freiburg, ein entscheidenden Spaziergang mit Volker Finke und diskussionsreiche Männerabende.Hallo Thomas, du hast im Jahr 2000 deine Karriere als Fußballer beendet. Erzähl uns mal, was ist seitdem geschehen, wie sieht dein Leben aktuell aus?

Nach meiner Verletzung und dem Karriereende haben meine Frau und ich überlegt, was wir machen. Es fiel dann relativ schnell die Entscheidung wieder zurück nach Dresden zu gehen. Wir haben in der Stadt nur gute Erfahrungen gemacht und kannten noch viele Leute aus meiner Zeit bei Dynamo. Die Entscheidung hat sich auch später als richtig erwiesen.

Du hattest eine schwere Achillessehnenverletzung, musstest mit dem Fußball aufhören. Wie ging es beruflich weiter?

Nach dem Umzug habe ich über die Berufsgenossenschaft eine Umschulung zum Industriekaufmann gemacht. Zu der Zeit haben wir im Plattenbau in der Rosenbergstraße in Gruna gewohnt. Das war schon eine Umstellung für uns. In Leipzig hatten wir ein Haus gemietet und dann auf einmal Plattenbau.

Sozialer Wohnungsbau ist für dich aber kein Neuland.

Als ich 1992 von Hertha nach Dresden kam, habe ich auch im ersten Jahr im Plattenbau gewohnt. Für mich war das also nichts Neues. Ich bin in der DDR groß geworden, meine Eltern haben genauso gewohnt. Wir wollten immer eine Wohnung, wo die Kinder einen Spielplatz in der Nähe haben. Das war dort einfach gegeben. Meine Frau hat direkt im Kindergeschäft um die Ecke gearbeitet und später einen Lehrgang zur Erzieherin gemacht. 2005 habe ich dann in Niedersedlitz ein Haus ersteigern können.

{media-left}Ein glücklicher Zufall.

Ich habe dort jemanden kennengelernt, für den ich später im Hausmeisterdienst tätig war. Auf Dauer hatte ich aber gesundheitliche Probleme dadurch und musste das aufgeben. Später habe ich immer mal bei uns in der Schule mitgeholfen Fußballturniere auszutragen. Dann kam die Anfrage der Schule, ob ich nicht eine Fußball-AG leiten möchte. Das mache ich nun seit knapp sechs Jahren. Ansonsten mache ich so kleine Sachen. Mein Nachbar ist Bühnenbauer, ihm helfe ich ab und zu dabei. Wir gestalten den Semperopernball oder das Dixieland-Festival. Aber 40 Stunden zu arbeiten ist auf Grund meiner Verletzung leider nicht mehr möglich.

Du verfolgst Dynamo und den Fußball genau. Wie eng bist du noch mit der SGD verbunden?

Ich verfolge Dynamo intensiv, aber so oft schaffe ich es nicht ins Stadion. Wenn die Spiele für mich persönlich interessant sind, gehe ich schon mal hin. Meistens bin ich dann mit meinen Kumpels gegenüber vom K-Block. Das ist immer ganz interessant und schön mal wieder im Stadion zu sein.

Warst du auch schon mal im K-Block?

Ich habe auch mal im K-Block mit meinem Neffen gestanden, er hat eine Jahreskarte. Meisten ist es aber doch so, dass ich mich lieber hinsetze, weil ich nicht so lange stehen kann. Ich schaue lieber auf den K-Block drauf. Die Choreografien, die du ja selbst nicht mitbekommst, wenn du im Block stehst, sind einfach toll und stecken an. Auch bei den Gesängen mache ich mit, meistens bin ich danach heiser.

Hast du auch gerne vor solch einer stimmungsvollen Kulisse gespielt?

Wir hatten damals leider nicht oft die Möglichkeit in so einem schönen Stadion zu spielen. In Freiburg war es damals ja schon enger im Stadion, aber das erste Mal habe ich so eine Stimmung erlebt, als wir mit Freiburg in Dortmund vor knapp 80.000 Zuschauern gespielt haben. Das ist toll für die heutigen Fußballer, dass sie solche Möglichkeiten haben. So eine Unterstützung bringt dir in der Saison sicher mal den einen oder anderen Punkt mehr, weil es einfach so eine tolle Atmosphäre ist.

{media-right}Hat sich der Fußball seit deiner Zeit verändert?

Auf jeden Fall! Wenn man sich allein mal die Top-Spieler anschaut. Sie haben 50 Spiele oder teilweise noch mehr pro Saison. Das war bei uns früher anders. Wir haben früher auch schon mit Tempo Fußball gespielt, aber es waren andere Spielsysteme. Man hat damals noch mit festen Stürmern gespielt, heute hast du eher Überzahl im Mittelfeld. Das war eine andere Taktik. Das Spiel heute ist viel schneller und attraktiver.

Du bist nach dem Abstieg 1995 zum SC Freiburg gewechselt. Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit im Breisgau?

Was ich total toll fand, war, dass der Trainer Volker Finke uns erstmal die Umgebung gezeigt hat, bevor es um den Vertrag ging. Da hat man gesehen, dass es nicht nur um Fußball geht, sondern das andere Dinge ringsherum auch stimmen müssen. Ich hatte auch andere Angebote, aber das hat am Ende den Ausschlag für Freiburg gegeben. Ich war damals der erste Einkauf, der Freiburg viel Geld gekostet hatte. Sie haben damals, glaube ich, 1,3 Millionen D-Mark bezahlt.

Das ist viel Geld.

Nach mir kamen auch noch andere, die sie für viel Geld eingekauft haben. Dadurch kam ein bisschen schlechte Stimmung in der Mannschaft auf. Es gab zunehmend Eifersüchtigkeiten von den Spielern, die vorher den Erfolg geschafft haben und nun neue Spieler vorgesetzt bekamen, die mehr Geld gekostet und dementsprechend auch mehr verdient haben. Der Trainer und der Verein waren aber immer bestrebt, die Mannschaft zusammenzuhalten. Im Verein ging es immer familiär zu.

Hattest du durch die hohe Ablösesumme mehr Druck?

Dadurch hatte ich am Anfang Schwierigkeiten meine Position zu finden. Jens Todt war damals Nationalspieler und von anderen Vereinen umworben. Der Trainer hat vorfristig jemanden gesucht, der ihn nach einem Wechsel auf seiner Position ersetzt. Im ersten Jahr konnte ich dort aber nicht spielen, weil Todt gesetzt war. Also rückte ich in den Sturm.

{media-left}Wie war die Arbeit mit dem Trainer Volker Finke?

Das Kurzpassspiel, das in Freiburg praktiziert wurde, war für mich Neuland. Damit kam ich anfangs gar nicht zurecht. Leider hat mir in der Zeit auch die Unterstützung von Volker Finke gefehlt. Aber die Trainingsinhalte, die er angeboten hat, waren absolut top. Auch wenn ich in der Phase nicht viel gespielt habe, konnte ich extrem viel von ihm lernen. Seine Arbeit hat mich weitergebracht.

Und die Stadt?

Freiburg ist wunderbar. Die Stadt war damals, wie auch heute, fußballbegeistert. Freiburg war erst vor kurzem aufgestiegen, spielte dann Europacup. Man hat überall gemerkt, welchen Stellenwert der Verein für die Leute hat. Es gab kaum andere Themen, als Fußball.

Verfolgst du den SC Freiburg auch heute noch?

Ja, und ich muss sagen, sie machen eine tolle Arbeit. Sie haben nie große Schritte gemacht, arbeiten kontinuierlich weiter. Sie schauen immer erst, was sie sich erlauben können und sind im Prinzip mit meinem Einkauf damals, als sie das erste Mal über eine Million bezahlt haben, einen Schritt gegangen, den sie früher nie gegangen wären.

Der heutige Freiburger Trainer Christian Streich hat im Jahr, als du nach Freiburg kamst, als Nachwuchs-Trainer des SCF angefangen. Haben sich damals zufällig die Wege gekreuzt?

Nein. Ihn habe ich damals nicht getroffen. Der Einzige, der aktuell noch da ist, ist Präsident Fritz Keller. Er war damals zu meiner Zeit unter Achim Stocker schon als Vize-Präsident tätig.

{media-right}Welche Stimmung erwartet Dynamo im Schwarzwald-Stadion?

Es ist ja nun schon eine Weile her, als ich dort gespielt habe. Aber die Stimmung im Stadion war immer toll und sehr positiv. Die Freiburger feuern mehr ihre Mannschaft an, als den Gegner auszupfeifen. Der Vorfall mit Oliver Kahn war die absolute Ausnahme. Die Zuschauer sind nah dran am Spielfeld. Wenn du es aber als gegnerische Mannschaft schaffst, gut mitzuhalten, kannst du schon erreichen, dass sie ein bisschen ruhiger sind. Die Freiburger sorgen für Stimmung, sind aber nicht fanatisch. Dynamo ist da schon eine andere Hausnummer.

Wie verfolgst du das Spiel am Mittwochabend?

Wir sind hier in der Nachbarschaft eine Runde von Fußballbegeisterten und schauen immer gemeinsam die Dynamo-Spiele im Fernsehen.

Klingt ganz nach einem gemütlichen Männerabend.

Ja genau. Da kommt man immer in schöne Diskussionen. Es sind zwar auch welche dabei, die einfach nur Fan sind und den Fußball nicht so sehen, wie ich. Die nicht wissen, wie schwer es ist, neue Spieler zu integrieren oder nach einem Umbruch, wie ihn Dynamo hatte, Fuß zu fassen. Aber es macht mir einfach Spaß zu diskutieren.

Deine ehemaligen Mannschaftskollegen haben uns erzählt, dass du gerne mal Streiche gespielt hast.

Ja, wir haben immer Mist gemacht. (lacht) Ich bin ein bisschen der Spaßvogel und auch heute noch der Familienclown. Man ist zwar älter geworden, aber es ist immer so, dass man für gute Laune sorgt. Das hat auch für unsere Mannschaft gesprochen. Jeder hat Spaß vertragen und Witze gemacht. Wir sind nach dem Training oft noch ein bisschen zusammengeblieben und haben im Teeraum gequatscht. Da kommt man ab und zu auf dumme Gedanken. Das war einfach lustig.

Was war dein bester Streich?

Das kann ich nicht sagen. Das ist etwas, das man nicht öffentlich verraten sollte. (lacht)

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Interview: Steffen Wunderlich

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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