Dexter Langen gehörte bei Dynamo von 2003 bis 2006 durch seine Spielweise und lebensbejahende Einstellung zu den Publikumslieblingen und erreichte das Gleiche auch im Anschluss in sechs Jahren bei Hansa Rostock.Heute lebt der gebürtige Hesse und vierfache Familienvater immer noch in der Hansestadt und arbeitet dort seit dem Jahr 2016 als festangestellter Erzieher in der Kindertagesstätte „Lütt Kinnerhus“.
Im Hinblick auf die bevorstehende Partie der Sportgemeinschaft gegen den F.C. Hansa Rostock haben wir den 39-jährigen „Dex“ angerufen, um mit ihm über die Begegnung zu sprechen, erfuhren dabei aber auch allerlei Interessantes über seinen heutigen Beruf und natürlich seine Vergangenheit bei der SGD.
Wann beginnt für dich ein normaler Arbeitstag, Dex?
Normalerweise beginnt mein Arbeitstag um 7.30 Uhr.
Warst du schon immer ein Frühaufsteher oder hat sich das erst in deinem „zweiten“ Berufsleben entwickelt?
Frühaufsteher bin ich im Prinzip, seit ich selbst Kinder habe. (lacht)
Wie hat das Corona-Virus den Alltag im Kindergarten verändert?
Die Auswirkungen sind momentan natürlich groß. Es gibt strenge Vorschriften und Verhaltensregeln. Beispielsweise dürfen die Eltern nicht mehr zusammen in die Garderoben mit rein. Dort ist jeweils nur einem Elternteil mit Mund-Nasen-Schutz der Zutritt erlaubt. Darüber hinaus gelten selbstverständlich auch für uns Kindergärtner einige Bestimmungen.
{media-left}Was macht das mit Kindern, wenn sie Mundschutz tragen und Abstand einhalten müssen?
Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich und hängt sehr von der Prägung durch die Eltern und deren Umgang damit ab. Einige Kinder achten sehr darauf, Abstand zu anderen zu halten. Viele bleiben aber auch weiter ‚Kind‘ und freuen sich, wenn sie miteinander spielen und ihre Freunde drücken können.
Glaubst du, dass sich Kinder heute noch genauso für Fußball begeistern, wie zu deiner Kindheit oder ist die Konkurrenz durch viele andere Dinge wie beispielsweise Computerspiele zu groß?
Zu meiner Zeit war das selbstverständlich noch etwas ganz anderes. Ich bin bei jedem Wetter rausgegangen und habe mit meinen Freunden gekickt. Fußball ist zwar immer noch ein Riesenspaß für Kinder, aber da kommt es heutzutage sehr darauf an, wie sie von außen gefördert werden. Dazu stehen Computerspiele wie ‚Fortnite‘ ganz hoch im Kurs und bei vielen sogar im Mittelpunkt des Interesses. Wenn das Wetter ein bisschen schlechter ist, wird sich gleich vor die Konsole gesetzt und gezockt.
Müssen wir uns um die Bewegung von Kindern Sorgen machen?
Ich kann diesbezüglich nur für meine eigenen Kinder sprechen. Die haben zwar auch eine Playstation, aber ich lege großen Wert darauf, dass sie rausgehen und viel Bewegung haben. Das hängt dann jeweils wieder sehr vom Verhalten und den Bemühungen der Eltern ab. Viele machen es sich bei dem Thema meiner Meinung nach einfach und sind zu bequem.
{media-right}Wie erlebst du den Fußball in Zeiten von Corona?
Das stimmt mich traurig und es macht mir keinen Spaß, Spiele ohne Zuschauer anzusehen. Dazu hat es natürlich auch Auswirkungen auf den Wettbewerb, wenn sich Spieler infizieren und für wichtige Punktspiele nicht zur Verfügung stehen. So wie das zum Beispiel bei Dynamo Dresden oder erst jüngst auch bei Hansa Rostock der Fall war. Das Ganze nimmt schon einen riesigen Einfluss auf den Fußball, wie wir ihn bis Anfang des Jahres als Selbstverständlichkeit kannten.
Glaubst du, dass sich der Fußball durch die Pandemie langfristig verändern wird?
Puh, das weiß ich nicht. Ich hoffe, dass es keine großen Auswirkungen haben und bald wieder in Richtung Normalität gehen wird, damit wir schnellstmöglich wieder volle Stadien und alle wieder insgesamt mehr Freude am Leben haben können.
Wem drückst du am Samstag mehr die Daumen – Hansa oder Dynamo?
Das ist eine gemeine Frage. (lacht) Ich habe zu beiden Vereinen ein sehr gutes Verhältnis und erinnere mich an die jeweilige Zeit gerne zurück. Da mache ich keinen Unterschied. Es sind beides sehr große Traditionsvereine, bei denen der Fußball gelebt wird und ich finde es toll, für beide gespielt zu haben.
{media-left}Wo hast du lieber gespielt: im Ostseestadion oder im alten Rudolf-Harbig-Stadion?
Noch so eine gemeine Frage! (lacht) Von der Stimmung her waren beide Stadien Weltklasse. Auch da muss ich dich leider enttäuschen und kann auf keiner Seite Abstriche machen.
Was ist von deiner Zeit in Dresden geblieben?
Die Menschen in Dresden haben mich damals sehr liebevoll und gut aufgenommen und ich werde, wenn ich heute dort bin und erkannt werde, immer noch freundlich begrüßt. Ich kann über die Stadt, den Verein und vor allem die Fans nur Positives sagen. Die Unterstützung war immer großartig. Selbst wenn man mal nicht so gut gespielt hat, standen die Leute hinter einem und der Mannschaft.
Du warst Teil einer besonderen Mannschaft, die den Verein mit ihrer frischen und sympathischen Art wieder zu neuem Leben erweckt hat. Hast du noch zu deinen ehemaligen Teamkollegen Kontakt?
Vieles hat sich leider über all die Jahre etwas verlaufen. Bei einigen hat sich der Lebensmittelpunkt, wie auch bei mir durch meine Kinder, verschoben. Ab und zu kommt es mit Leuten wie Maik Wagefeld schon noch mal zu Gelegenheiten, an denen man miteinander spricht, aber das ist wie gesagt eher selten der Fall.
{media-right}Wann hast du dich als Fußball-Profi auf die Zeit nach der aktiven Zeit vorbereitet?
Das war gegen Ende meiner Karriere in der Phase in Rostock, als ich verletzt war und merkte, dass es irgendwie nicht besser wird. Da musste ich umdenken und überlegen, was könnte mir noch so liegen. Und so bin ich dann auf den Weg als Kindergärtners gekommen. Zunächst habe ich ein vierwöchiges Praktikum im Kindergarten gemacht und dabei gemerkt, dass es mir riesigen Spaß macht, mit Kindern zu arbeiten und ihnen auch etwas mitgeben zu können. Deshalb bin ich am Ende dabei geblieben.
Als Fußball-Profi führt man ein privilegiertes Leben und ist in einer gewissen Blase gefangen. Wann sollte man deiner Meinung nach beginnen über die Zeit nach der Karriere nachzudenken?
Am besten natürlich direkt von Anfang an. So früh es geht eine Ausbildung oder einen anderen Abschluss machen, dann hat man das schon mal für später in der Tasche. Da müssen aber auch der Verein, Berater und Eltern sowie das direkte persönliche Umfeld mitspielen, entsprechend unterstützen und an einem Strang ziehen. Am Ende hängt es trotzdem vor allem an der Bereitschaft des Spielers.
{media-left}Welches Privileg vermisst du aus deinem Leben als Fußballer am meisten?
Das Einlaufen in ein ausverkauftes Stadion. Das ist etwas, was einem nie wieder gegeben werden kann.
Was fühlt man in so einem Moment?
Sehr viel! (lacht) Nach der Besprechung steht man in den Katakomben, schaut sich seinen Gegenspieler genau an und ist motiviert und heiß darauf, endlich rauszugehen. Wer in so einem Moment nicht auch ein bisschen nervös ist, macht meiner Meinung nach irgendwas falsch. Dann geht man raus, hört die Fans mit voller Wucht und schaut sich um – ein unbeschreibliches Gefühl.
In welcher Liga hat dir das Fußballspielen am meisten Spaß gemacht?
Eine schöne Erfahrung war auf jeden Fall die Bundesliga, weil dort noch mal ein ganz anderer Fußball als in der zweiten oder dritten Liga gespielt wird. Am Ende hing es aber auch vor allem damit zusammen, wie die Gemeinschaft in der Mannschaft war, in der ich spielte. In Dresden und Rostock habe ich mit super Leuten zusammen gekickt, mit denen das Fußballspielen sehr viel Spaß gemacht hat. Da hat es dann auch nicht so eine große Rolle gespielt, in welcher Liga man war.
Welche Erinnerungsstücke an deine aktive Zeit hast du aufgehoben?
Aus dem alten Dynamo-Stadion habe ich damals eine Sitzschale mitgenommen. Ansonsten habe ich auch noch Trikots und Hosen von all meinen Stationen aufgehoben.
{media-right}Was liebst du an deinem Job als Kindergärtner am meisten?
Dass ich mit Spaß zur Arbeit gehen kann, jeder Tag ein aufregender Tag ist und man mit den ehrlichsten Menschen zu tun hat, die es überhaupt auf der Welt gibt.
Was kann man von Kindern lernen?
Sehr viel. Sie zeigen einem vor allem immer wieder, dass man niemals den Spaß in seinem Leben verlieren darf. Auch Eigenschaften wie Einfühlsamkeit oder Ehrlichkeit gehören zu den Dingen, die viele Kinder vielen Erwachsenen voraushaben.
Prozentual üben deinen Beruf deutlich mehr Frauen als Männer aus. Stellt das für dich ein Problem dar?
Ich denke, mehr männliche Erzieher zu haben, wäre für die Entwicklung der Kinder gut und von Vorteil für jeden Kindergarten oder jede Kita. Im Moment dominieren dieses Berufsfeld immer noch Frauen, aber meiner Meinung nach profitieren die Kinder am meisten, wenn sie sowohl Frauen als auch Männer als Bezugspunkte haben.
Vielen Dank für das Gespräch, Dexter.
Interview: Henry Buschmann
Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.