Verein
05. März 2021 // 17.05 Uhr

„Es ging zu wie auf einem Basar“

Ex-Dynamo Werner Rank schoss den Siegtreffer beim bisher einzigen Auswärtsspiel der SGD in Meppen. | Foto: Frank Dehlis

Interview mit Ex-Dynamo Werner Rank


Beim bis dato einzigen Auswärtsspiel der Sportgemeinschaft gegen den SV Meppen in der 1. Runde des DFB-Pokals im Jahr 1994 besorgte Werner Rank in der 60. Spielminute den Siegtreffer.Im Hinblick auf die bevorstehende Drittliga-Partie der SGD im Emslandstadion haben wir mit dem 52-jährigen Ex-Dynamo telefoniert, um mit ihm über das damalige Aufeinandertreffen und sein Siegtor zu sprechen.

Dabei gibt der ehemalige Mittelstürmer, der von 1993 bis 1995 das Dynamo-Trikot trug, einen interessanten Einblick in die wilde Bundesliga-Zeit bei der Sportgemeinschaft in den 90ern und erzählt unter anderem, wie chaotisch eine Prämienverhandlung unter dem damaligen Präsidenten Rolf-Jürgen Otto ablaufen konnte.   

Wir reisen gedanklich zurück in den Sommer 1994 und landen am 14. August des gleichen Jahres in Meppen. Dynamo war als Bundesligist in der 1. Runde beim damaligen Zweitligisten SV Meppen zu Gast. Welche Erinnerungen hast du an diesen Tag, Werner?

(Überlegt) Ich kann mich bildlich eigentlich nur noch so richtig an meinen Siegtreffer erinnern. Ansonsten sind die Erinnerungen in den vergangenen Jahren an dieses Spiel doch eher verblasst.

{media-left}Beschreib uns doch bitte einmal, wie du die Szene im Gedächtnis behalten hast?

Ich habe in Erinnerung, dass ein abgewehrter Ball in meine Richtung in den Rückraum fliegt. Einen Moment später nehme ich den Ball aus der Luft mit dem Oberschenkel an und schieße ihn mit meinem schwächeren linken Fuß per Dropkick genau in den Winkel.

Du hast in deiner Karriere als einziger Aktiver in Deutschland von der Bundesliga bis hinunter in die Stadtliga in nahezu jeder Spielklasse gespielt. Was waren deine größten Qualitäten auf dem Platz?

Ich denke, dass Schnelligkeit, Zweikampfverhalten und ein guter Schuss meine größten Qualitäten waren.

Du warst Teil der Dynamo-Mannschaft, die sich am Ende der Saison 1994/95 als Tabellenletzter aus der Bundesliga verabschieden musste. Wie erinnerst du dich an diese wilde und für den Verein und seine Fans auch sehr traurige Zeit?

Es war eine hochspannende Zeit, mit einem Kader, der meiner Meinung nach aus sehr vielen guten Spielern bestand. Ob Siggi Held, Horst Hrubesch oder zum Schluss dann Ralf Minge als Cheftrainer, alle haben sich engagiert eingesetzt und das Unmögliche noch versucht irgendwie möglich zu machen. Aber der tiefe Fall des Vereins war zu dieser Zeit leider nicht mehr aufzuhalten. Ich habe die Zeit trotzdem genossen, weil es schon allein ein großes Erlebnis war, in den großen Bundesliga-Stadien spielen zu dürfen.

{media-right}Die Zusammenstellung der damaligen Mannschaft hat im Umfeld des Vereins für viele Diskussionen gesorgt, auch weil die Identifikation flöten ging. Welchen Mitspieler hast du aus dieser Zeit in besonders guter Erinnerung behalten?

Als Mensch und Fußballer waren Hans-Uwe Pilz und Detlef Schößler Vorbilder, die sich immer für die Mannschaft eingesetzt haben. Auch die beiden Ausnahmetorhüter René Müller und Stanislaw Tschertschessow habe ich als überragende Charaktere in Erinnerung behalten. Mit Olaf Marschall habe ich in meinem ersten Jahr zusammen bei ihm im Haus zehn Wochen lang in so einer Art Wohngemeinschaft gelebt. Das sind ganz einfach schöne Erinnerungen, die ich mit meinen beiden Jahren in Dresden verbinde.

Was war das Wildeste in dieser Zeit, was du als Dynamo-Profi erlebt hast?

Spontan fällt mir eine Prämienverhandlung der ganzen Mannschaft in der Kabine mit dem damaligen Präsidenten Rolf-Jürgen Otto ein. Da ging es zu wie auf einem Basar... (lacht)

Wie lief das ab?

Das war vogelwild. (lacht) Otto und seine Gefolgsleute wollten uns zunächst mit ein paar Mark Prämie abspeisen, bis dann die erfahrenen Spieler aufgestanden sind und deutlich gemacht haben, dass das so bei einer Bundesliga-Mannschaft nicht funktioniert. Es wurde laut und ging dann hin und her.

{media-left}Wie ging es dann weiter?

Wenn er einmal Bluthochdruck hatte, konnte man mit Otto in solchen Situationen nicht weiter sachlich und seriös diskutieren. Als dann ein paar Minuten vergangen waren und sich alle beruhigt hatten, konnten wir uns auf eine professionelle Prämienregel einigen. Aber normal war das alles nicht.

Welche Beziehung hattest du zum damaligen Präsidenten des Vereins?

Er war ein schillernder und polarisierender Typ, der eine sehr aufbrausende, cholerische Art haben konnte und bei persönlichen Auseinandersetzungen immer zeigen musste, wer der Chef im Ring ist. Hinzu kam, dass er ein sehr unberechenbarer Typ war. Aber mich mochte er irgendwie. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass er ein Fan von mir war. So wollte ich im Sommer 1994 kurz vor Transferschluss Dynamo noch verlassen und für 40.000 D-Mark zum Chemnitzer FC in die 2. Bundesliga wechseln …

Warum kam es nicht dazu?

Alle Details waren zwischen den Vereinen und mir längst geklärt, dann meinte er plötzlich nach meinem Treffer in Meppen, dass die längst vereinbarte Ablösesumme für einen Spieler wie mich viel zu niedrig angesetzt wurde. Wenn du unbedingt wechseln möchtest, sagte er mir ins Gesicht, dann kostet du 40.000 D-Mark pro Spiel. (lacht) Danach hatte sich der Wechsel dann für alle Beteiligten von selbst erledigt.

{media-right}Auch im zweiten Jahr blieb es für dich weitestgehend bei Kurzeinsätzen in Dynamos Bundesliga-Team. Warum konntest du dich trotz der Unterstützung des allmächtigen Vereinspräsidenten nicht durchsetzen?

Sechs Tage nach dem Meppen-Spiel stand ich im ersten Bundesliga-Spiel der Saison beim 1:1 gegen Werder Bremen dann sogar 90 Minuten auf dem Platz und habe meiner Meinung nach auch eine ganz ordentliche Partie abgeliefert. Aber danach kamen all die verletzten oder angeschlagenen Leistungsträger nach und nach zurück. Ich konnte mich letztlich gegen meine Konkurrenten im Angriff doch nicht durchsetzen – und habe so die meiste Zeit in Dresden auf der Bank oder Tribüne verbracht. Und trotzdem möchte ich diesen Lebensabschnitt nicht missen.

Wie intensiv verfolgst du Dynamo Dresden heute?

Einmal im Jahr versuche ich bei einem Spiel im Stadion zu sein. Die Reise ist fest eingeplant, wenn es wieder möglich ist. Ich verfolge alles rund um Dynamo interessiert und drücke aus der Entfernung ganz fest die Daumen, damit der Verein zusammen mit den fantastischen Fans irgendwann in die Bundesliga zurückkehren wird.

Wie sehr unterscheidet sich der Verein im Vergleich zu deiner aktiven Zeit?

Der Verein ist heute als Drittligist in allen Bereichen viel besser und professioneller aufgestellt, als noch zu meiner aktiven Zeit in der Bundesliga. Wenn man sich allein das Stadion oder nun das moderne Trainingszentrum anschaut, dann sind das Quantensprünge, die Dynamo Dresden in den zurückliegenden Jahren gemacht hat.

{media-left}Was machst du heute beruflich?

Ich bin seit mittlerweile 13 Jahren in meiner Heimatregion bei ‚Radio 8‘ als Mediaberater tätig und für das fränkische Seenland zuständig. Außerdem trainiere ich neben der Arbeit seit acht Jahren die Mannschaft des SV Cronheim, die in der Kreisliga spielt.

Wie hat sich deine Arbeit durch Corona verändert?

Ich bin in unserem Regionalsender für Vertrieb und Werbung verantwortlich und lebe natürlich in meinem Alltag vom Kundenkontakt und entsprechender Netzwerkpflege, die unter diesen Bedingungen natürlich extrem leidet, weil ich meine Kunden einfach nicht mehr persönlich treffen kann. Bis vor einem Jahr habe ich an nur einem Nachmittag manchmal bis zu 15 Kunden besucht. Das hat sich komplett verändert.

Welche Erfahrung aus deiner Zeit als Fußball-Profi hilft dir in deiner heutigen Tätigkeit am meisten?

Nicht hadern, sondern aus jeder Situation immer versuchen das Beste draus zu machen und mit positiven Gedanken nach vorne zu schauen. (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch, Werner, und für die Zukunft nur das Beste.

Interview: Henry Buschmann

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

Weitere News

Mehr News der SGD

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.