Den „1. Dresdner Traditionstag“ beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf nahm die aktive Fanszene zum Anlass, mit den Ehrenspielführern der SG Dynamo Dresden ins Gespräch zu kommen.Carsten, Danny, Fabian, Felix, Mathias, Paul und René von ULTRAS DYNAMO sprachen mit „Hansi“ Kreische, Klaus Sammer, Dieter Riedel, „Dixie“ Dörner, Eduard Geyer und Hartmut Schade. Außerdem nahmen sich Romy Auslender, die Tochter von Reinhard Häfner, und René Beuchel als ehemaliger Schützling von Wolfgang Oeser Zeit für ein Gespräch.
Wir veröffentlichen die Interviews als achtteilige Serie.
Sie bestritten beeindruckende 272 Spiele für die SG Dynamo, doch nur wenige für die Nationalmannschaft der DDR. Hätten Sie gern öfter für diese Auswahl gespielt?
Ja, aber ich durfte ja zum Beispiel nicht mit zur Olympiade. Genauso wenig wie ich zur Weltmeisterschaft 1974 aufspielen durfte, weil diese in der „bösen“ BRD ausgetragen wurde. Mich hatten wohl einige Staatsfunktionäre auf dem Kieker, weil ich nicht in der Partei war. Warum sonst habe ich zu diesen Wettbewerben nicht im Kader gestanden? Ich war bei Dynamo Stammspieler, wie auch bei der Nationalelf. Ich bin ja auch erst mit 27 Jahren Nationalspieler geworden. Aus dieser Sicht ist die Anzahl meiner bestrittenen Länderspiele schon wieder relativ hoch. Aber das wollen wir mal nicht ausdehnen. Bei Dynamo hab‘ ich mich wohl gefühlt und es war eine wundervolle Zeit.
Jeweils 1984 und 1985 gelang es Ihnen als Trainer, Siege im FDGB-Pokalfinale gegen den BFC Dynamo zu erlangen. War die Rivalität gegen den BFC stets etwas Außergewöhnliches, gerade weil man bei diesen Spielen nur mit Kampf gewinnen konnte?
Ja das war es. Ich wusste ja schon von unseren Vorgesetzten, dass wir in diesen Saisons nicht die Meisterschaft holen konnten, weil da die politische Führung der DDR dazwischenfunkte. Ihr wollt gar nicht wissen, was die sich haben einfallen lassen ...
Wie haben Sie es trotzdem geschafft, die Pokale zu gewinnen?
Wir haben uns auf den Pokal konzentriert und ich habe mir für die Trainingsgestaltung in den Vorwochen etwas überlegt. Meine Mannschaft wurde die drei Wochen vorher ordentlich belastet, was die Punktspiele ein bisschen schwierig gemacht hat. Aber dafür waren wir dann topfit in Berlin. Man musste ja immer damit rechnen, dass die Schiedsrichter gegen dich pfeifen, wie es ja auch gewesen ist. Aber meine Mannschaft war in einer Top-Verfassung, sie hat gekämpft und wir haben den Pokal gewonnen. Das waren wunderschöne Momente.
Was gefiel Ihnen besonders bei Spielen im Ausland?
International bin ich ja sonst nur mit der Nationalmannschaft rumgekommen. Aber die Spiele mit Dynamo auf internationaler Ebene waren einfach erinnerungswürdig. Es ging los mit dem Flutlichtspiel gegen Glasgow Rangers. Es war der Wahnsinn, wie die Fans dort gesungen haben. Das war authentisch. Für unsere Verhältnisse war das eine besondere Stimmung. Sowas muss man mal erlebt haben. Mit diesen Eindrücken vergleichbar war das Spiel gegen Leeds United. Beim Spiel mit der Nationalmannschaft im Wembley-Stadion herrschte auch eine Super-Atmosphäre. Von so etwas hat man ja als Spieler in der DDR immer geträumt.
Resultierten aus diesen Erlebnissen Ihre Aussagen zum Stadionneubau in Dresden?
Ja, ganz klar und ich war von meiner Sichtweise überzeugt. Als der Stadionneubau in Dresden geplant wurde, war ich im Stadtrat. Die ersten Pläne sahen ein neues Stadion auf dem Gelände des Heinz-Steyer-Stadions vor. Ich dachte nur: „Seid ihr alle verrückt?“. Da habe ich darum gebeten oder besser gesagt darauf gepocht, diesen Plänen zu widersprechen. Ich wollte kein Stadion mit Laufbahn bauen oder gar eine Mehrzweckarena. Ich war der Meinung, hier gehört ein Stadion wie in England hin, mit Rängen, die nahe am Spielfeld sind. Mir war das wichtig für die Stimmung. Denn die Leute gehen ja nicht nur wegen Fußball ins Stadion. So wie es jetzt in Dresden ist und gelebt wird, ist es wunderbar.
{media-left}War der Kader in den 1970er Jahren, in dem Sie aktiv spielten, der stärkste, den Dynamo jemals hatte?
Das Ganze ging ja im Jahr 1969 los, als wir den dritten Platz belegten. Da hat unsere Mannschaft in kurzer Zeit eine enorme Entwicklung hingelegt. Du spielst immer gegen den Abstieg, schaffst gerade so den Klassenerhalt und plötzlich machst du den dritten Platz. Plötzlich spielst du international, plötzlich holst du das Double. Das war was ganz Besonderes! Das haben wir damals gar nicht so richtig begriffen. Diese Erfolge verdanken wir zu einem nicht unerheblichen Teil Walter Fritzsch, auch wenn das einige nicht so sehen. Man sollte aber auf keinen Fall die jetzigen Spieler mit uns damals vergleichen. Wir waren damals gut und basta. Heute fetzt es doch auch. Die Jungs spielen tolle Spiele und es herrscht eine super Atmosphäre. Das ist ein wichtiges Gegenspiel. Alles zu seiner Zeit.
Wie oft besuchen Sie noch Heimspiele unserer SGD?
Sagen wir mal so: Wenn sie ein paar Spiele mehr ansetzen würden, hätte ich ein paar Spiele mehr in der Saison! Ich besuche jedes Spiel. Das ist doch ein Erlebnis.
Wie bewerten Sie unsere SGD aktuell sportlich?
Wir haben zuhause wie auswärts Super-Spiele gemacht, besonders in der ersten Halbserie. Von der spielerischen Seite bin ich allgemein sehr angetan von der Mannschaft. Wir haben kaum Ausfälle zu beklagen und jeder bringt seine Leistung. Man kann folglich sehr zufrieden sein, aber nie größenwahnsinnig werden. Die Mannschaft sollte sich weiterhin immer hohe Ziele stecken. Angefangen damit, jedes Spiel zu gewinnen, dann den ersten Platz machen. Aber alles zu seiner Zeit.
Wie sehen Sie die aktuelle Vereinspolitik?
Was Dynamo nach der Wende durchgängig gefehlt hat, war ja so etwas wie Stabilität und souveränes Vereinsmanagement. Das läuft die letzten Jahre aber ausgesprochen positiv. Dynamo ist vereinspolitisch auf einem sehr guten Weg. Für diesen Erfolg spielen aber viele Faktoren zusammen. Der Präsident, Aufsichtsrat, Trainer, Ralf Minge und natürlich nicht zuletzt Michael Born müssen ihre Hausaufgaben erledigen, welche sie aktuell sehr gut meistern. Hier wird gerade etwas Wunderbares geschaffen. Es hat endlich mal klick gemacht. Vorher wurde immer nur reingequatscht. Es herrschte in der Führungsetage ein Kommen und Gehen. Es war lange Zeit ein heilloses Durcheinander. Jetzt haben wir endlich mal ein klein wenig Kontinuität.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Paul (Ultras Dynamo)
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