Den „1. Dresdner Traditionstag“ beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf nahm die aktive Fanszene zum Anlass, mit den Ehrenspielführern der SG Dynamo Dresden ins Gespräch zu kommen.Carsten, Danny, Fabian, Felix, Mathias, Paul und René von ULTRAS DYNAMO sprachen mit „Hansi“ Kreische, Klaus Sammer, Dieter Riedel, „Dixie“ Dörner, Eduard Geyer und Hartmut Schade. Außerdem nahmen sich Romy Auslender, die Tochter von Reinhard Häfner, und René Beuchel als ehemaliger Schützling von Wolfgang Oeser Zeit für ein Gespräch.
Das Gespräch mit Hartmut Schade schließt die achtteilige Serie der Interviews ab.
Sie feierten mit 18 Jahren Ihr Oberliga-Debüt bei Dynamo gegen Union Berlin. Welche Erinnerungen haben Sie an den 31. März 1973?
An mein Debüt habe ich sehr schöne Erinnerungen. Mit Walter Fritzsch als Trainer und als Teil einer tollen Mannschaft war es ein erhebendes Gefühl, auf diesem heiligen Rasen im Dynamo-Stadion auflaufen zu dürfen. Das, was sich jeder Jugendliche erträumt hatte, wurde für mich an diesem Tag Wirklichkeit.
36 Europacup-Spiele bestritten Sie für die SG Dynamo. Können Sie auf Anhieb Begegnungen nennen, welche Ihnen aus sportlicher Sicht oder wegen der besonderen Stadionatmosphäre in Erinnerung geblieben sind?
Da fällt mir sofort mein erstes Europapokal-Spiel ein. Das war 1973 gegen Juventus Turin. Ich schoss mein erstes Europacup-Tor und wir gewannen mit 2:0. Im Stadion herrschte eine Wahnsinnsstimmung. Es war unglaublich, als junger Spieler gegen diese Startruppe aufzulaufen und auch noch ein Tor zu erzielen. Unvergessen sind auch die Spiele gegen Bayern. Allgemein war das Publikum bei Europapokal-Spielen in Dresden kaum zu überbieten.
Leider schaffte es Dynamo während Ihrer aktiven Zeit trotz einer ambitionierten Mannschaft nie weiter als bis ins Europacup-Viertelfinale. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe, dass es nie fürs Halbfinale bzw. Finale gereicht hat?
In meiner Diplomarbeit habe ich festgestellt, dass wir im Winter zu viel trainierten. Man hätte berücksichtigen müssen, was für Spiele nach der Winterpause anstehen. Die Viertelfinalspiele waren ja meist im Frühjahr und die Mannschaft dann nicht mehr frisch. Ein anderer Grund ist aus meiner Sicht, dass wir nie einen Weltklassetorhüter in unseren Reihen hatten. Claus Boden und Bernd Jakubowski waren Super-Torhüter. Aber mit einem Spieler wie Jürgen Croy wäre vielleicht der ganz große Wurf im Europapokal gelungen.
Als Co-Trainer unter Reinhard Häfner gelang Ihnen die Qualifikation für die Bundesliga. Trotzdem wurden Sie beide im Sommer 1991 beurlaubt. Wie kam es trotz des Erfolges dazu?
Ich kann mir bis heute keinen Grund vorstellen. Wir hatten fünf Nationalspieler verloren und eine völlig neue Mannschaft aufgebaut. Trotzdem schafften wir den Sprung in die Bundesliga. Der Grund, der offiziell genannt wurde, war fehlende Erfahrung. Allerdings hatten Reinhard Häfner und ich zusammen 100 Länderspiele, 100 Europacup-Spiele und rund 1.000 Spiele für Dynamo bestritten. Dieser Grund war also nur vorgeschoben.
{media-left}Standen Sie nach der Beurlaubung weiterhin in Kontakt mit Reinhard Häfner?
Wir hatten immer ein freundschaftliches Verhältnis. Da wir auch familiär verbandelt waren, riss der Kontakt nie ab. Auch nach der schwierigen Situation der Beurlaubung verfolgte jeder von uns den Weg des anderen weiter.
Zwischen 1996 und 1998 standen Sie während einem der dunkelsten Kapitel der Vereinsgeschichte als Cheftrainer bei Dynamo an der Seitenlinie. Hätten Sie sich damals überhaupt vorstellen können, dass sich Dynamo jemals wieder vom Lizenzentzug und dem Zwangsabstieg erholt und so solide wie heute dastehen würde?
In den 1990er Jahren hätte ich mir das schwer vorstellen können. Das Chaos war groß und kein Geld da. Zum Glück hat der Verein Leute gefunden, die mit Kontinuität die Möglichkeiten des Vereins Schritt für Schritt vergrößern. Ich denke, in drei bis vier Jahren wird Dynamo Bundesliga-tauglich sein.
Schauen Sie sich die Spiele von Dynamo noch regelmäßig live im Stadion an?
Da ich in München wohnhaft bin, ist das nicht ganz so einfach. Vorm TV schaue ich mir die Spiele aber fast immer an. Wenn Dynamo bei 1860 München zu Gast ist, bin ich live dabei, das ist klar. Bei fünf bis sechs Heimspielen pro Saison bin ich auch im Rudolf-Harbig-Stadion.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: René (Ultras Dynamo)
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