Am kommenden Donnerstag startet die Mannschaft – 32 Tage nach dem letzten Saisonspiel gegen Bielefeld – in die Sommervorbereitung. Ein Saisonwechsel sorgt hinter den Kulissen immer für Betriebsamkeit – der neue Kader nimmt derweil Gestalt an. Wir sprachen deshalb mit Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Minge über seine Vorgehensweise, was noch auf dem Transfermarkt geplant ist, was er von den Neuzugängen erwartet und wie die SGD den Abgang von Leistungsträgern auffangen will.
Ralf, bisher stehen fünf externe Neuzugänge fest. Inwieweit sind damit die Personalplanungen für die kommende Spielzeit bereits abgeschlossen?
Unsere Transferaktivitäten sind damit natürlich noch nicht abgeschlossen, aber wir sind mit dem derzeitigen Stand zufrieden. Wir müssen jetzt etwas Geduld haben und beobachten, was der Markt in den kommenden Wochen zu welchen Preisen hergibt. Denn jeder Transfer muss für uns auch wirtschaftlich darstellbar sein.Wird es bis zum Trainingsstart am 22. Juni noch weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt geben?
Das kann ich jetzt noch nicht versprechen, aber bis zum Saisonstart wird sicher noch der ein oder andere Neuzugang zur Mannschaft stoßen. Geduld kann sich in dieser Phase auszahlen, wie in der letzten Saison, als wir Andy Gogia erst im August unter Vertrag genommen haben. Stand jetzt ist unsere Mannschaft bereits sehr homogen besetzt. Aber wir haben im Endspurt der abgelaufenen Saison gesehen, dass die Breite des Kaders eine wesentliche Rolle spielen kann.
Der allgemein formulierte Anspruch, auf jeder Position doppelt besetzt zu sein, ist aber nach wie vor aktuell im Profi-Fußball?
Ja, aber diesen Anspruch würde ich nicht überstrapazieren. Wir haben einige Spieler im Kader, die vielseitig einsetzbar sind und echte Allrounder-Qualitäten mitbringen. Das muss man bei der Bewertung unseres Kaders berücksichtigen. Zudem brauchen wir auch eine hohe taktische Flexibilität innerhalb der Mannschaft.
Welche Rolle spielt das Spielsystem bei der Kaderplanung?
Auch die taktische Flexibilität versuchen wir bei der Kaderplanung in enger Zusammenarbeit mit Uwe Neuhaus und unserer Scouting-Abteilung zu berücksichtigen. In der vergangenen Saison haben wir in der Regel in unserem bewährten 4-3-3-System gespielt und Erfolg gehabt. Aber auch unser Versuch zum Saisonende mit Dreierkette zu spielen, hat ziemlich gut funktioniert. Diese Aspekte haben wir ebenso in unsere Gedanken einbezogen, als wir damit begonnen haben, die neue Mannschaft zusammen zu stellen.
{media-left}Mit Marvin Stefaniak, Stefan Kutschke und Andy Gogia haben insgesamt 27 Zweitliga-Tore die SGD in diesem Sommer verlassen. Wie soll der Weggang des offensiven Stammpersonals aufgefangen werden?
Das ist für uns eine Herkulesaufgabe, aus der wir aber auch sehr viel Motivation für die kommende Saison ziehen können. Wir hatten in all diesen Fällen leider das Heft des Handelns nicht allein in der Hand. Insofern haben wir die Entwicklung auch sehr früh absehen und uns mit möglichen Alternativen intensiv beschäftigen können. Wir nehmen die Situation mit größtmöglichem Ehrgeiz an und ich bin absolut davon überzeugt, dass die Mannschaft – wie vor einem Jahr – auch positive Energie aus diesem Prozess generieren kann. Die Abgänge dieser Leistungsträger müssen natürlich im Alltag als Gemeinschaft aufgefangen werden. Die Spieler haben jetzt die Chance, auf diesen Positionen eine neue Erfolgsgeschichte im Dynamo-Trikot zu schreiben.
Welche Tugenden müssen Dynamos Neuzugänge grundsätzlich mitbringen, damit der erfolgreiche Weg in den kommenden Jahren fortgesetzt werden kann?
Unserer Philosophie entspricht es seit dem Abstieg 2014, dass wir Phantasie bei der Suche und Auswahl unserer Neuzugänge mitbringen müssen. Wir haben keine Scheu davor, Spieler zu verpflichten, die bisher auf dem Markt eher noch etwas unterbelichtet sind, weil wir von ihnen absolut überzeugt sind. Es gibt dabei klare Anforderungen, die ein Neuzugang mitbringen muss, wenn er zu uns wechseln will.
Welche sind das konkret?
Dabei denken wir vor allem an Qualität, Persönlichkeit und Identifikation, die ein zentraler Bestandteil der Gespräche zwischen dem Spieler, Trainer und mir sind. Zwischen Mannschaft und Fans ist in den vergangenen Jahren in Dresden richtig was zusammen gewachsen. Wir sind nahbar, authentisch und geben alles für den Erfolg von Dynamo Dresden. Das muss ein Neuzugang zu 100 Prozent bereit sein zu leben.
Die Hierarchie innerhalb einer Mannschaft ist wichtig. Einige Häuptlinge sind weg. Von welchem Neuzugang erwartest du Führungsqualitäten?
Wir haben ja auch weiterhin Spieler wie Marco Hartmann in der Mannschaft, der als Kapitän den Takt und die Richtung vorlebt. Sören Gonther ist beispielsweise einer unserer Neuen, der zukünftig bei uns vorangehen will und als Persönlichkeit auch alles dafür mitbringt, ein Häuptling innerhalb unserer Mannschaft zu werden. Das erwarten wir auch so von ihm. Aber ich traue es auch den anderen Neuzugängen zu, dass sie auf ihre Art und Weise Verantwortung innerhalb der Mannschaft übernehmen können. Bei uns ist grundsätzlich jeder dazu eingeladen, seinen Teil – auf und neben dem Platz – zum Erfolg der Mannschaft beizutragen.
{media-right}Mit Justin Löwe schafft ein weiterer Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in diesem Sommer den Sprung zu den Profis…
Das ist unser Weg, den wir in der Vergangenheit deutlich formuliert haben. Sagen und es tatsächlich so leben – sind aber immer zwei verschiedene Dinge. Wir haben die Integration talentierter Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den vergangenen drei Jahren richtig gut hinbekommen. Die Tür bei den Profis steht offen. Das ist die klare Botschaft, die wir auch weiterhin an die Talente aus unserer Nachwuchs Akademie aussenden wollen.
Was zeichnet den Jungen aus?
Justin ist ein Spieler, der eine extrem hohe Identifikation mitbringt und schon lange bei uns im Nachwuchs spielt. Er ist Mittelfeldspieler und war zuletzt Kapitän der U19-Mannschaft von Matthias Lust, die die Klasse in der Junioren-Bundesliga gehalten und zum Abschluss noch hochverdient das Sachsenpokalfinale gegen RasenBallsport Leipzig gewonnen hat. Justin bringt als junger Spieler den Willen mit, sich zu beweisen, und brennt auf seine Chance. Ob er sie nutzen kann, liegt am Ende auch an ihm selbst.
Vasil Kusej durfte bereits als U17-Spieler mit ins Wintertrainingslager der Profis reisen und war auch immer wieder zwischendurch Trainingsgast bei Uwe Neuhaus. Darf er auch in der Sommervorbereitung wieder bei den Profis hineinschnuppern?
Ja, definitiv. Das Talent und die Qualität, die Vasil in seinem jungen Alter schon mitbringt, sind ja unbestritten. Das war ja auch ein Grund dafür, warum wir ihn in der vergangenen Saison bereits als 16-Jährigen mit ins Wintertrainingslager der Profis genommen hatten. Wir fahren mit ihm genauso fort und haben das Ziel, dass Vasil nun sukzessive weiter an das Profi-Team herangeführt wird.
Ralf, vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Henry Buschmann
Fotos: Steffen Kuttner (1, 3); Frank Dehlis (2)
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