Er ist gebürtiger Dresdner, Fußballverrückter von klein auf, kickte in seiner Kindheit und Jugend recht ambitioniert, bis der Orthopäde das Stoppschild für die weitere leistungssportliche Laufbahn setzte. Also verfolgte er einen anderen großen Kindheitstraum, den des Sportreporters, studierte Germanistik und kam über verschiedene Stationen zum MDR. Seit über 15 Jahren berichtet er nun schon als Hörfunk-Reporter für „MDR Sachsen – Das Sachsenradio“ auch über Dynamo und ist ein ausgewiesener Kenner des sächsischen Fußballs.
Vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern sprachen wir mit Ronny Maiwald über die aktuelle Situation der SGD, die anhaltende Verletzungsmisere und die Bedeutung der Fans. Außerdem verriet uns der 44-Jährige, was er bis Weihnachten von den Schwarz-Gelben erwartet und wie er Ex-Dynamo Giuliano Modica in Erinnerung hat.
Herr Maiwald, Dynamo hat nach 13 Spieltagen 14 Punkte gesammelt, steht aktuell auf dem 15. Platz in der 2. Liga. Dynamos Sportgeschäftsführer Ralf Minge bewertete die sportliche Situation auf der diesjährigen Mitgliederversammlung als „Herausforderung“, jedoch nicht als „Bedrohung“. Wie sehen sie Dynamos Lage?
{media-left}Sie ist mit Sicherheit eine Herausforderung. Erst recht nach zwei erfolgsverwöhnenden Spielzeiten. Es ist doch ganz klar, jeder in Fußball-Dresden wünscht sich, dass das dann am besten so weiter und immer weiter vorwärts geht. Ich sehe das aber gelassen. Auch im zweiten Jahr 2. Liga geht es für meine Begriffe zuallererst darum, in der Liga zu bleiben und das zarte Pflänzchen, das in den letzten Jahren wieder gewachsen ist, weiter zu stabilisieren. Ob dann am Ende dieser Saison eine neun, zehn oder vierzehn als Platz steht, ist für mich unerheblich. Sicher macht es allen immer Freude, wenn regelmäßig schön und erfolgreich gespielt wird. Entscheidend ist für mich letztlich aber nur, dass Dynamo drin bleibt in der 2. Liga. Dann stehen alle Türen für die Träume der Zukunft weiter offen. Träume sind wichtig, genauso wie Ansprüche und Ziele. Aber Realismus und Demut sind dabei essenziell. Man muss erstmal dankbar sein, dass mittlerweile so eine Ruhe im Verein herrscht, Dynamo in der 2. Liga ist und wirtschaftlich so gesund wie noch nie seit der Nachwendezeit dasteht. Ich habe nicht vergessen, wo Dynamo herkommt, was der Verein und seine Fans in den 25 Jahren nach der Wende alles mitmachen mussten. Ich erinnere mich leider sehr gut an die Zeiten, in denen auf dem Rücken von Dynamo mitunter täglich irgendein Theater ausgetragen oder irgendeine Kuh durchs Dorf getrieben wurde, eine Profilierungs-Posse auf der Besetzungscouch die nächste ablöste, das Ganze begleitet von ständig klammen Vereinskassen, hemmenden Verbindlichkeiten, Konzeptlosigkeit, Sorgen um eine sportliche wie wirtschaftliche Zukunft bis hin zu einem gefühlt 17 Jahre währenden Kampf um ein modernes Stadion in dieser Fußballhochburg und was weiß ich alles noch…
Seit der Sommervorbereitung brechen immer wieder Leistungsträger durch Verletzungen weg, diese Woche erwischte es Manuel Konrad. Haben Sie so eine langandauernde Verletzungsmisere schon mal erlebt?
Mit solchen Erscheinungen haben auch schon andere Vereine zu kämpfen gehabt, da musst du durch. Aber keine Frage, die Saisonvorbereitung lief diesbezüglich schon bescheiden, da waren sechs Stammspieler ausgefallen. Dann die Langzeitausfälle, die sich häufenden Verletzungen, und das alles vor dem Hintergrund, dass mit Kutschke, Gogia und Stefaniak drei Leistungsträger den Verein im Sommer verlassen haben. Das ist alles nicht ohne. Hut ab diesbezüglich auch vor Ralf Minge und Uwe Neuhaus, wie souverän sie damit umgehen. Da wird nicht lamentiert, es werden keine Ausreden gesucht. Wenn sich der Trainer da beispielsweise mal Luft gemacht hätte, dann hätte ich das auch gut verstanden. Aber da sieht man auch, mit wie viel Erfahrung Dynamo in seiner sportlichen Leitung wuchern kann.
{media-right}Mannschaftskapitän Marco Hartmann versprach zuletzt in einer emotionalen Rede bei der Mitgliederversammlung, dass die Mannschaft alles daran setzen wird, um aus der aktuellen sportlichen Lage rauszukommen, er schwor dabei die Anhänger für die kommenden Aufgaben ein. Wie wichtig sind die Fans in dieser Situation?
Dynamos Fans waren, sind und werden immer der zwölfte Mann sein. Das muss sich die Mannschaft wieder mehr zunutze machen. Denn die Fans werden im Stadion jede Gelegenheit aufgreifen, bei der es auch nur im Ansatz auf dem Rasen knistert, um ihre Mannschaft bedingungslos nach vorn zu peitschen. Gerade in der jetzigen Phase ist das besonders wichtig.
Die Liga ist sehr eng beieinander, Platz 5 und Platz 15 der Tabelle trennen nur sechs magere Punkte. Es kann also auch sehr schnell wieder anders aussehen für Dynamo. Erwarten Sie einen Endspurt in der Hinrunde?
Was ich erwarte, ist, dass die Mannschaft als Mannschaft jetzt noch enger zusammenrückt und jeder Spieler in den verbleibenden Spielen bis Weihnachten alles reinhaut, sich auf deutsch gesagt von der ersten bis zur letzten Minute den Hintern aufreißt. Das allein ist noch keine Garantie für Erfolg im Fußball, aber es erhöht Wahrscheinlichkeiten, dass ab sofort wieder Spiele gewonnen werden. Und das wäre wichtig für eine solide Ausgangsposition für die Rückrunde und ein ruhiges Weihnachtsfest in Fußball-Dresden. Im Übrigen bin ich in den letzten Tagen von Dynamo-Fans oft auf das Kaiserslautern-Spiel angesprochen worden. Der Tenor war meist, dass man doch nun aber gegen den Tabellenletzten Kaiserslautern einfach gewinnen muss, weil es der Tabellenletzte ist und weil es bei denen nicht läuft. Aber auch hier sage ich, ob der Gegner gerade Achtzehnter ist oder nicht, spielt in dieser 2. Liga, in der es Woche für Woche um Nuancen geht, keine Rolle. Ich warne davor, irgendeine Mannschaft in dieser Liga zu unterschätzen, egal welche. Du musst als Mannschaft erstmal bereit sein, alles zu investieren, unabhängig davon wie der Gegner heißt. Wenn das nicht der Fall ist, kannst du auch gegen den Tabellenachtzehnten plötzlich ganz schnell dastehen wie der Neunzehnte. Oder eben wie zuletzt in Kiel.
{media-left}Am Montag kehrt mit dem 1. FC Kaiserslautern aller Voraussicht nach Giuliano Modica zurück nach Dresden. Wie haben Sie ihn in Erinnerung?
Er hat mich von Anfang an positiv überrascht. Er kam aus der Regionalliga von Offenbach nach Dresden und hat in der 3. Liga super Fuß gefasst. Zusammen mit Michael Hefele hat er in der Aufstiegssaison alle Spiele von der ersten bis zur letzten Minute absolviert. Das war schon ein Ausrufezeichen. Mokki, wie er liebevoll genannt wurde, war für mich in Dresden eine echte Bank und eine Kämpfernatur vorm Herrn. Für mich gehörte er zu denen, die auf dem Platz die Ärmel hochkrempeln und der Defensive Stabilität verleihen konnten. Beeindruckt hat mich auch, wenn Modica in den gegnerischen Strafraum mit aufrückte, dass es schnell mal gefährlich werden konnte für das gegnerische Tor. Als Mensch habe ich ihn wiederum als ruhigen, ganz bescheidenen und bodenständigen Typen wahrgenommen.
Herr Maiwald, vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Steffen Wunderlich
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