saison20122013
03. September 2012 // 12.39 Uhr

Dynamo möchte eigene Pokalgeschichte positiv fortschreiben

Dmitri Khlebosolov am Freitag bei seinem ersten Training mit Dynamo in Lara/Antalya. Der Weißrusse ist bis zum Saisonende von Spartak Moskau II ausgeliehen, um die schwarz-gelbe Offensivabteilung zu unterstützen.

Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom – so schallt es seit einem Jahr immer wieder durch das Stadion, wenn auch nur ein klitzekleiner Funke an Hoffnung besteht, ein Pflichtspiel könnte für Dynamo Dresden erfolgreich ausgehen. Auslöser für diesen Dauergesang war das sensationelle Weiterkommen in der ersten Runde des DFB-Pokals im letzten Sommer, als es der Mannschaft gelang, wenige Wochen nach dem emotionalen Aufstieg in die 2. Bundesliga erneut für einen absoluten Höhepunkt zu sorgen. Als krasser Außenseiter gingen die Schwarz-Gelben gegen den Bundesligisten von Bayer 04 Leverkusen ins Spiel, lagen nach einer Stunde Spielzeit bereits mit 0:3 zurück, um am Ende furios das Spiel zu drehen und mit 4:3 nach Verlängerung zu gewinnen. Diese einzigartige und unvergessene Aufholjagd bescherte dem Verein in der zweiten Runde ein Auswärtsspiel beim Deutschen Meister Borussia Dortmund. „Europapokal, wir kommen“, stand es tausendfach auf den T-Shirts der Fans, die Euphorie kannte keine Grenzen. Doch die Ernüchterung folgte dann doch relativ schnell. Nun steht am Montagabend das Erstrundenspiel gegen den Chemnitzter FC an. Der DFB-Pokal gilt immer noch als kürzester Weg ins internationale Geschäft, für die SGD ist er vor allem aber auch eine wichtige Einnahmequelle, mit deren Hilfe in der letzten Saison zum Beispiel so erfolgreiche Spieler wie Zlatko Dedic oder Mickael Poté erst an die Elbe geholt werden konnten. In diesem Jahr soll das nicht viel anders sein, denn ein Weiterkommen gegen den Drittligisten würde zusätzlich helfen, den finanziellen Schaden des letzten Pokalspieles zu minimieren.

Doch die Vorzeichen sind diesmal anders. Dynamo Dresden geht als Zweitligist ins Rennen und darf sich damit auch die Favoritenrolle über die Schultern hängen. Für den Trainer der Schwarz-Gelben, Ralf Loose, wird es eine Partie auf Augenhöhe: „Uns wird alles abverlangt. Wir wollen das Spiel gewinnen, doch wir gehen mit Respekt an die Sache heran und werden den Gegner keinesfalls unterschätzen“, baut der Coach vor. „Chemnitz gehört zu den Aufstiegskandidaten und hat aufgerüstet. Zwei unserer ehemaligen Spieler stehen jetzt auf der anderen Seite. Wir müssen jedoch das Heft des Handelns in die Hand nehmen, selbstbewusst auftreten, die Zweikämpfe annehmen und das Quentchen Glück für uns erzwingen, das man in Pokalspielen immer braucht.“ Die Chemnitzer wissen, wie man große Mannschaften im Pokal ärgern kann. In der Saison 2010/11 schlugen die Himmelblauen in der ersten Runde des DFB-Pokals als Viertligist zunächst den Bundesligisten FC St. Pauli (1:0) und zwangen eine Runde später den VfB Stuttgart bis in die Verlängerung (1:3 n.V.). Auch Dynamo kann ein Lied von der Stärke der Gastgeber singen. Zweimal mussten sich die Kicker aus der Landeshauptstadt auswärts im Halbfinale des Sachsenpokals geschlagen geben. 2010 verloren die Schwarz-Gelben an der Gellertstraße mit 1:2, 2008 setzte es eine 0:2-Niederlage. Dynamo-Trainer Ralf Loose bezeichnet diese Bilanz als „verheerend“ und möchte deshalb unbedingt im großen Topf drin bleiben.

„An der Motivation wird es nicht scheitern“, stellt Sebastian Schuppan klar. „Wir haben unsere Fehler der letzten Partien ausgewertet und werden mit spielerischen Mitteln allein nicht gewinnen können.“ Diese Aussage lässt deutlich werden, dass die Schwarz-Gelben wissen, welche Kleinigkeiten so ein Pokalspiel entscheiden können. Der Linksverteidiger setzt auf die individuellen Stärken der Dynamo-Elf und hofft darauf, „den Gegner unter Druck zu setzen, Fehler zu erzwingen und damit erfolgreich zu sein“. Auf die Frage, ob er selbst einen möglichen Elfmeter im Showdown vom Punkt schießen würde, kommt es wie aus der Pistole geschossen zurück: „Würde ich“, sagt der 26-Jährige, der nach dem Weggang von Zlatko Dedic nun Elfmeterschütze Nummer 1 befördert wurde, wie sein Trainer Ralf Loose auf der Pressekonferenz vor dem Spiel verriet. Eine Hiobsbotschaft gab es für den Coach allerdings nach dem Abschlusstraining, in dem sich Mickael Poté bei einem Zweikampf am Fuß verletzte und nun über eine starke Prellung klagt. Ralf Loose hofft jedoch, dass die medizinische Abteilung seinen besten Torschützen bis zum Anpfiff wieder fit bekommt. Er freut sich trotz der „hohen Hürde“, wie er das Spiel selbst umschreibt, auf ein tolles und spannendes Fußballspiel und erinnert sich gern an das Vorjahr, in dem er mit seiner Mannschaft eine phantastische Geschichte geschrieben und miterlebt hat. „Chemnitz ist sicherlich schwer zu nehmen, aber machbar. Sie wurden in der Defensive bisher wenig gefordert“, schätzt der Trainer ein, lobt gleichzeitig die eigene Offensivabteilung, die den Himmelblauen einheizen soll.

Bei erwarteten Temperaturen von über 30 Grad kein leichtes Unterfangen, allerdings sind auch die Gastgeber nicht von Ausfällen befreit. Verzichten muss Trainerfuchs Gerd Schädlich auf Silvio Bankert, Anton Makarenko und Tino Semmer. Der Letztgenannte brachte Dynamo 2005 schon einmal in der ersten Runde des DFB-Pokals in arge Bedrängnis. Als Zweitligist reisten die Dresdner damals wie heute innerhalb Sachsens zum Duell, traten im Zentralstadion gegen Sachsen Leipzig an und mussten sich nach seinem späten Gegentor in der 90. Minute über das Elfmeterschießen in die zweite Runde zittern. Ob die beiden Ex-Dynamos Sascha Pfeffer und Maik Kegel von Anfang an auf dem Rasen stehen, ist bei der dünnen Personaldecke der Chemitzer zu erwarten, zumal beide in den ersten Punktspielen der Dritten Liga für Aufsehen sorgten. Ein Wiedersehen gibt es auch mit Torhüter Philipp Pentke, der von 1998 bis 2004 im schwarz-gelben Nachwuchs groß wurde sowie mit Co-Trainer Torsten Bittermann, der mit Dynamo 2004 unter Christoph Franke in die 2. Bundesliga aufstieg. Der bisher erfolgreichste Dynamo-Coach nach der Jahrtausendwende wird das Duell der sächsischen Vereine ebenfalls live im Stadion verfolgen.

Erste Runde Chemnitz, zweite Runde Hoffenheim – das wäre vor dem Spiel ein Gesang mit Übermut und zudem auch falsch. Denn die Niederlage der Kraichgauer beim Viertligisten Berliner AK ist die Überraschung der ersten Pokalrunde überhaupt und damit Warnung genug für alle Träumereien vom großen Geschäft. Vor dem Europapokal steht der DFB-Pokal und der Weg nach Bukarest, Rom, Kopenhagen oder den Sandstrand in Teneriffa führt zunächst einmal über die Himmelblauen an der Gellertstraße. Und weil Pokale ihre eigenen Gesetze haben, die für Dresden in Chemnitz verschärft gelten, gibt es weitere Beispiele, die zur Vorsicht mahnen. So musste in der ersten Pokalrunde auch Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth bei den drittklassigen Kickers aus Offenbach die Segel streichen, genauso wie Nürnberg in Havelse, der HSV in Karlsruhe und die Hertha in Worms. Der Hallesche FC brachte unter den Augen von Dynamo-Trainer Ralf Loose den höherklassigen MSV Duisburg fast an den Rand einer Niederlage. Damit das Dynamo nicht auch passiert, ist auf dem Rasen volle Konzentration, auf den Rängen eine lautstarke Unterstützung und bei allen anderen Dynamo-Fans mächtig Daumendrücken angesagt, um die Dresdner Pokalgeschichte positiv fortschreiben zu können. Alle gemeinsam, im Herzen vereint!

Schiedsrichter der Partie ist Markus Schmidt aus Stuttgart. Die Stadiontore öffnen ab 16:30 Uhr, die Partie beginnt zwei Stunden später um 18:30 Uhr. Die Gastgeber rechnen mit einem vollen Haus, bisher wurden über 14.000 Karten für das Sachsenduell verkauft. Dynamo wird von mindestens 2.800 Fans unterstützt.

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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