Montagabend, viertel neun, ertönt der Anpfiff für die Zweitliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und der SG Dynamo Dresden. Das Duell der Tabellennachbarn ist das Topspiel des 9. Spieltages. Zum letzten Mal gastierten die Schwarz-Gelben im September 2004 im Müngersdorfer Stadion, als frisch gebackener Aufsteiger der Regionalliga Nord. Die Favoritenrolle lag beim Erstliga-Absteiger vom Rhein, doch nach 45 Minuten freuten sich die über 3.000 mitgereisten Dynamo-Fans über eine unerwartete 2:0-Führung durch Tore von Christian Fröhlich und Rene Beuchel. Am Ende gewann trotzdem der 1. FC Köln. Den Verlauf der letzten zwanzig Minuten dieser Partie haben die Dresdner Anhänger schnell aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Einer, der an diesem Sonntagnachmittag mit im Gästeblock stand, ist der heutige Dynamo-Torwart Benjamin Kirsten, für den die Begegnung mit den Kölnern zwar nicht einzigartig besonders ist, aber doch schon eine persönliche Bedeutung hat. Seine Jugendzeit verbrachte der 25-jährige Keeper im benachbarten Leverkusen und traf im Nachwuchsbereich öfter auf den rheinischen Rivalen. „Irgenwann schrieb ich auf meinen Karriere-Zettel den Wunsch, mit Dynamo Dresden beim 1. FC Köln aufzulaufen. Mit dem Spiel am Montag kann ich dort jetzt einen Haken setzen“, sagt der Torwart, schickt aber hinterher: „Jedes Spiel ist wichtig und als Mannschaft wollen wir gemeinsam unabhängig vom Gegner unsere beste Leistung abrufen.“
Für den Auftritt in der Domstadt steht Dynamo-Trainer Ralf Loose der gleiche Kader wie zuletzt zur Verfügung. „Es gab keinen Grund, das Team umzustellen, so dass es in der Startelf keine Überraschungen geben wird.“ Dabei lobt der Coach die Trainingsleistungen seiner Schützlinge und hofft darauf, dass sich bei jedem Einzelnen das „vorhandene individuelle Leistungspotenzial“ noch steigert und die Mannschaft nach dem Sieg gegen Aue mit starker Brust die schwere Herausforderung annimmt. „Ich glaube, dass wir mit Einsatz und dem Mut zur Offensive in der Lage sind, den Gegner vor Probleme zu stellen.“ Im Vergleich zum letzten Spiel soll mit mehr Ruhe am Ball und einem ähnlich starken Zweikampfverhalten dem Gegner, anders als noch in Berlin, das Leben schwer gemacht werden. Den Fokus legt Ralf Loose dabei nicht auf das Ziel, unbedingt etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Im Mittelpunkt soll die eigene Leistung stehen, „denn Punkte gibt es nur, wenn möglichst viele Spieler ihr Können abrufen werden. Genau das streben wir an.“
Der Trainer gibt sich optimistisch und lässt sich auch von einer dunklen Statistik nicht entmutigen. Bisher gelang den Schwarz-Gelben auswärts bei einem Montagabend-Spiel nämlich noch kein Punktgewinn. „So eine Bilanz sorgt eher für die richtige Motivation. In der letzten Saison haben wir auf fremden Plätzen auch für manche Überraschung gesorgt. Wieso soll uns das nicht wieder gelingen?“, fragt der 49-Jährige. Aussichtslos scheint dieses Unterfangen jedenfalls nicht zu sein, denn zweimal gelang der SGD in Köln bereits ein Auswärtserfolg. 1993 gewannen die Dresdner mit 1:0 und der letzte Sieg ist am Montag auf den Tag genau 18 Jahre her. Am 8. Oktober 1994 schossen Michael Spies und Johnny Ekström beim 2:1-Triumph die Tore für Dynamo.
Nach einem schwachen Saisonstart und dem vorübergehenden Aufenthalt in der Abstiegszone haben sich die „Geißböcke“ wieder erholt und zuletzt gegen den FSV Frankfurt und den SC Paderborn jeweils drei Punkte geholt. Vor allem Thomas Bröker, der auch für die Schwarz-Gelben schon in der 2. Bundesliga traf, sorgte bisher offensiv für viel Schwung. Die Dynamo-Elf erwartet neben einem sich im Aufwind befindlichen Gegner im Stadion auch eine phantastische Kulisse, die mindestens genauso euphorisch ihre „Geißböcken“ begleitet, wie das auch die Fans der Schwarz-Gelben tun. Benjamin Kirsten ist sich jedoch der Unterstützung der Dynamo-Fans sicher und setzt auf deren stimmgewaltiges und positives Potenzial. „Obwohl es in den letzten Tagen in den Medien das typische Geplänkel vor einen solchen Spiel gab, sollten sich unsere Fans davon nicht provozieren lassen. Am Montagabend treffen zwei Traditionsvereine mit einer jeweils großen Fangemeinschaft aufeinander. Die Fans und Spieler haben eine Vorbildfunktion, wenn wir gemeinsam unsere schwarz-gelben Farben auswärts repräsentieren. Die Aufgabe bleibt, den Verein vorwärts zu bringen. Da sollten wir die negativen Randerscheinungen hinter uns lassen.“
Die Partie wird um 20:15 Uhr angepfiffen und von Felix Brych aus München geleitet. Um 17:45 Uhr öffnet an der Tribüne Nordost eine Kasse, an der noch Gästetickets erhältlich sind. Insgesamt werden ca. 39.000 Zuschauer erwartet.
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