Vier Tage vor dem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld sprachen wir mit einem, der für beide Vereine jeweils zwei Jahre aktiv war. Wir riefen Pavel Fort in Bratislava an. Doch auf seine Zeit in Bielefeld kamen wir erst am Ende zu sprechen. Der 30-Jährige erholt sich gerade von einer Lungenembolie, die ihn in Lebensgefahr gebracht hatte, weil sie zu spät diagnostiziert worden war. Am 18. Oktober quälte er sich mit Atemproblemen noch 65 Minuten durch das Spitzenspiel der Corgoň liga bei der Niederlage gegen AS Trencin. Danach ging nichts mehr.Pavel war am Telefon sehr gut aufgelegt. Auch wenn die Rückkehr auf den Fußballplatz noch ungewiss ist – der Tscheche hat sein Lachen auf jeden Fall wiedergefunden. Wir sprachen mit ihm über die schwere Krankheit und seine Familie. Außerdem wollten wir von unserem Ex-Stürmer wissen, für wie stark er die 1. slowakische Liga hält und ob er in Bratislava schon in einem Tattoo-Studio war. Zum Schluss verriet Pavel uns, wann er das nächste Mal in Dresden sein wird.
Hallo Pavel, wo erreichen wir dich gerade?
(lacht) Ich bin zu Hause mit meiner Frau und unseren beiden Kindern. Es sind alle da.
In Bratislava?
Ja, genau.
Wie geht es dir inzwischen, befindest du dich weiter auf dem Weg der Besserung?
Ja, es geht von Tag zu Tag besser. Ich absolviere jeden Tag mit dem Athletiktrainer von Slovan ein Reha-Training. Ich habe ein spezielles Wochenprogramm bekommen und kann unter ärztlicher Kontrolle schon wieder locker Fahrradfahren und leichtes Krafttraining absolvieren. Aller 14 Tage muss ich zum Spezialisten, der meine Blutwerte überprüft und genau schaut, wie sich die Werte entwickeln. Ich bin zufrieden, wie es im Moment ist.
Der Alltag eines Profifußballers ist sehr schnelllebig. Welche Gedanken über das Leben hat die Krankheit bei dir ausgelöst?
Ich hatte Glück im Unglück, das ist mir bewusst. Die Krankheit bestimmt im Moment meinen Alltag als Fußball-Profi. Häufige Gespräche mit dem Arzt und dem Trainer gehören dazu. Sie sagen mir immer wieder, dass ich geduldig sein muss und nichts überstürzen darf. Leistungssport ist momentan nicht möglich, das muss ich akzeptieren. Im Moment nehme ich jeden Tag Tabletten zur Blutregulierung und mein Herz wird genau beobachtet, damit es keine bleibenden Schäden davonträgt. Ich bin einfach nur glücklich, dass mir trotz der spät erkannten Embolie nichts Schlimmeres passiert ist. Im Februar wird mich ein Spezialist dann noch mal komplett durchchecken und entscheiden, ob ich wieder Fußball spielen kann oder ob ich meine Karriere beenden muss. Wir werden sehen – wenn alles gut läuft, kann ich vielleicht schon in einem halben Jahr wieder für Slovan spielen…
Die Ultras Dynamo haben in Karlsruhe ein Transparent mit der Aufschrift „Gute Besserung, Pavel Fort“ hochgehalten…
(lacht) Das war für mich persönlich der Wahnsinn! Meine Frau und ich haben uns über diese Geste der Fans riesig gefreut. Ich möchte mich bei ihnen einfach nur dafür bedanken. Wenn man einen Verein verlässt, ist es nicht selbstverständlich, dass sich die Fans so an einen erinnern. Das hat mir viel Kraft gegeben! Ich hatte während meiner Zeit in Dresden immer einen guten Kontakt zu den Fans. Eines kann ich mit Gewissheit sagen: Nirgendwo habe ich bessere Fans als bei Dynamo erlebt. Die sind etwas ganz Besonderes. Einfach die Besten!
Deine Tochter Kristyna wird Ende Dezember drei Jahre alt. Hat sie schon mitbekommen, was da mit ihrem Papa passiert ist?
Nein, meine Kleine kann das noch nicht verstehen. Immer wenn ich Kristyna nach dem Reha-Training abhole, fragt sie mich, ob ich im nächsten Spiel wieder ein Tor schieße. (lacht)
Vor acht Tagen ist dein Sohn zur Welt bekommen. Wie heißt er?
(lacht) Pavel!
... Pavel?
Ja, er ist Pavel „der Dritte“. Er trägt denselben Namen wie mein Vater und ich. (lacht)
Wie geht es Pavel Junior und deiner Frau Michaela?
Perfekt! Beide sind schon wieder zu Hause. Und Pavel ist ein guter Junge, er schläft den ganzen Tag! (lacht)
{media-left}Hast du in Bratislava schon ein Tattoo-Studio besucht und dir einen Engelsflügel auf den linken Arm stechen lassen?
Nein, noch nicht. Ich darf mich aufgrund der Medikamente im Moment nicht tätowieren lassen. Sobald ich das Okay von den Ärzten bekomme, lasse ich das machen. Dann habe ich einen Engelsflügel für meine Tochter Krystina und einen für Pavel. (lacht)
Von Dynamo bist du zu Slovan Bratislava gegangen. Wie gefällt es euch im Dreiländer-Eck Slowakei-Ungarn-Österreich?
Bratislava ist eine schöne Stadt. Es ist ein kleines Prag. Auch nach Wien ist es nicht weit. Wir fühlen uns hier ganz wohl.
Bis zu deiner Krankheit hattest du beim „FC Bayern München“ der Slowakei einen Wahnsinns-Lauf mit zehn Toren in 13 Liga-Spielen. Ihr führt die Corgoň liga deutlich an. Wie stark ist die 1. slowakische Liga?
Die Qualität der Liga ist nicht so hoch, wie die 2. Bundesliga. Es gibt neben uns noch zwei, vielleicht drei Mannschaften, die ein gutes Niveau haben, aber danach ist die Lücke sehr groß. Unsere Ziele mit Slovan sind die Meisterschaft und dann die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb. Darauf kommt es an.
Was glaubst du – wirst du diese Saison noch ein paar Tore für Slovan schießen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich hoffe es.
Du hast von 2009 bis 2011 für Arminia Bielefeld gespielt. Wie sind deine Erinnerungen an diese Zeit?
Das erste Jahr war gut. Ich habe sehr oft gespielt und zehn Tore geschossen. Am Ende sind wir auf Platz sieben gelandet. Dann kam meine Verletzung in der Saisonvorbereitung, ich bin acht Monate lang ausgefallen und habe in diesem Jahr insgesamt nur drei Spiele in der Liga gemacht. Das war katastrophal. Wir sind abgeschlagen Letzter geworden, an dieses Jahr habe ich keine guten Erinnerungen.
Am Freitag spielt Dynamo zum ersten Mal überhaupt gegen die Ostwestfalen, ein enorm wichtiges Spiel im Abstiegskampf. Schlagen da zwei Herzen in deiner Brust?
(lacht) Für mich ist das schwierig. Die Fans in Dresden sind sensationell, aber ich hatte auch in Bielefeld ein sehr gutes Verhältnis zu den Fans. Ich habe dort noch einige Freunde. Ein 2:2 wäre für mich am schönsten, für beide einen Punkt. (lacht)
Schaust du dir das Spiel irgendwo an?
Eigentlich hatte ich vor, nach Bielefeld zu fahren. Aber ich werde das wahrscheinlich nicht machen, in der jetzigen Situation wäre das nicht das Beste, immerhin sind es 600 Kilometer von Bratislava nach Bielefeld. Ich werde es mir im Fernsehen anschauen. In dieser Saison habe ich alle Dynamo-Spiele im Fernsehen verfolgt. Aber zum letzten Heimspiel gegen Bochum bin ich auf jeden Fall in Dresden, das steht schon fest.
{media-right}War der Klassenerhalt in der Relegation für dich der perfekte Abschluss bei Dynamo?
Das Ende war natürlich gut. Wir haben die Klasse gehalten, das war sehr wichtig. Aber insgesamt war diese Saison schlecht. Wir haben nicht gut gespielt und ich selbst war mit meiner Situation nicht zufrieden. Ich hatte sehr wenig Einsätze und wusste oft nicht so recht, warum ich nicht gespielt habe. Gegen Ende der Saison wurde es besser, ich war öfter dabei und habe auch noch ein paar Mal getroffen. Aber wie gesagt, das Ende war gut, aber die Saison insgesamt war katastrophal.
Schöne Grüße noch von Filip Trojan…
(lacht) Danke! Aber was ist mit Filip los? (lacht) Beim 1:1 gegen Aue hat er ein gutes Spiel gemacht. Und dann wieder auf der Tribüne – was ist da los?
Besprich das bitte direkt mit Olaf Janßen, wenn du in Dresden bist!
(lacht) Okay!
Pavel, weiter gute Besserung und bis zum 20. Dezember. Wir freuen uns, dass du uns besuchst!
Ja, ich freue ich auch. Bis dann, macht’s gut! Ciao!
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