Vor dem Testspiel gegen den derzeitigen Tabellenführer der „Gambrinus Liga“ Sparta Prag sprachen wir mit Tomáš Votava. Aufgrund unzähliger Verletzungen blieb dem tschechischen Defensivspieler, der neben Sparta und Dynamo (2006-2008) auch für 1860 München, APOEL Nikosia und Greuther Fürth aktiv war, die ganz große Karriere verwehrt. Wir sprachen mit dem 39-Jährigen über sein Leben nach dem Fußball und einen Freundschaftsdienst für Pavel Nedved. Außerdem verriet er uns, welchen aktuellen Dynamo er unheimlich gern mal wieder sehen würde.
Infos zum Spiel gegen Sparta: Am Freitag geht es ab 16 Uhr im Pirna-Copitzer Willy-Tröger-Stadion gegen den tschechischen Erstligisten. Karten sind im Dynamo-Fanshop erhältlich. Die Tageskassen in Pirna öffnen 14.30 Uhr. Tickets gibt es für 8 Euro (Vollzahler) und 5 Euro (Ermäßigt). Infos zu weiteren VVK-Stellen hier.
Tomas, wo erreichen wir dich gerade am Telefon?
Ich bin auf Arbeit. Aber ich habe ein bisschen Zeit.
In Prag?
Ja, genau.
Wohnst du auch in Prag?
In einem kleinen Dorf, gleich in der Nähe von Prag. Dort haben wir seit sechs Jahren ein Haus. Ich lebe dort mit meiner Familie.
Hast du Kinder?
Ja, wir haben drei Kinder, zwei Jungs, 14 und zwölf, und eine Tochter, sie ist sechs Jahre alt.
Spielen die Jungs denn Fußball?
Der jüngere spielt Fußball, aber bei uns auf dem Dorf, also nichts Besonderes.
Und schaust du manchmal zu, wenn er spielt?
Ab und zu. Ich bin nervös, wenn ich das sehe, sehr nervös.
Warum – hast du Angst, dass er nicht gewinnt?
Auch, ja. Aber es macht mich auch nervös, zu sehen, wie sie spielen. (lacht)
Welcher Arbeit gehst du nach?
Ich arbeite bei einer Autovermietung am Flughafen in Prag. Von hier aus sind es nur zehn Minuten bis zu mir nach Hause.
{media-left}Am Freitag geht’s für Dynamo gegen Sparta Prag. Dein Ex-Club ist momentan nach zehn Spielen mit sagenhaften 28 Punkten Tabellenerster der Gambrinus Liga. Das dürfte ein ziemlich harter Brocken für Dynamo werden, oder?
Das wird kein einfaches Spiel für Dynamo! Aber bei Sparta gibt es eine ganze Reihe von Auswahlspielern, die mit der Nationalmannschaft unterwegs sein werden. Deshalb werden sicher auch einige Akteure dabei sein, die in der Liga seltener zum Einsatz kommen. Sparta hat einen großen Kader.
Du hast selber lange bei Sparta gespielt. Schaust du dir deinen ehemaligen Verein ab und zu im Stadion an?
Ich verfolge alle Clubs, für die ich mal gespielt habe, und drücke ihnen die Daumen. Sparta, Dynamo, 1860 München, APOEL Nikosia…
…aber nicht Fürth, oder?
(lacht) Okay, nein, Greuther Fürth nicht.
Du weißt wahrscheinlich, dass Christian Canestrini Fitnesstrainer bei Dynamo ist…
Ist er noch da? Ich dachte, er wäre mit Trainer Pacult gegangen!
Nein, Christian fühlt sich hier sehr wohl und wollte seine Arbeit fortsetzen.
Das freut mich. Ich weiß noch, dass er sich auch damals [2005-2006, unter Peter Pacult; d.Red.] schon sehr wohl gefühlt hat in Dresden.
Er sagte uns, dass du sein „Lieblingsschüler“ warst – was kannst du uns über Christian Canestrini erzählen?
Ich habe viele schöne Erinnerungen an ihn. Er war mein Trainer, aber er war auch ein Freund. Er war ein sehr harter Trainer. Er sagte immer: ,Es ist gut, wenn du mich nicht magst, denn dann weiß ich, dass du gut arbeitest.‘ Wir haben in Dresden im selben Hotel gewohnt, haben manchmal zusammen einen Kaffee getrunken. Und er kennt auch meine Familie. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes hat meine Frau einige Monate bei ihm trainiert, als wir noch in München waren. Ich kann nur Positives über ihn sagen. Er denkt positiv, er arbeitet sehr hart, aber er ist auch menschlich.Du hast in deiner Karriere kaum eine Verletzung ausgelassen, feierst nächstes Jahr deinen 40. – wie bist du drauf, trittst du noch manchmal gegen das runde Leder?
Ich spiele nur noch sehr selten Fußball. In diesem Jahr habe ich zweimal für die tschechische Traditions-Nationalmannschaft gespielt. Aber das ist nur Spaß, manche Mitspieler dort sind schon 55 oder 60 Jahre alt. Ich habe immer noch ein bisschen Probleme mit meinen älteren Verletzungen, ob das Knie ist, oder Achillessehne, Knöchel, Schulter. Ich hatte nach meiner Zeit bei Dynamo noch einige Angebote aus niedrigeren Ligen in Tschechien, aber ich konnte nicht mehr, leider.
Wie kommt man dann aber auf die Idee, einen Halbmarathon zu laufen? 2010 hast du in Prag die 21 Kilometer zusammen mit deinen beiden ehemaligen Mitspielern Pavel Nedved und Vratislav Lokvenc absolviert.
Das kann ich nicht mehr genau sagen. Ich glaube, das war Pavels Idee. Er hat dort Werbung für einen Ausrüster gemacht und uns gefragt, ob wir Lust hätten, mitzulaufen, weil er nicht alleine auf die Strecke gehen wollte. Aber ich würde das nicht mehr machen, es war schon ein bisschen hart.
Welche Zeit bist du gelaufen?
(pustet durch) Ungefähr eine Stunde und 44 Minuten…
Das ist doch eine gute Zeit!
Ja, aber wir waren auch kaputt danach.
Siehst du Pavel Nedved hin und wieder?
Ja, wir sehen uns manchmal. Er wohnt in Turin, seine beiden Kinder gehen dort zur Schule. Aber wenn die Kinder Ferien haben, dann ist er mit ihnen in der Tschechei und dann sehen wir uns.
Die Fans in Dresden haben dich als kompromisslosen und technisch versierten Verteidiger in Erinnerung, der auch Torgefahr ausstrahlte. Was fällt dir ein, wenn du an deine Zeit bei Dynamo denkst?
Ich erinnere mich sehr gern daran. Wir waren mit Pavel Pergl und Ivo Ulich am Anfang drei Tschechen, das war eine super Zeit. Aber am Ende hatten wir natürlich das Pech, dass uns ein Punkt fehlte. Wir waren damals sehr gut drauf und hätten es eigentlich verdient gehabt, in der 2. Liga zu bleiben. Ich sehe Ivo Ulich ab und zu, und wir sprechen sehr gern über die Zeit in Dresden.
{media-left}Ivo hatte als reifer Spieler nochmal die Gelegenheit, unter Eduard Geyer zu trainieren. Seinen Vertrag hat er dann vorzeitig aufgelöst…
Ich weiß nicht, ob es da einen Zusammenhang gab. Wir sind derselbe Jahrgang und Ivo hatte auch schon einige körperliche Probleme, vor allem mit dem linken Knöchel. Ich glaube, die Entscheidung, aufzuhören, hatte eher damit zu tun. Eduard Geyer war sicher ein harter Trainer, aber ich weiß nicht, ob das der Grund war, weshalb Ivo seine Karriere früher beendet hat.
Wann warst du das letzte Mal in Dresden?
Ungefähr vor zwei Monaten. Wir fahren vier-, fünfmal im Jahr nach Dresden, es ist ja nicht so weit. Meine Frau geht einkaufen, und ich treffe mich mit dem einen oder anderen Freund, den ich in Dresden habe, und trinke einen Kaffee.
Dann kannst du dich ja mal mit Christian Canestrini treffen, wenn du das nächste Mal hier bist.
Ja, das wäre schön.
Tomas, vielen Dank für das Gespräch. Und sei nicht so nervös, wenn du deinem Sohn beim Fußballspielen zuschaust!
(lacht) Danke für den Anruf!
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