Am Mittwoch, dem 31. Juli 2013, gastiert der Hamburger SV zum Benefizspiel in Dresden und trifft um 18.30 Uhr auf die Sportgemeinschaft Dynamo. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Vereine gab es 2003 in der ersten Runde des DFB-Pokals, das die Norddeutschen mit 1:0 für sich entschieden. Udo Schmuck gehörte vor 39 Jahren zum Aufgebot der Schwarz-Gelben, die sich im Achtelfinale des UEFA-Pokals mit Manfred Kaltz und Co. messen konnten. Vor dem Spiel sprachen wir mit dem ehemaligen Dynamo-Trainer über die Gäste aus Hamburg. Außerdem verriet uns der 60-Jährige, warum er nach einem Spiel gegen die Hanseaten eine Woche lang beim Essen nicht zubeißen konnte.
Herr Schmuck, der Hamburger SV kommt zum Benefizspiel zugunsten der Flutopfer nach Dresden. Wie haben Sie die Tage im Juni erlebt, als das Hochwasser in unserer Region die Menschen schwer getroffen hat?
Ich wohne in Frankenthal, wo es keine Überschwemmungen gab. Man ist froh, dass es einen selbst nicht betrifft, aber was ich alles gesehen habe, war erschütternd. Auf dem Weg zu meiner Arbeitsstelle in Dresden konnte ich die Folgen der Katastrophe spürbar erleben.
Welchen Stellenwert hat die Zusage eines Bundesligisten für die Stadt Dresden und den Verein Dynamo, für ein solches Benefizspiel anzureisen?
Es ist immer positiv einzuordnen, wenn sich eine Mannschaft, ein Verein einer solchen Aufgabe stellt. Die Menschen in Hamburg kennen solche Situationen, wenn die Elbe über die Ufer tritt oder die Nordsee über die Deiche schwappt. Sie kennen also die Probleme, die nach einer Flut auftreten, und sie wissen auch, wie wichtig die Solidarität anderer in schwierigen Situationen ist. Die Partnerschaft der beiden Städte Dresden und Hamburg wird so mit Leben erfüllt. Ich freue mich, dass der HSV kommt.
1974 trafen die Schwarz-Gelben im Europapokal auf die Hanseaten. Im Hinspiel verlor Dynamo mit 1:4. Sie schossen das Ehrentor. Können Sie sich noch daran erinnern, wie der Treffer fiel?
Es war in der ersten Halbzeit. Nachdem die Hausherren zwei schnelle Tore erzielten, gelang mir der Anschlusstreffer zum 2:1. Der Tag war sehr verregnet, typisch für Hamburg im Herbst. Ich bin im Spielverlauf in den Angriff vorgerückt und habe aus zehn bis zwölf Metern getroffen. In Erinnerung geblieben ist mir außerdem, dass ich aus dem Spiel eine Zahnfraktur davon getragen habe, weil ich von einem Gegenspieler im Zweikampf unabsichtlich den Ellenbogen ins Gesicht bekam. Es gab eine Woche lang nur Suppe, aber damit musste ich leben.
Mit welchen Erwartungen ist Dynamo damals gegen die Hanseaten angetreten?
Wir waren nach dem Ausscheiden ziemlich enttäuscht, weil wir keine schlechte Mannschaft hatten. Im Hinspiel wollten wir uns eigentlich eine gute Ausgangsposition verschaffen. Wir standen aber in vielen Situationen viel zu weit hinten drin, woraus auch die Gegentore resultierten. Die Gastgeber haben das ausgenutzt und uns vor allem mit Distanzschüssen den Zahn gezogen. Wir bekamen das nicht in den Griff und waren chancenlos. Hamburg wäre damals definitiv zu schlagen gewesen, aber im Rückspiel, das 2:2 ausging, konnten wir das Blatt trotz vorhandener Möglichkeiten nicht mehr wenden.
Wie sind Sie in Hamburg empfangen worden?
Es war phantastisch. Wir flogen mit einer Chartermaschine und hatten wie vor jeder Reise unsere Reisepässe in die Hand bekommen. Die wurden nachher zentral wieder eingesammelt. Auf dem Rollfeld stand schon ein Bus zur Abholung bereit. Als wir unsere Pässe zeigen wollten, sagten die Hamburger: „Die Dokumente brauchen wir nicht, sie reisen innerhalb von Deutschland.“ Da waren wir kurz baff, und unsere Verantwortlichen natürlich düpiert. Die Leute hatten dort halt eine andere Wahrnehmung.
Hatten Sie Zeit, die Schönheiten der Stadt Hamburg kennen zu lernen? Oder waren Sie später nochmal zu Besuch da?
Wir waren 1974 schon einen Tag vor dem Spiel angereist. Der HSV hatte uns zur Hafenrundfahrt eingeladen. Das war sehr interessant. Das Programm wurde vorher zusammengestellt, die Dynamo-Führung hat es abgenickt. Später habe ich auf dem Weg in den Urlaub nach Dänemark den Elbtunnel und sein Stauverhalten kennen lernen dürfen. Das letzte Mal in Hamburg war ich beim Länderspiel der DFB-Elf gegen Finnland. Das war ein Höhepunkt für mich, als aus ganz Deutschland ehemalige Nationalspieler beim Club der Nationalmannschaft zusammen kamen.
Der HSV hat derzeit einen namhaften Kader. Neben erfahrenen Kickern wie Rene Adler und Rafael van der Vaart stehen weitere Nationalspieler unter Vertrag. Wie würden Sie die Qualität der Mannschaft einschätzen?
In der letzten Saison haben sie einen guten Mittelfeldplatz belegt. Der HSV hat über Jahre schon einen hohen Anspruch an sich selbst gestellt, wollte sich in der Spitze etablieren. Das internationale Geschäft ist auch immer wieder ein ausgelobtes Ziel. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Stadt sollten diese Dinge möglich machen. Eine Prognose für die Zukunft abzugeben, halte ich aber für schwierig. Es gibt in der Bundesliga zwei Große: Bayern und Dortmund, danach kommen sechs bis acht Mannschaften, die auf den weiteren Plätzen folgen könnten. Der HSV gehört sicherlich dazu.
Udo Schmuck, vielen Dank für das Gespräch.
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