Vor dem anstehenden Auswärtsspiel gegen Erzgebirge Aue sprachen wir mit Marc Hensel. Seit 2008 spielt der 26-Jährige im Trikot der „Veilchen“ und trifft am Sonntag im Spiel gegen die SG Dynamo Dresden auf seinen langjährigen Ausbildungsverein. Ab 1996 durchlief der flexibel einsetzbare Allrounder alle Jugendmannschaften der Schwarz-Gelben und bestritt in der Spielzeit 2005/2006 für Dynamo zwei Partien in der 2. Bundesliga. Ein Jahr später wechselte er zu Energie Cottbus. 2008 führte der Weg für den in Dresden geborenen Hensel ins Erzgebirge, wo er sich zu einem Leistungsträger entwickelte. 2010 gelang ihm mit Aue der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wir befragten den ehemaligen Dynamo-Spieler im Interview nach seinem Verhältnis zur Landeshauptstadt Dresden, nach seinem wichtigsten Treffer der bisherigen Karriere und fühlten ihm auf den Zahn, warum nach der Winterpause bei Aue der Motor ins Stocken geriet.
Marc, du hast 1996 im Alter von zehn Jahren bei Dynamo Dresden mit dem Kicken angefangen, alle Jugendjahrgänge durchlaufen und dir 2005/06 sogar zwei Zweitliga-Einsätze für Schwarz-Gelb erkämpft. Das klingt nach festen Wurzeln. Ruft die ausgeprägte Rivalität zwischen Dynamo und deinem jetzigen Verein da nicht zwangsläufig manchmal gemischte Gefühle in dir hervor?
Die Spiele gegen Dynamo sind für mich natürlich immer eine ganz besondere Geschichte. Nicht nur deshalb, weil ich für beide Vereine aufgelaufen bin, sondern weil es jedes Mal um viel Prestige ging. Diesmal kämpfen beide Mannschaften sogar um den Ligaverbleib. Ich bin Dresdner und habe an der Elbe meine Jugend verbracht, bin zur Schule gegangen und die Uni besucht. Deshalb wird der Draht nach Dresden immer gut sein. Unabhängig davon bin ich jetzt seit fünf Jahren in Aue und sehr glücklich. Hier hatte ich bisher eine sehr erfolgreiche Zeit.
Mit einem 2:1 gegen Eintracht Braunschweig haben die „Veilchen“ 2010 den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga klargemacht. Das 1:0 in diesem Spiel ging auf dein Konto – war das der wichtigste Treffer deiner Karriere und welche Erinnerungen hast du an die Aufstiegsfeier?
Dieses Spiel war mit Sicherheit der schönste Moment meiner Karriere. Um das einzuordnen, muss ich aber noch mehr erzählen. Als ich 2008 nach Aue kam, stand der Verein vor einem Neuanfang. Auch für mich war der Wechsel ins Erzgebirge eine neue Herausforderung. Es gab damals keine richtige Mannschaft, nur drei Spieler waren nach dem Abstieg aus der 2. Liga noch da. Wir mussten einen kompletten Neuaufbau starten. Nach zwei Jahren täglich harter Arbeit konnten wir den wichtigen Schritt gehen und sind aufgestiegen. Ich durfte im entscheidenden Spiel einen Treffer erzielen und diesen traumhaften Augenblick persönlich auskosten. Ich kann es immer nur wiederholen, aber die letzten fünf Jahre in Aue sind die tollsten meiner bisherigen Laufbahn gewesen, die ich keinesfalls missen möchte. Früher habe ich davon geträumt, als Fußballer einen Aufstieg mitzuerleben, an den ich mich heute wie an viele andere Dinge gern zurück erinnere. Deshalb müssen wir jetzt sportlich Gas geben, damit keine schlechten Erinnerungen dazu kommen.
Ihr habt aus den letzten fünf Spielen nur einen Punkt geholt. Wie erklärst du dir euren Leistungseinbruch nach der Winterpause?
Im Fußball ist es üblich, dass man einen positiven Lauf bekommt oder eine schlechte Serie hinlegt. Leider befinden wir uns momentan in einem Tief. Wer selbst gegen den Ball tritt, wird wissen, dass eine Mannschaft von Erfolgserlebnissen lebt. Im Jahr 2013 blieb uns das bisher noch verwehrt. Es wird Zeit, dass wir schleunigst die Kurve kriegen. Die Mannschaften im unteren Tabellendrittel haben zuletzt mehrfach gepunktet, während wir nur ein Unentschieden holen konnten. Deshalb sind wir jetzt sehr konzentriert, weil wir das Duell gegen Dynamo gewinnen wollen. Wobei wir schon an dem Punkt sind, wo wir den Dreier unbedingt einfahren müssen. Wir werden alles daran setzen, dieses Ziel zu erreichen, auch wenn es eine unheimlich schwierige Aufgabe ist.
Hast du noch Kontakt zu deinem Zimmergenossen aus Dresdner Tagen, René Beuchel? Und was macht die Uni? – Du hast in Dresden auf Lehramt studiert.
René Beuchel ist bis heute ein sehr guter Freund von mir. Er hat mich damals, als ich mit 17 Jahren in die Mannschaft kam, die in der 2. Bundesliga den höchsten Altersdurchschnitt hatte, an die Hand genommen. Ich bin ihm dafür sehr dankbar, auch wenn es neben Zuckerbrot auch mal die Peitsche gab. Er hat mir gezeigt, worauf es als Fußballprofi ankommt. So etwas ist für jeden jungen Menschen wichtig, dass er jemanden hat, der über einen großen Erfahrungsschatz und einen tollen Charakter verfügt. An der Uni habe ich jetzt die letzte Prüfung geschrieben, aber das Ergebnis liegt noch nicht vor. Wenn alles gut gelaufen ist, habe ich das Studium damit abgeschlossen. Ansonsten habe ich auch zu aktuellen Spielern der Dynamo-Mannschaft Kontakt. Ich denke, dass es gut ist, wenn trotz sportlicher Rivalität eine gewisse Achtung und Respekt vorhanden sind und Freundschaften mit denen bestehen, die früher mal in der gleichen Mannschaft standen.
Am Sonntag treffen zwei punktgleiche Mannschaften in einem sogenannten „Schlüsselspiel“ gegen den Abstieg aufeinander, wodurch das Derby zusätzlich an Brisanz gewinnt. Was geht einem am Abend vor einem solchen Spiel durch den Kopf?
Ich denke daran, dass wir das Spiel gewinnen. Das ist für mich und die gesamte Mannschaft und den Verein jetzt das Wichtigste. Ich weiß, dass die Dresdner genauso denken. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, haben ein Heimspiel und stehen in der Pflicht, vor unseren Zuschauern ein erfolgreiches Spiel abzuliefern. Solche Gedanken macht man sich in der Woche vor einer Partie, geht verschiedene Spielsituationen durch, aber es spielt auch nicht die große Rolle, weil es am Ende oft auch anders kommt, als man gedacht hat.
Marc, vielen Dank für das Gespräch.
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