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25. April 2017 // 10.08 Uhr

„Im Europapokal waren häufig die Zuschauer der kleine Vorteil zum Sieg.”

Hans-Jürgen „Hansi” Kreische | Ehrenspielführer-Interviews zum Traditionstag, Teil II von VIII


Den „1. Dresdner Traditionstag“ beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf nahm die aktive Fanszene zum Anlass, mit den Ehrenspielführern der SG Dynamo Dresden ins Gespräch zu kommen.Carsten, Danny, Fabian, Felix, Mathias, Paul und René von ULTRAS DYNAMO sprachen mit „Hansi“ Kreische, Klaus Sammer, Dieter Riedel, „Dixie“ Dörner, Eduard Geyer und Hartmut Schade. Außerdem nahmen sich Romy Auslender, die Tochter von Reinhard Häfner, und René Beuchel als ehemaliger Schützling von Wolfgang Oeser Zeit für ein Gespräch.

Wir veröffentlichen die Interviews als achtteilige Serie.

Was bedeutet für Sie Tradition? Ist der Fußball heute überhaupt noch mit dem von damals vergleichbar?

Tradition muss man ein bisschen differenzieren. Aus sportlicher Sicht gilt es, die Tradition weiterzuführen und an Erfolge von früheren Zeiten anzuknüpfen. Es gab aber in der Vergangenheit auch eine „politische Schiene“, die nicht vergessen werden darf, die dem Verein eine ganze Reihe Nachteile und Umstände eingebracht hat. Diese Episode in der Geschichte der SGD ist nicht unbedingt die Tradition, die wir jetzt fortsetzen wollen.

Der Traum von Europa ist bei Fans unserer Sportgemeinschaft allgegenwärtig. Damit verbunden ist auch die Sehnsucht nach den besonders stimmungsvollen Spielen in anderen Ländern. Können Sie sich an besonders stimmungsvolle Auswärtsspiele im Europapokal erinnern?

Als sehr prägende Spiele sind mir die Begegnungen gegen die englischen Mannschaften in Erinnerung geblieben. Leeds und besonders Liverpool waren immer besondere Auswärtsspiele, die durch ihre besondere Stimmung immer einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. In meiner Zeit war es noch nicht so einfach, nach England zu wechseln, was heute ja ohne Weiteres möglich ist. Mit den gewonnenen Eindrücken konnte ich nachvollziehen, dass es für viele Fußballer ein absoluter Traum ihrer Karriere ist, im Kader einer englischen Mannschaft zu stehen und auf der Insel zu spielen.

Kommen wir ins Hier und Jetzt: „Kämpfen und Siegen“ lautet ein bekannter Schlachtruf unserer Fans. Glauben Sie, dass Kampf alleine, so wie es oft von den Rängen gefordert wird, heute noch ausreicht, um am Ende zu siegen?

Der Schlachtruf trifft absolut zu. Zu Recht heißt es ja: „Über den Kampf zum Spiel!“ Diese Floskel zeigt auch in der jetzigen Zeit, dass Mannschaften, die spielerisch stark limitiert auftreten, über diese Tugend und den Zusammenhalt öfters zum Sieg kommen als Teams, die auf dem Papier klar besser aufgestellt sind.

Hat man von der Stimmung auf den Rängen zu Ihrer aktiven Zeit etwas mitbekommen?

Die Kulisse hängt auch eng mit dem Stadion zusammen. Damals war die Atmosphäre im Stadion noch anders. Einfach weil der bauliche Charakter des Rudolf-Harbig-Stadions ein ganz anderer war als heute. Trotzdem waren die Zuschauer damals wie heute immer ein Faustpfand und ein sehr entscheidender Faktor in den Spielen. Im Europapokal haben uns häufig die Zuschauer mit ihrer Stimmung den kleinen Vorteil zum Sieg verschafft. Auch heute gilt dies noch, wie wir bei den Spielen gegen Braunschweig in der Hinrunde oder gegen Leverkusen im DFB-Pokal (2011, Anm. der Red.) sehen konnten.

{media-left}Wie würden Sie die Rolle der SG Dynamo Dresden in der aktuellen 2. Liga sehen? Eher als die Kämpfertruppe oder als das Team, welches überlegt und spielerisch versucht, den Gegner zu bezwingen?

Der Dresdner Fußball war auch schon früher für sein ansehnliches Spiel bekannt. Dynamo war nie die „Holzertruppe“, sondern hat immer versucht, spielerisch den Sieg zu holen. Auch in der aktuellen Situation würde ich sagen, dass die SGD einen sehr ansehnlichen Fußball spielt und die 20 Punkte, die auswärts geholt wurden, ein klares Indiz dafür sind.

Zum Abschluss noch eine sehr theoretische Frage: Fußballer haben heute durch Reisefreiheit und Gehalt ganz andere Möglichkeiten. Wenn Sie wählen könnten, würden Sie Ihre große Karriere in der DDR mit den Erfolgen und den Europapokal-Abenden eintauschen gegen eine Karriere im Hier und Jetzt mit Zweitliga-Fußball, der Chance, die SGD irgendwann vielleicht in die 1. Liga zu schießen, und ein Gehalt, mit dem sie nach Ihrer Karriere ausgesorgt hätten?

Alles zu seiner Zeit. Mein Vater hat auch schon für die SG Dynamo Dresden gespielt und er hatte noch weitaus weniger Möglichkeiten, als ich es zu meiner aktiven Karriere hatte. Wir wurden schon gut unterstützt, haben ein gutes Gehalt bekommen und hatten die Möglichkeit, eine Wohnung oder ein Auto zu kaufen. Heutzutage ist die Situation natürlich eine andere. Spieler verdienen bedeutend mehr und besitzen andere Möglichkeiten in den Vereinen. Als Spieler hat man sich das schon erträumt, aber wir wurden damals angehalten, uns zu qualifizieren und weiterzubilden. Mir war relativ schnell bewusst, dass ich nicht ewig Fußball spielen kann und auch eine Lösung nach der Karriere parat liegen muss. Viele haben nach ihrer Zeit als aktiver Spieler trotzdem noch ihre Familie ernähren können, was sich in der heutigen Zeit bei vielen Fußballern als schwerer und langer Weg herausstellt. Nicht umsonst finden sich Ex-Spieler im Dschungelcamp wieder, weil sie kein Geld mehr haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Mathias (Ultras Dynamo)

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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