Verein
18. April 2021 // 12.05 Uhr

„Weitergeben des Feuers“

Im Interview spricht Dynamos Präsident Holger Scholze über die Fülle an Themen, die die SGD aktuell beschäftigen. | Foto: Steffen Kuttner

Interview mit Dynamos Vereinspräsident Holger Scholze


Am 12. April feierte die Sportgemeinschaft ihr 68-jähriges Vereinsbestehen und lässt in der Themenwoche im Zuge des 5. Dresdner Traditionstags Dynamo-Legende und Ehrenspielführer Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner verdientermaßen hochleben.Wir haben uns mit Dynamos Präsident Holger Scholze zum Telefoninterview verabredet, um mit ihm über die Fülle an Themen zu sprechen, die die SGD zum Zeitpunkt des Vereinsjubiläums aktuell beschäftigen.

Der 49-jährige äußert sich darin unter anderem zu der bevorstehenden digitalen Ordentlichen Mitgliederversammlung und den dabei durchzuführenden Gremienwahlen, dem Vereinsgeburtstag und seinem großen Idol „Dixie“ Dörner sowie der sportlichen Situation der SGD im Endspurt um den Aufstieg.

   

Die SG Dynamo Dresden ist am 12. April 68 Jahre alt geworden. Holger, was verbindest du mit diesem Vereinsjubiläum?

Zum einen wird uns dadurch die große, allgegenwärtige Tradition unserer Sportgemeinschaft auf besondere Weise vor Augen geführt. Tradition verstehen wir dabei aber nicht als ‚Bewahren der Asche‘, sondern vielmehr als ‚Weitergeben des Feuers‘. Deswegen sind bei all unseren Aktivitäten rund um diesen freudigen Tag, die unter anderem an die Verdienste wichtiger Persönlichkeiten oder besondere Ereignisse in der Vergangenheit erinnern, auch immer vor allem gute Konzepte für die Zukunft von großer Bedeutung. Denn nur so können wir den Verein gemeinsam und vernünftig Schritt für Schritt dahinführen, wo er nach unserer Ansicht hingehört: in die höchste Spielklasse!

{media-left}Zwischen Vergangenheit und Zukunft befindet sich ein ganz entscheidender Zustand des Lebens, nämlich die Gegenwart. Wie würdest du die aktuelle Lage der Sportgemeinschaft beschreiben?

In unserem Leitbild steht geschrieben, dass wir immer wieder mit Umbrüchen und Rückschlägen zu kämpfen hatten, aus diesen aber wiederum zumeist gestärkt hervorgegangen sind. Das ist der besondere Mythos Dynamo Dresden. Hier halten unzählige Menschen zusammen, die sich vor allem auch in schlechten Zeiten gegenseitig Kraft geben, wodurch dem Verein immer wieder die Basis für eine neue erfolgreiche Epoche geschenkt wird. Wir sind voller Zuversicht, dass trotz der schwierigen Umstände sowie hohen finanziellen und mentalen Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie eine solche Zeit derzeit vor uns liegt, beziehungsweise dass wir im Grunde bereits mittendrin sind.

Dazu gehörte auch ein großer Umbruch im vergangenen Sommer. 2020 wurde zudem die Geschäftsführung ausgetauscht und mit Ralf Becker und Jürgen Wehlend neu besetzt. Was hast du für einen Eindruck von der neuen Chefetage des Vereins?

Das Präsidium und auch ich persönlich haben zu beiden Geschäftsführern jeweils von der ersten Sekunde an eine wunderbare Verbindung aufbauen können und sofort eine gemeinsame Wellenlänge gespürt. Es bereitet uns großes Vergnügen mit diesen äußerst engagierten und kompetenten Fachleuten zusammenzuarbeiten, sich abzustimmen und gemeinsam darüber nachzudenken, wie man jetzt die Weichen für die Zukunft zum Wohle unseres Vereins stellen kann. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass beide Geschäftsführer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und habe uneingeschränktes Vertrauen, dass sich der Verein mit ihnen im operativen Bereich in den allerbesten Händen befindet.

{media-right}Auch das Präsidium der SGD hat im Moment eine Menge zu tun, was mitunter an den neuen Herausforderungen dieser Tage liegt. Ihr plant gegenwärtig eine digitale Mitgliederversammlung. Kannst du uns kurz den Prozess dorthin beschreiben?

Der gesamte Prozess der Vorbereitung einer Mitgliederversammlung im Allgemeinen ist grundsätzlich recht aufwändig, bereitet aber auch sehr viel Freude. Es geht schließlich um das höchste Organ unseres Vereins. Durch die Corona-Pandemie hatten wir natürlich einige Herausforderungen mehr zu lösen und mussten uns ständig wechselnden Bedingungen stellen. Vor allem schon im vergangenen Jahr im Vorfeld der ursprünglich für November angesetzten Ordentlichen Mitgliederversammlung, die wir bis zuletzt hofften, als Präsenzveranstaltung durchführen zu können. Das war leider nicht umsetzbar, sodass wir nach sorgfältiger Abwägung aller Alternativen die Entscheidung aufgrund der unübersichtlichen Lage bis ins Frühjahr 2021 vertagen mussten. Und diese ist nun nach einer intensiven Beratung mit unserer Geschäftsführung sowie unter Einbeziehung der fachlichen Expertise unserer Mitgliederabteilung und eines renommierten Notars gefallen.  

Es gibt Stimmen, die fragen, warum die SGD nicht eine physische und digitale Veranstaltung parallel plant und je nach Situation ein paar Tage vorher final entscheidet. Was antwortest du diesen Menschen?

Der Aufwand der Vorbereitungen ist an sich schon mal erheblich und man sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Organisation einer Ordentlichen Mitgliederversammlung sehr viel Zeit, Kraft und Geschick erfordert. Dies jetzt zweigleisig durchzuführen, wäre dem Verein in der aktuellen Lage nicht zuzumuten, gerade auch, weil für uns im Moment noch mehr als sonst gilt, keine unnötigen Ausgaben zu veranlassen. Man würde im Zuge dessen bereits vertragliche Verpflichtungen eingehen müssen, wie beispielsweise durch die Buchung eines Veranstaltungsortes und die Beauftragung diverser Dienstleister. Deshalb mussten wir uns konsequenterweise für eine Variante entscheiden. Und da die Unwägbarkeiten und Risiken, die mit einer Präsenzveranstaltung einhergehen würden, derzeit unberechenbar groß sind, fiel die Entscheidung am Ende einstimmig für eine digitale Durchführung aus.

{media-left}Es stehen Gremienwahlen an. Wie werden diese vonstattengehen?

Die Kandidaten sind seit Monaten bekannt. Sie haben sich in dem an alle Mitglieder verschickten Geschäftsbericht sowie im Zuge zweier Mitgliederstammtische im vergangenen Jahr vorgestellt. Die Videomitschnitte dieser Gesprächsrunden stehen jedem Mitglied online zur Verfügung. Wir wählen das Präsidium, den Ehren- und Jugendrat und haben auch in der digitalen Variante einen satzungsgemäßen Wahlausschuss, der vom Ehrenrat geführt wird. Jürgen Wulf hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, erneut als Wahlleiter zu fungieren. Die Mitglieder werden dann zum entsprechenden Tagesordnungspunkt der Veranstaltung aufgefordert, über die extra für die Versammlung zur Verfügung stehende Plattform ihre Stimmen abzugeben. Die Wahlen werden ganz in Ruhe nacheinander durchgeführt. Einen großen Vorteil hat dabei die elektronische Stimmabgabe, denn die Ergebnisse werden sofort nach Beendigung des jeweiligen Wahlaktes zur Verfügung stehen.

Partizipiert ihr dabei vom Erfahrungsschatz anderer Vereine, die ein solches System bei ihren Mitgliederversammlungen schon einmal genutzt haben?

Das ist mit viel Fleiß und großer Sorgfalt von unserer Mitgliederabteilung recherchiert worden. Es gab infolgedessen auch persönliche Rücksprachen mit nahezu allen Vereinen, die bisher bereits eine digitale Mitgliederversammlung durchgeführt haben. Wir hoffen, von diesem intensiven Erfahrungsaustausch entsprechend profitieren zu können.

{media-right}Wir befinden uns in der Themenwoche rund um den 5. Dresdner Traditionstag. Das Thema lautet in diesem Jahr ‚70 Jahre Dixie Dörner‘. Ist es deiner Meinung nach, eine gelungene Themenwahl?

Definitiv! Ich habe mich riesig gefreut, dass die aktive Fanszene gemeinsam mit den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Vereins dieses Thema ausgewählt hat. Dixie Dörner, und das habe ich zu verschiedenen Gelegenheiten schon mehrfach geäußert, ist ja auch das absolute Fußball-Idol meiner eigenen Kindheit und Jugend. Mit seiner eleganten Spielweise, seiner überragenden Technik, seiner Übersicht, seiner ausgeprägten Antizipationsfähigkeit, seinen genialen Pässen, seinem Offensivdrang und seiner gesamten Ausstrahlung auf dem Platz hat er die Position des Liberos damals vollkommen neu und einzigartig interpretiert. Ihn jetzt als Vertreter unserer Sportgemeinschaft ehren zu dürfen, erfüllt mich mit großem Stolz. Und so wie ich das wahrnehme, sind auch die anderen Mitglieder und Fans unserer Sportgemeinschaft davon begeistert.     

Holger, du bist ein vielbeschäftigter Mann. Du hast als Präsident der SG Dynamo Dresden im Ehrenamt immer viel zu tun und zudem noch einen Job, der dich ebenso fordert und in Corona-Zeiten wahrscheinlich ganz schwierig auszuführen ist. Wie gehst du mit der aktuellen Situation um?

Wie viele andere tausende Menschen, habe auch ich in der Tat große Herausforderungen zu meistern. In solchen Situationen halte ich es aber für notwendig, besonders konzentriert und besonnen nach Lösungsmöglichkeiten und Chancen zu suchen. Denn es würde keinen Sinn ergeben, über die vorherrschenden Schwierigkeiten zu klagen und dadurch Energie zu verschwenden. In der Tat konnte ich die vergangenen Monate dazu nutzen, um neue Wege einzuschlagen und Ideen, die ich zuvor über viele Jahre hinweg gesammelt hatte, zu sondieren, zu entwickeln, auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen und jetzt nutzbar werden zu lassen. Ich habe zum Beispiel im Februar ein eigenes Institut gegründet. Dieses nun in Schwung zu bringen bereitet mir großes Vergnügen. Das ändert aber nichts an meinen bisherigen Aktivitäten beruflicher oder ehrenamtlicher Natur.

{media-left}Wir befinden uns in der entscheidenden Saisonphase. Was gibst du der Mannschaft für den Endspurt mit?

Zuerst denke ich an alle derzeit erkrankten und verletzten Spieler unserer Mannschaft. Ihnen wünsche ich von Herzen einen guten Heilungsverlauf und vollständige Genesung! Alle anderen Spieler unseres Teams sind jetzt natürlich umso mehr gefragt. Ich bin von ihren Fähigkeiten überzeugt. Sie haben uns in dieser Saison schon oft gezeigt, was sie draufhaben. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich unsere Männer ihrer Stärken bewusst sind und auf der Zielgerade der Meisterschaft noch einmal alles aus sich herausholen, volle Konzentration und kühlen Kopf bewahren und vielleicht sogar über sich hinauswachsen können. Zudem glaube ich fest daran, dass sie mit ihrer Charakterstärke und ihrem guten Teamgeist auch die aktuellen Unwägbarkeiten und speziellen Herausforderungen überwinden werden. Ich habe jedenfalls volles Vertrauen in den gesamten sportlichen Bereich. Alle wollen gemeinsam das große Ziel erreichen. Und wir werden ihnen dabei den Rücken stärken. Viel Erfolg und das nötige Quäntchen verdientes Glück! Bleibt gesund und verletzungsfrei.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und deine Zeit, Holger. 

Interview: Henry Buschmann & Marcel Devantier

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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