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04. Juli 2013 // 18.06 Uhr

„Wir waren mündige Bürger.“

5 Fragen an Dieter Riedel | Dynamo Dresden - Ajax Amsterdam, Samstag, 6. Juli, 16 Uhr


Zwei Tage vor dem Jubiläumsspiel gegen Ajax Amsterdam am Samstag sprachen wir mit Dieter Riedel über seine Erinnerungen an die Duelle vor 42 Jahren. Der Flügelstürmer, der 1967 gegen die Glasgow Rangers das erste Europapokal-Tor der Sportgemeinschaft überhaupt erzielte, hat die Kabinenansprache von Walter Fritzsch vor dem Hinspiel in Amsterdam noch im Ohr und spürt den heißen Atem seines Gegenspielers Ruud Krol gleichsam noch im Nacken. Genauso präsent ist dem 65-Jährigen jedoch auch noch eines der dunkleren Kapitel der Dynamo-Geschichte.

Dieter Riedel, Ajax Amsterdam war 1971 die zu diesem Zeitpunkt vielleicht beste Mannschaft der Welt. Was hat Walter Fritzsch der Mannschaft in der Kabine vor dem Hinspiel in Amsterdam gesagt?

Er hat uns zu verstehen gegeben, dass wir unser Ziel schon erfüllt haben, wenn wir nicht unter die Räder kommen. Walter Fritzsch hat uns nochmal gesagt, dass wir eine hohe Laufbereitschaft an den Tag legen und voll dagegen halten müssen. ,Nehmt euer Herz in beide Hände und macht das Beste draus‘, hat er zu uns gesagt. Wir haben auf dem Platz dann sehr schnell gemerkt, mit wem wir es zu tun hatten. Das Gegentor fiel sehr früh und es rollte eine Welle nach der anderen auf unser Tor zu. Ajax hat einen wahnsinnigen Druck ausgeübt, aus allen Mannschaftsteilen. Die spielten damals schon einen sehr modernen Fußball, mit einer Vierer-Abwehrkette und drei Stürmern. Wir haben uns mit dem Resultat noch ganz gut aus der Affäre gezogen und für das Rückspiel eine Minimalchance offen gelassen.

Sie kamen über Rechtsaußen. Wen hatten Sie damals als Gegenspieler?

Das war Ruud Krol, ein ausgesprochener Fuchs, und natürlich auch Nationalspieler. Aber ich glaube, ich habe mich gegen diesen Spieler ganz achtbar aus der Affäre gezogen. Ich habe von einem ehemaligen Spieler der Holländer, mit dem ich befreundet bin, vor kurzem eine SMS bekommen, in der ein Gruß von Krol an mich enthalten war. Krol ist gerade als Trainer in Tunesien und steckt dort mitten in der Vorbereitung, weshalb er am Samstag nicht nach Dresden kommen kann. Er schreibt, dass er sich noch daran erinnern kann, dass ich ihm das Leben in beiden Spielen schwer gemacht habe. Das ist für mich eine schöne Geschichte, dass sich ein Weltklassefußballer wie Ruud Krol an einen Dresdner Spieler erinnert.

Erinnern Sie sich an eine persönliche Szene von Ihnen, in der Sie im Rückblick lieber anders agiert hätten, eine verpasste Chance oder etwas Ähnliches?

Zunächst mal musste ich im Hinspiel sehr viel Defensivarbeit verrichten, im Rückspiel war das schon etwas anders. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich mir in manchen Situationen ein bisschen zu wenig zugetraut habe und meine Dribbelstärke im Eins-Eins besser hätte ausspielen können und auf eigene Faust versuchen sollen, zum Torerfolg zu kommen. Ich habe mich in manchen Szenen zu früh vom Ball getrennt und lieber den Pass zum Mitspieler gespielt. Das hatte ganz klar mit dem Respekt vorm Gegner zu tun.

Einen Tag nach dem Hinspiel hatten Sie Ihren 24. Geburtstag, in den Sie mit der Mannschaft reinfeierten. Im Nachgang sollte das für Sie und andere Spieler Konsequenzen haben, bei denen sich die Schattenseiten des Systems zeigten …

Nach dem Spiel gab es im Stadion noch ein Stehbankett, bei dem auch die Spieler von Ajax dabei waren. Bei Cola-Whisky kamen wir ins Gespräch mit Horst Blankenburg, dem deutschen Libero der Amsterdamer. Als er hörte, dass ich Geburtstag habe, hat er dafür gesorgt, dass wir mit in seine Stammkneipe kamen. Da waren auch noch einige Ajax-Spieler dabei. Wir haben dort bis früh um drei gesessen und etwas gefeiert. Mit dem Taxi sind wir dann noch zu Blankenburg in die Wohnung, Ede Geyer, Frank Ganzera, Peter Meyer und ich. Unser Rückflug ging ziemlich spät, so dass wir viel Zeit hatten. Früh sind wir mit dem Taxi zum Hotel zurück. Als wir dann beim Frühstück erschienen, hat man uns gar nicht beachtet und uns behandelt, als ob wir Verbrecher wären. Die Geschichte ist ja bekannt. Im Rückspiel durften wir noch ran, dann kamen die Sperren. Ganzera wurde ein Jahr nicht in die Nationalmannschaft berufen, ich wurde bis Ende des Jahres in die zweite Mannschaft verbannt, Meyer machte kein Spiel mehr für Dynamo. Wir waren mündige Bürger und hatten uns wie solche verhalten – aber wir wurden nicht so behandelt.

Nicht schwer zu erraten, weshalb die Sperre erst nach dem Rückspiel kam …

Ja, man hätte uns doch gleich sperren können, schon nach dem Hinspiel. Aber dann ließ man uns in Dresden noch spielen, aus Überlegungen heraus, dass der Riedel oder der Ganzera vielleicht noch ein Tor schießen würden, und sich die Sache noch drehen ließe. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die Strafen anders ausgefallen wären, wenn wir das geschafft hätten.

Dieter Riedel, vielen Dank für das Gespräch!

Eintrittskarten für das Spiel gegen Ajax Amsterdam gibt es im etix Onlineshop, im Kassenbereich Lennéplatz am „glücksgas stadion“ (Mo-Fr 10-19 Uhr; Sa 10-15 Uhr), bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und über die Ticket-Bestellhotline (01805) 303435 (14 ct./min dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42ct/min, Mo-Fr. 10-18 Uhr).

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