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28. Oktober 2020 // 17.36 Uhr

„Die ein oder andere hat nach mir gegoogelt.“

Peter Pacult nahm sich an seinem Geburtstag für ein kurzes Interview Zeit. | Foto: imago images / Eibner Europa

Geburtstagsinterview mit Peter Pacult


Bei der SGD stand Peter Pacult zwischen 2005 und 2006 sowie zwischen 2012 und 2013 in zwei Amtszeiten als Cheftrainer in der Verantwortung.Im Dezember 2005 erstmals nach Elbflorenz gekommen, musste er am Ende der Spielzeit mit dem Verein den schweren Gang in die Regionalliga antreten. Sieben Jahre später feierte Pacult nach seiner Rückkehr nach Dresden mit Dynamo den über die Relegation gegen den VfL Osnabrück erreichten Klassenerhalt in der 2. Bundesliga.

Heute wird der passionierte Fußballlehrer 61 Jahre alt. Zu diesem freudigen Anlass haben wir den Gratulationsanruf genutzt, um uns mit dem österreichischen Übungsleiter in einem Kurzinterview über die aktuelle Situation und seine weiterhin große Verbundenheit zu Dynamo Dresden zu unterhalten.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Peter!

Danke dir sehr und grüß mir die Dynamo-Familie ganz lieb, wenn wir aufgelegt haben.

Peter, wenn man bei dir anruft kommt der Song „Buffalo Soldier“ von Bob Marley als Klingelton. Ist das eine neue Form deines lässigen Humors?

(lacht) Nein, nein. Ich mag diese Musikrichtung schon seit Jahrzehnten. ‚Reggae‘ und insbesondere Bob Marley höre ich unglaublich gern und deshalb habe ich mir auch diesen Klingelton zugelegt.

{media-left}Das wichtigste in dieser wilden Zeit: Wie geht es dir?

Danke der Nachfrage, mir geht es gut. Ich bin gesund und munter. Erst letzte Woche bin ich negativ auf COVID-19 getestet worden, weil ich für das österreichische Fernsehen als Co-Kommentator beim Spiel Rapid Wien gegen Arsenal London am Mikrofon im Stadion gesessen habe.

Wo erreichen wir dich gerade?

Mich erreichst du gerade im Bad Tatzmannsdorf, das ist eine Thermenregion im Burgenland. Ich bin ja seit einiger Zeit beim österreichischen Fußball-Verband im Leistungszentrum der Mädchen beschäftigt. Wir weilen hier gerade mit drei Mannschaften im Trainingslager.

Wie wird heute dein Geburtstag gefeiert?

(Schmunzelt) Ich habe in meinem Leben genug gefeiert, da brauche ich keine großen Partys mehr zu meinem Geburtstag. Die Mädchen haben mir heute in der Früh ein Ständchen gesungen, das hat mich gefreut. Das reicht für heute.

Wie ist die Situation allgemein in Österreich?

Ich glaube, die Situation ist nicht anders als in allen anderen Ländern in Europa und dem Rest der Welt. Niemand sollte die Situation unterschätzen, aber trotzdem sollte man nicht alles dramatisieren und vor allem den Lebensmut nicht verlieren. Wir müssen es so nehmen, wie es ist – und jeder sollte sich natürlich an die Vorschriften halten, dann werden wir das eines Tages gemeinsam überstanden haben. Weniger Panik und mehr Optimismus würde uns allen trotz der allgemeinen Unsicherheit ganz gut tun.

Was vermisst du in deinem Leben gerade am meisten?

Die professionelle Trainerbank! So ehrlich bin ich ganz einfach. Auch wenn ich jetzt 61 Jahre alt bin, aber Fußball ist meine Berufung und ich bin mit Leib und Seele Trainer. Aber klar ist auch, die jüngeren Trainer-Generationen rücken nach. So war es am Anfang meiner Trainerlaufbahn ja auch bei mir selbst, als ich mit 42 Jahren bei 1860 München in der Bundesliga Cheftrainer geworden bin.

{media-right}Wissen deine Mädchen, wer da jeden Tag als Trainer vor ihnen steht?

(lacht) Die Mädchen sind alle zwischen 10 und 14 Jahre alt und natürlich wissen sie inzwischen, wer da als Trainer mit ihnen arbeitet. Die Eltern haben das wohl ihren Kindern erklärt – und die ein oder andere hat auch mal nach mir gegoogelt. (lacht) Sie wissen also, dass ich in den zurückliegenden Jahrzehnten schon das ein oder andere im nationalen und internationalen Fußball geleistet habe.

Seit Jahren schwärmt der Fußball von sogenannten Laptop-Trainern. Sind Typen wie du heute im Profi-Geschäft nicht mehr gefragt?

Ich besaß auch vor 20 Jahren als Trainer schon einen Laptop. Nur habe ich den Computer nicht plakativ auf den Trainingsplatz gestellt. Das Geschäft hat sich in den zurückliegenden 15 Jahren unheimlich schnell entwickelt. Dinge, die vor 10 Jahren aktuell waren, sind nun wieder out. Dafür kommen Methoden wieder zum Vorschein, mit denen wir schon vor 30 Jahren trainiert haben. Aber natürlich darf sich kein Trainer im großen Fußball vor Entwicklungen sperren. Das habe ich auch nie gemacht.

Du hast einige Jahre in Dresden und Leipzig gelebt. Was verbindest du mit diesem Lebensschnitt im Osten der Bundesrepublik?

Eine sehr schöne Zeit, das ist gar keine Frage. Auch wenn ich mir gerade für das Kapitel in Leipzig ein anderes Ende gewünscht hätte. Aber es sollte aus unterschiedlichen Gründen nicht sein. Aber als diese Tür zugeschlagen wurde, ging für mich bei Dynamo eine neue wieder auf. Es war für mich in Dresden dann die wunderbare Chance, das, was 2006 auf unglückliche Weise nicht gelungen ist, 2013 in einer emotionalen Relegation doch noch zu schaffen. Darauf bin ich bis heute stolz und für all das auch sehr dankbar, weil ich tolle, herzliche Menschen kennenlernen durfte, zu denen bis heute der Kontakt nicht komplett abgerissen ist.

{media-left}Was verbindest du mehr mit Dynamo: Deinen Doppelpack für Rapid Wien bei Dynamos 0:5-Debakel im Europapokal-Rückspiel 1985 oder deine beiden Amtszeiten als Trainer der SGD?

(lacht) Beides! Ich kann keines von beidem herausstellen. Eine 0:3-Hinspielniederlage im Europapokal holst du auf diese Art und Weise nicht oft in deinem Leben im Rückspiel auf. Die Erinnerungen an diesen Abend sind bis heute sehr präsent. Andererseits wird es nicht viele Trainer geben, die die Chance erhalten, einen Verein mit einem so klangvollen Namen und so viel Tradition gleich zweimal trainieren zu dürfen. Dynamo Dresden ist bis heute ein Verein, den ich unheimlich gerne habe. Schöne Grüße an dieser Stelle nach Dresden zu den sensationellen Dynamo-Fans. Ich drücke aus der Ferne ganz fest die Daumen für die großen sportlichen Herausforderungen in der 3. Liga.

Du hast als Trainer sehr auf Disziplin und Mentalität gesetzt. Gab es in all den Jahren einen Musterschüler für dich?

Tatsächlich gab es bei allen Stationen Spieler, mit denen ich unheimlich gern zusammen gearbeitet habe. Es wäre daher an dieser Stelle unfair, einen einzigen rauszugreifen. Fußball ist und bleibt Mannschaftssport. Ich habe jedenfalls noch nie nach persönlichen Sympathiewerten aufgestellt.

Hat dir Ansgar Brinkmann schon mal zum Geburtstag gratuliert?

(Schmunzelt) Nein, das hat er bisher noch nicht gemacht. Aber wenn wir uns in den vergangenen Jahren irgendwo zufällig begegnet sind, war der Austausch zwischen uns immer korrekt. Ansgar ist privat sicher auch ein guter Mensch und ich mag grundsätzlich Typen, die auch mal anecken und eine eigene Meinung vertreten.

Du hast ihn als Dynamo-Trainer im Januar 2006 also nicht aus persönlichen Gründen aussortiert?

Niemand ist fehlerfrei, auch ich nicht. Aber ich unterscheide grundsätzlich zwischen Privatmensch und Sportler. Ich kenne keinen Trainer, der freiwillig auf einen Spieler verzichtet, der die Mannschaft in seinen Augen besser macht – schon gar nicht, wenn du sportlich mit dem Rücken zur Wand stehst, wie wir damals im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Ich habe Ansgar damals bei Dynamo natürlich nicht aus persönlichen Gründen aussortiert, sondern aufgrund meiner sportlichen Bewertung des Spielers. Es wurde dann viel daraus gemacht, aber das gehört zum Fußball eben auch dazu.

{media-right}Würdest du auf die Trainerbank im Profi-Fußball gern noch mal zurückkehren?

Ja, selbstverständlich. Ich habe zuletzt in Montenegro und Albanien Mannschaften zur Qualifikation für den internationalen Fußball geführt. Ein Engagement in Vietnam hat sich Anfang des Jahres leider kurzfristig zerschlagen.

Die letzten Jahre sind geprägt von kurzen Engagements …

Klar würde ich mich darüber freuen, wenn ich in Europa noch mal die Chance bekommen würde, eine Profi-Mannschaft zu trainieren. Die letzten drei, vier Jahre sehen in meiner Vita einfach bescheiden aus, weil ich immer nur ein paar Monate aus verschiedenen Gründen bei einem Verein war. Aber in Mitteleuropa kann man sich gar nicht vorstellen, wie auf dem Balkan gearbeitet wird. Ich spüre noch das Feuer in mir und möchte noch ein paar Jahre als Trainer arbeiten.

Es gibt bei YouTube einige legendäre Interviews inklusive Wutausbruch von dir. Heute arbeitest du auch als Fußball-Experte, hast du deinen Frieden mit Journalisten gemacht?

Ich bin halt ein emotionaler Mensch. (lacht) Aber jeder der mich kennt, weiß, dass ich auch eine andere Seite habe. Mir macht die Arbeit fürs Fernsehen riesengroßen Spaß und die Rückmeldungen von Kollegen und Journalisten sind auch sehr positiv. Aber eines ist klar, ich werde mich bei meiner Arbeit nie verstellen.

Danke dir sehr für das Gespräch, Peter. Bleib gesund und so wie du bist.

Interview: Henry Buschmann

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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