Verein
28. März 2024 // 12.30 Uhr

Minus vier – na und?

S' Dräumchen des Monats | März 2024


Mit vier Zählern Abzug startete die SGD in die Bundesliga-Spielzeit 1993/94. Als auch noch der Saisonauftakt verpatzt wurde, setzte in Fußball-Deutschland niemand mehr einen Pfifferling auf den Klassenerhalt der Schwarz-Gelben. Doch dann kam alles anders. Das von Detlef Schößler getragene Trikot jenes ganz besonderen Jahres ist unser Dräumchen des Monats März.

Nach dem 5. Spieltag der Saison 1993/94 stand Dynamo Dresden auf dem letzten Platz der Fußball-Bundesliga – mit minus zwei Zählern auf dem Konto. Zu dem Vier-Punkte-Abzug, der wegen Unregelmäßigkeiten im Lizenzierungsverfahren verhängt worden war, kam auch noch ein verpatzter Saisonstart mit zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Am dritten Spieltag setzte es eine herbe 0:5-Klatsche beim FC Bayern, zehn Tage später unterlagen wir im Dortmunder Westfalenstadion mit 0:4. Obwohl Schwarz-Gelb auf Schwarz-Gelb traf, ging jene Begegnung am 1. September 1993 als eine der farbenreichsten in die Geschichte der Sportgemeinschaft ein.

Den Auftakt in ein unglaubliches Spektakel machte Matthias Sammer, der im Trikot von Borussia Dortmund nach 29 Minuten Gelb-Rot sah. Doch die Überzahl der Gäste aus Sachsen währte nur kurz: Nils Schmäler wurde nach einer Notbremse in der 34. Minute mit glatt Rot des Feldes verwiesen. Zusätzlich erhielt der BVB die Großchance zur Führung, aber Dynamo-Schlussmann und Elfmeterkiller Stanislav Tschertschessow parierte den Strafstoß von Knut Reinhardt. 

Die Achterbahnfahrt der Emotionen setzte sich ohne Unterbrechung fort. Stephane Chapuisat erzielte nur drei Zeigerumdrehungen später dann doch die Führung für die Gastgeber (37.), welche durch den nächsten Platzverweis gegen Günter Kutowski aber schnell wieder in Unterzahl gerieten (46.). Allerdings erneut nur kurz: Der gelb-rote Karton gegen Matthias Maucksch stellte das numerische Gleichgewicht wieder her (55.), der fünfte Platzverweis des Tages gegen Markus Kranz brachte die SGD diesbezüglich ins Hintertreffen (71.). Im Acht-gegen-Neun gingen Dynamo in der Schlussphase die Kräfte aus. Chapuisat verwandelte den fälligen Freistoß direkt zum 2:0 (72.), Karl-Heinz Riedle (89.) und Chapuisat mit seinem dritten Treffer an diesem Tag (90.) stellten den deutlichen Endstand her.  

Für Dynamo war das Kartenfestival von Dortmund eine Art Weckruf, in dessen Folge sich Schritt für Schritt das Motto „Minus vier – na und?“ entwickelte. Die SGD gewann in Köln und gegen Gladbach, besiegte Kaiserslautern, Werder Bremen und den VfB Stuttgart. Spätestens im Winter, als Schwarz-Gelb zwischen Anfang November und Mitte März in zehn aufeinanderfolgenden Bundesliga-Spielen ohne Niederlage blieb, rückte der Klassenerhalt in greifbare Nähe – trotz des Punktabzugs. Um zu verstehen, wie groß jener Ballast war, muss man sich vor Augen führen, dass ein Sieg damals lediglich zwei Punkte wert war. Erst in der Saison 1995/96 wurde die Drei-Punkte-Regel eingeführt. Vier Punkte Abzug damals kämen heute entsprechend sechs Zählern gleich.

Na und? Im Rückspiel gegen die Bayern steuerte unsere Mannschaft durch einen Treffer von Olaf Marschall lange auf den Heimsieg zu, erst kurz vor Ende gelang Bruno Labbadia doch noch der Ausgleich. Weniger Glück hatten kurz darauf die von Ottmar Hitzfeld trainierten Dortmunder, welche im Rudolf-Harbig-Stadion mit 0:3 unter die Räder kamen. Kranz, Henri Fuchs und Marschall erzielten die Tore zum höchsten Erfolg einer Saison, an der bereits nach dem vorletzten Spieltag gefeiert werden durfte: Mit einem 1:0-Heimsieg gegen Werder Bremen sicherte sich Dynamo den vorzeitigen Klassenerhalt im Oberhaus des deutschen Fußballs.

Doch damit ist die Saison 1993/94 noch lange nicht auserzählt. Auch im DFB-Pokal mischte der achtmalige DDR-Meister die Bundesrepublik nämlich ordentlich auf. Nach Siegen gegen Wolfsburg und Hannover kegelten wir im Achtelfinale die Bayern aus dem Wettbewerb. Die Führung durch Marek Penksa konterte der Rekordmeister noch durch Mehmet Scholl, das 2:1 von Marschall sicherte dann aber das Weiterkommen. Im Viertelfinale gegen Leverkusen fielen Tore erst in der Verlängerung: Paulo Sergio brachte Bayer in Front. Schmäler egalisierte nur zwei Minuten später. Und so wurde Tschertschessow im Elfmeterschießen zum Helden, als er gegen Pavel Hapal stehen blieb wie – Zitat Gert Zimmermann: „Lenin auf dem Roten Platz“ – und den Panenka-Lupfer in die Tormitte ohne Mühe entschärfte. Auch wenn im Halbfinale gegen den späteren Titelträger Werder Bremen dann Endstation war, bleibt die Spielzeit 1993/94 als eine ganz besondere in den Geschichtsbüchern unseres Vereins verankert.

Und mit ihm das schwarz-gelbe Erima-Trikot mit dem Sponsor Portas auf der Brust, welches Dynamo durch jene Spielzeit begleitete. Das Exemplar mit der Rückennummer 2, getragen von unserem Defensivspezialisten Detlef Schößler, ist unser Dräumchen des Monats März. Mit 32 Bundesliga-Einsätzen gehörte er zu den absoluten Stammkräften unserer damaligen Mannschaft, auch im DFB-Pokal verpasste „Kurti“ keine Minute. Bis heute steht er mit 113 Einsätzen in der Rekordliste aller Bundesliga-Spieler der SGD hinter Maucksch (118) auf dem zweiten Rang.

Du hast ein Schmuckstück aus unserer Geschichte auf Deinem Dachboden, das zum Dräumchen des Monats taugt? Dann freuen wir uns auf Deine Nachricht.


 

Mehr News der SGD

Ihr Browser ist veraltet.
Er wird nicht mehr aktualisiert.
Bitte laden Sie einen dieser aktuellen und kostenlosen Browser herunter.
Chrome Mozilla Firefox Microsoft Edge
Chrome Firefox Edge
Google Chrome
Mozilla Firefox
MS Edge
Warum benötige ich einen aktuellen Browser?
Sicherheit
Neuere Browser schützen besser vor Viren, Betrug, Datendiebstahl und anderen Bedrohungen Ihrer Privatsphäre und Sicherheit. Aktuelle Browser schließen Sicherheitslücken, durch die Angreifer in Ihren Computer gelangen können.
Neue Technologien
Die auf modernen Webseiten eingesetzten Techniken werden durch aktuelle Browser besser unterstützt. So erhöht sich die Funktionalität, und die Darstellung wird verbessert. Mit neuen Funktionen und Erweiterungen werden Sie schneller und einfacher im Internet surfen können.