Dynamo Dresden hat auch das dritte Heimspiel gegen Energie Cottbus in Serie gewonnen. Durch ein Tor von Mickael Poté (71.) fuhr ein hochmotiviertes Janßen-Team vor 29.593 Zuschauern einen wichtigen Dreier ein. Der Erfolg wurde überschattet von zwei Spielunterbrechungen durch Schiedsrichter Dr. Felix Brych, der damit auf den Einsatz von Pyrotechnik im Gästeblock reagierte.
Mit der Aufstellung sorgte Cheftrainer Olaf Janßen für eine kleine Überraschung. Den verletzten Marco Hartmann vertrat Filip Trojan auf der Sechserposition. Der wiedergenesene Tscheche kam zu seinem ersten Pflichtspieleinsatz seit der Niederlage gegen den FSV Frankfurt am 18. August. Neben ihm begann etatmäßig Anthony Losilla. In der Viererkette schenkte Janßen das Vertrauen (von links nach rechts) Thorsten Schulz, Adam Susac, Romain Brégerie (C) und Christoph Menz. Auf den Außenbahnen begannen wie zuletzt gegen Sandhausen Robert Koch und Idir Ouali, auch im Sturm gab es mit Zlatko Dedic und Mickael Poté keine Veränderung. Erstmals seit dem 3:2-Sieg gegen St. Pauli im April war Torhüter Florian Fromlowitz wieder im Kader.
Dynamo startete mit drei Ausrufezeichen im Minutentakt. Zuerst war es Losilla, der im Strafraum auftauchte und dort von Dedic angespielt wurde. Sein Schuss strich am kurzen Pfosten links neben Renno am Tor vorbei (1.). Auch in der Folge war Dedic der Spieler, der vielversprechende Angriffe mit einleitete. In Spielminute drei eroberte der Slowene den Ball im Mittelfeld und legte quer auf Trojan, der ein paar Schritte ging und sich aus gut 25 Metern ein Herz fasste. Der Schuss hätte ins Angel gepasst, und Cottbus‘ Renno, der die Sonne im Gesicht hatte, kam das erste Mal in Bedrängnis. Eine Minute später hob Brégerie das Spielgerät aus dem Mittelfeld gefühlvoll in den Strafraum, wo Losilla zu seiner zweiten Chance kam. Der Franzose nahm den Ball artistisch volley aus der Drehung, aber traf ihn nicht optimal, so dass Renno ihn pflücken konnte.
Kirsten musste das erste Mal in der 18. Minute nennenswert ins Spiel eingreifen, doch der Schuss von Takyi bereitete ihm keine Probleme. Seine Vorderleute hatten die Partie weiter klar im Griff. Einen der besseren Versuche auf Seiten der Gäste verzeichnete Sanogo mit einem Schuss von der Strafraumlinie, der sein Ziel jedoch knapp verfehlte (25.). Gefährlicher war vier Minuten später ein sehenswerter Volleyschuss von Dedic. Losilla legte ihm 18 Meter vor Rennos Kasten auf und der Stürmer fackelte nicht lange, doch der Ball strich knapp über den Querbalken. Mitte der zweiten Halbzeit bekam Energie etwas mehr Zugriff auf das Spiel, ohne sich jedoch zwingende Chancen zu erarbeiten.
Noch vor dem Wechsel musste Olaf Janßen einen eben solchen vornehmen. Menz hatte einen Schlag am Kopf abbekommen und litt unter Schwindelgefühlen. Seinen Platz nahm Cheikh Gueye ein (37.). Kurz darauf hatte Banovic die bis dahin beste Szene für Cottbus. Nach einem mit Gelb geahndeten Foul von Ouali nahm der Routinier den Freistoß aus 22 Metern in zentraler Position direkt, Kirsten klärte mit den Fäusten (40.). Zu diesem Zeitpunkt hatte Cottbus sich erstmals ein leichtes Übergewicht erarbeiten können – auch weil sich auf Dynamo-Seite manche Ungenauigkeit im Passspiel einschlich. Ein Mangel an Präzision war es kurz vor der Pause, die dem stark arbeitenden Poté den ersehnten Treffer verwehrte. Nach einer Ecke von Ouali konnte der Beniner den Ball gut drücken, zielte aber zu zentral, Renno war mit einem Reflex zur Stelle.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Die erste Szene hatten das Team von Rudi Bommer, erneut nach einem Standard. Stiepermann brachte nach regelwidrigem Einsatz von Schulz (Gelb) den ruhenden Ball mit Effet auf den kurzen Pfosten, wo Sanogo mit dem Kopf zur Stelle war, doch in Kirsten seinen Meister fand (47.) Auch fünf Minuten später hielt Dynamos Keeper die Null fest. Takyi war über links frei durch, doch Kirsten blieb lange stehen und parierte den Schuss aus Nahdistanz. Das Spiel nahm weiter Fahrt auf und der bis dahin schon hohe Lärmpegel stieg noch einmal an. Jetzt war Dresden wieder am Drücker. Poté antizipierte einen Pass des Gegners hervorragend, schnappte sich den Ball und brach über rechts durch. Seine Eingabe, die Dedic finden sollte, konnte ein rotes Bein in letzter Sekunde abgrätschen (55.).
Zwei Minuten später kratzte „ZD22“ einen Ball von der gegnerischen Grundlinie und passte zurück zu Ouali, der Trojan am Sechzehner einsetzte. Dessen Bananenflanke konnte Renno in höchster Not vor Poté wegfausten. Nur eine Minute später drang Trojan aussichtsreich in den Strafraum ein. Doch anstatt selbst abzuschließen, wollte er für Koch auflegen, der noch entscheidend gestört wurde (58.). Dann nahm Janßen den Tschechen, der ein starkes Comeback abgeliefert hatte, runter und brachte Tobias Müller, der sich neben Losilla einreihte. Nach einer reichlichen Stunde musste Schiedsrichter Dr. Felix Brych das Spiel zum ersten Mal unterbrechen, weil im Gästeblock gezündelt wurde. Das Dresdner Publikum quittierte es mit Pfiffen. Dem Tempo auf dem Platz tat die kurze Auszeit indes keinen Abbruch. Während die Nebelschwaden noch waberten, zwang Stiepermann Kirsten aus der Distanz zu einer Glanzparade (68.). Im Gegenzug nach der Ecke trieb Koch den Ball über den Platz und suchte Poté, dessen harter Schuss am oberen Eck vorbei strich. 60 Sekunden später klärte Kirsten spektakulär gegen Sanogo, der aus Nahdistanz zum Kopfball kam, sich aber ohnehin im Abseits befunden hatte.
Und dann kam der Moment, den Fußball-Dresden so lange herbeigesehnt hatte: Ouali brach über links durch, ging zur Grundlinie und hakte ein. Er legte sich den Ball auf den rechten Fuß und packte alles Gefühl in die Flanke, über das er in der rechten Innenseite verfügt. Butterweich kam sein Ball vor dem Tor von Renno herunter und fiel auf die Stirn von Mickael Poté, der mit perfektem Timing abgesprungen war. Als Bogenlampe beförderte der Mann mit der Rückennummer Zehn das Spielgerät über Renno hinweg ins lange Eck (71.). Der Rest war pure Ekstase.
Ganz offenbar konnten einige Gäste-„Fans“ mit diesen Emotionen nicht gut umgehen. Das erneute Abbrennen von Pyrotechnik führte zu einer zweiten, nunmehr zehnminütigen Spielunterbrechung. Schiedsrichter Dr. Felix Brych schickte die Mannschaften in die Katakomben. Dem Wiederanpfiff schickte er die Ankündigung voraus, dass die dritte Unterbrechung endgültig sein würde. Dynamo hatte jetzt Oberwasser und rollte in wiederholten Wellen aufs Cottbusser Tor zu, verpasste jedoch die Vorentscheidung. Auf der Gegenseite war es wieder Kirsten, der den Sieg festhielt. Sanogo, dessen Kopfball aus fünf Metern dem Keeper alles abforderte, fand heute kein Mittel gegen Dresdens Nummer 13. Zehn Minuten vor Ablauf der Spielzeit brachte Janßen Amine Aoudia für den Torschützen Poté, der das Spielfeld unter dem frenetischen Applaus von über 27.000 Dynamo-Fans verließ.
Spannend wie lange nicht ging es in die Schlussphase, in der die Lausitzer ihr Bemühen nochmals verstärkten, zum Ausgleichstreffer zu kommen. Mit Biss und Einsatz verhinderten die Schwarz-Gelben aber weitere Torchancen des Gegners und verschafften sich durch gewonnene Zweikämpfe und ruhende Bälle immer wieder Zeit. Die Uhr lief gegen Cottbus, und als Schiedsrichter Dr. Felix Brych nach 92 Minuten die Partie beendete, gab es auf dem Platz und den Rängen kein Halten mehr. Die Spieler im schwarz-gelben Dress fielen sich in die Arme, die Fans auf den Rängen rissen erleichtert die Arme nach oben.
Cheftrainer Olaf Janßen: „Es war ein sehr emotionales Spiel, das ganze Stadion stand wie eine Wand hinter uns. Wir sind gut in die Partie gekommen, haben dann die Kontrolle in der ersten Halbzeit wieder etwas verloren. In der zweiten Halbzeit hatten wir das Spiel wieder besser im Griff und uns folgerichtig Chancen erspielt. Es freut mich, dass Micka dieses Derby mit seinem Tor entscheidet.“ Beide Cheftrainer lobten Schiedsrichter Dr. Felix Brych nach dem Spiel für sein besonnenes Verhalten und verurteilten die Vorfälle im Gästeblock mit deutlichen Worten.
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