1. Mannschaft
23. September 2017 // 11.40 Uhr

„Dresden war der perfekte Start.“

Florian Jungwirth spielt seit Anfang 2017 für die San José Earthquakes in der amerikanischen MLS (Foto: imago/ZUMA press)

6 Fragen an Florian Jungwirth


Vor dem Auswärtsspiel der SG Dynamo Dresden am 8. Spieltag bei Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98 haben wir mit einem gesprochen, der seine prägendste Zeit als Fußball-Profi in den beiden Vereinen erlebt hat, die am Sonntag erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander treffen. Dynamos ehemalige Nummer 6 lebt seit Februar an der amerikanischen Westküste in Kalifornien und spielt für die San José Earthquakes in der Major League Soccer: Florian Jungwirth.Wir sprachen mit „Flo“, der von 2010 bis 2013 für die SGD 98 Pflichtspiele absolvierte, über seine neue Lebenswirklichkeit zwischen kalifornischer Leichtigkeit und deutschem Ordnungssinn. Wir wollten wissen, wie er sich im „Golden State“ der USA eingelebt hat und ob er noch einmal in Deutschland Fußball spielen möchte. Zudem verriet uns der 28-Jährige, wie seine Liebe zu in Not geratenen Hunden entstanden ist und was er mit seinen beiden Ex-Clubs heute noch verbindet.

Flo, du hast Anfang des Jahres den Sprung über den großen Teich gewagt, bist von Darmstadt nach Kalifornien gewechselt und spielst dort für die San José Earthquakes in der MLS. Ist für dich damit ein Traum in Erfüllung gegangen und wie fällt dein erstes Zwischenfazit aus?

Definitiv! Es war schon immer ein Traum von mir, im Ausland zu spielen, speziell in den USA. Wenn du die Möglichkeit hast, in Kalifornien zu leben, dann ist das das perfekte Paket. Im Hinblick auf die sportlichen Voraussetzungen und die Lebensqualität wurden meine Erwartungen sogar übertroffen. Die Liga macht unglaubliche Fortschritte und ist spielerisch und athletisch auf einem sehr hohen Niveau. Taktisch muss die MLS aber noch einen Tick zulegen, um mit den Top-Ligen der Welt konkurrieren zu können.

In San José prallen bei dir kalifornische Leichtigkeit und deutscher Ordnungssinn aufeinander. Wie kommst du damit klar und was sind die größten Unterschiede zum Profi-Fußball in Deutschland?

Am Anfang war es schon gewöhnungsbedürftig. Als meckernder Deutscher braucht man seine Pünktlichkeit und Organisation im Alltag. Das ist hier nicht immer so leicht. In Kalifornien ist alles sehr entspannt und relaxed, oft muss man mal mehr Zeit einplanen. Wenn man einen Handwerker braucht, ist es normal, dass der Freitag um 13 Uhr nicht mehr kommt, weil er schon Wochenende hat. (lacht) Aber ich war ja noch nie der typische Deutsche. Ich mag eher das lockere und leichte Lebensgefühl, von daher ist es mir nicht ganz so schwer gefallen, mich daran zu gewöhnen.

{media-left}Wie sind die Stadien?

Unglaublich schön! Wir spielen teilweise in Football-Stadien vor 40.000 oder 50.000 Zuschauern. Das macht richtig Spaß. Der größte Unterschied sind die langen Reisen zu den Auswärtsspielen. Wir fliegen manchmal fünf Stunden bis zur Ostküste und haben dabei drei Stunden Zeitverschiebung. Das ist natürlich nicht ohne. Auch das Wetter kann hart sein. Wir haben beispielsweise im August in Houston bei 35 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit spielen müssen. Da prallen Extreme auf einen ein, die am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig sind.

Du bist jetzt 28 Jahre alt. Wie lange läuft dein Vertrag in den USA und wie sieht dein weiterer Karriereplan aus – willst du noch mal in Deutschland professionell Fußball spielen?

Ich habe hier für zwei Jahre plus ein Jahr Option unterschrieben. Für mich ist das ein großes Projekt. Ich habe hier die Möglichkeit, meine Qualitäten, gerade im taktischen Bereich, gut zum Vorschein zu bringen und so den Fußball ein wenig mit zu entwickeln. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, später noch mal in Deutschland zu spielen, aber im Moment hält sich die Sehnsucht in Grenzen. Ich bin jetzt hier und fühle mich unglaublich wohl.

{media-right}Du engagierst dich mit deiner Frau seit einigen Jahren für in Not geratene Hunde. Wie viele Hunde besitzt ihr inzwischen und wie kam es zu eurem Engagement?

Wir haben aktuell drei Hunde. Zwei davon sind aus einem spanischen Tierheim, für das wir auch ehrenamtlich arbeiten, wenn es unsere Zeit in der Spielpause zulässt. Wir haben vor einiger Zeit mit Freunden aus Bochum über das Thema Tierschutz gesprochen und fanden das eine super Idee. Es gibt so viele Tierschutzorganisationen, aber am Ende verliebt man sich einfach in einen Hund, bei dem eine Leidensgeschichte dahinter steht, die einem ans Herz geht. Das ging uns bei „Vergessene Pfoten e.V.“ so. Dann haben meine Frau und ich gesagt, wir möchten der Organisation beitreten und helfen. Das ist aus der Entfernung natürlich nicht so einfach. Aber meine Frau war erst letzte Woche in Spanien und hat ein paar Tage im Tierheim gearbeitet. Ich freue mich auf den Urlaub, der bald ansteht. Dann werden wir auch wieder ein paar Tage im Tierheim in Spanien verbringen.

Für Dynamo und Darmstadt warst du die bisher längste Zeit als Profi-Fußballer aktiv, am Sonntag kommt es zum ersten Pflichtspiel deiner beiden Ex-Clubs. Wie gut bist du über das aktuelle Geschehen informiert und was verbindest du mit beiden Clubs?

Ich verfolge den deutschen Fußball natürlich immer noch. Nachdem Darmstadt abgestiegen ist, schaue ich sogar fast nur noch die 2. Liga. Ich verbinde eine Menge mit beiden Vereinen. Dresden und Darmstadt waren definitiv meine zwei emotionalsten Stationen. Ich hatte in Dresden die Ehre, mit diesem Verein aufzusteigen, und das Glück, meine Frau in Dresden kennengelernt zu haben. Ich glaube, Dresden war der perfekte Start für mein Leben als Fußball-Profi. In Darmstadt hatte ich natürlich sportlich die beste Zeit meiner Karriere. Ich verbinde sehr viel mit beiden Klubs und verfolge alles von Kalifornien aus.

Flo, danke dir für das Gespräch, weiterhin viel Erfolg in den USA und lass dich bei Gelegenheit mal wieder in Dresden sehen!

Interview: Henry Buschmann

Dies ist eine migrierte News einer früheren Website-Version der SG Dynamo Dresden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus technischen Gründen möglicherweise zu Fehlern in der Darstellung kommen kann bzw. einzelne Links nicht funktionieren.


 

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