Dynamo Dresden trennt sich am 29. Spieltag der 2. Bundesliga mit 0:0-Unentschieden vom FC Energie Cottbus. Das brisante Ostderby verlief störungsfrei und friedlich. Durch das sechzehnte Unentschieden der laufenden Saison konnte Dynamo die Lausitzer auf Distanz halten. Im ausverkauften Stadion der Freundschaft sahen 18.500 Zuschauer, davon etwa 3.000 Dynamo-Fans, einen über die gesamte Distanz verbissen geführten echten Abstiegskrimi, in dem die SGD die besseren Möglichkeiten auf einen Dreier hatte. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit vergab Idir Ouali einen Strafstoß, der an Thorsten Schulz verwirkt worden war. Im zweiten Durchgang spielten beide Mannschaften auf Sieg. Schiedsrichter Günter Perl verwehrte Dynamo in zwei strittigen Szenen einen möglichen weiteren Strafstoß. Auf der Gegenseite setzte Takyi einen Distanzschuss aus 30 Metern an den Pfosten. Unter dem Strich kann Dynamo trotz der Überlegenheit mit dem Punkt deutlich besser leben. In zehn Tagen empfängt das Janßen-Team den TSV 1860 München zum Heimspiel am Montagabend.
Im Vergleich zum Heimspiel gegen Sandhausen nahm Dynamos Cheftrainer Olaf Janßen mehrere Veränderungen vor. Einzig der Abwehrverbund blieb bestehen. Vor Schlussmann Benjamin Kirsten stand die Innenverteidigung mit Romain Brégerie (K) und Toni Leistner. Komplettiert wurde die Viererkette von den Außenverteidigern Thorsten Schulz und Cheikh Gueye. Die Doppelsechs besetzten Anthony Losilla und Christoph Menz. Auf den Bahnen im Dreiermittelfeld agierten Idir Ouali und Marvin Stefaniak, der zu seinem ersten Startelfeinsatz kam. Den Platz im Zentrum nahm Tobias Kempe ein, in der Spitze begann Robert Koch.
Vor den Augen von etwa 3.000 Dynamo-Fans hatte Stefaniak nach sieben Minuten die erste gute Chance des Spiels. Koch setzte ihn links im Strafraum ein, der Youngster hakte nach innen ein und prüfte Renno mit einem Flachschuss aufs kurze Eck. Nach kurzer Drangphase der Cottbusser, die keine Gefahr für das Tor von Kirsten brachte, erwischte Dynamo den besseren Start. Ouali ging nach einem langen Ball von Gueye mit Tempo auf die Abwehr der Gastgeber und schloss aus 16 Metern druckvoll ab, ein Rot-Weißer fälschte zur Ecke ab, sonst wäre es für Renno brenzlig geworden (10.).
Gefährlich wurde es auch nach einem Kempe-Freistoß vom linken Strafraumeck, den Koch im Fünfmeterraum mit der Stirn knapp verpasste. Von Beginn an hatte sich ein rassiges Spiel entwickelt, in dem beide Mannschaften ein geradliniges, schnelles Umschaltspiel zeigten. Die Bedeutung der Partie kam in der kompromisslosen Verbissenheit zum Ausdruck, mit der die Zweikämpfe geführt wurden. Als das erste Viertel der Begegnung vorüber war, lautete das Zwischenfazit: Das Publikum im Stadion der Freundschaft sah echten Abstiegskampf beider Teams. Das spielerische Plus lag bei Dynamo.
Nach einer halben Stunde verzeichnete die Elf von Jörg Böhme eine erste Schusschance, als Rivic einen Abpraller 20 Meter halbrechts vorm Dynamo-Tor aufnahm. Doch er verzog den Schuss deutlich, so dass Kirsten nicht eingreifen musste. Zwei Minuten später chipte Stefaniak den Ball im Sechzehner gefühlvoll auf Kempe, der mit der Brust gut abtropfen ließ, jedoch beim Abschluss aus 13 Metern entscheidend gestört wurde. Wieder eine Minute später unterband eben jener Kempe mit einem sauberen Tackling an der Mittellinie einen Konter, Ouali nahm die Kugel auf, schüttelte mehrere Gegenspieler ab und schloss die Aktion aus 18 Metern ab, doch Renno blieb Sieger.
Dann folgte die bis dahin größte Möglichkeit des Spiels – für die Gastgeber. Fetsch setzte sich im Strafraum gegen zwei Dresdner durch und stand plötzlich sieben Meter vorm Kasten frei. Doch Kirsten machte sich ganz groß und parierte zur Ecke (36.). Drei Minuten später hallte ein Lausitzer Torschrei durch die Dämmerung. Der Ball war nach einem Volleyschuss aus kurzer Distanz im kurzen Winkel eingeschlagen, doch Schiedsrichter Günter Perl hatte zuvor im Getümmel ein Handspiel ausgemacht und abgepfiffen.
Was jetzt folgte, war eine extrem hitzige Schlussphase dieser intensiven ersten Halbzeit. Zuerst wollten die lautstarken Dynamo-Fans, welche auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions standen, einen Elfmeter für ihre Mannschaft sehen. Stefaniak ging im Strafraum einem Ball nach, Banovic brachte den Körper von der Seite, Stefaniak kam zu Fall. Der Einsatz des Routiniers war in jedem Fall an der Grenze des Erlaubten, die Meinungen über den ausbleibenden Pfiff gingen auseinander (43.).
Eine Minute später zeigte Perl jedoch auf den Punkt. Wieder war Stefaniak beteiligt. Mit einem wundervollen Pass über einen Abwehrspieler setzte er Schulz an der linken Strafraumbegrenzung ein. Der suchte den direkten Weg in die Box und ging im Zweikampf zu Boden. Es hatte eine Berührung am Boden gegeben, aber aus Gastgebersicht war der Pfiff unglücklich, weil sicher kein absichtliches Foulspiel vorlag. Dennoch war die Entscheidung des Unparteiischen vertretbar. Ouali übernahm die Verantwortung, doch im Duell aus elf Metern scheiterte er an Renno. Man musste konstatieren, dass der Strafstoß zu unplatziert und damit nicht gut genug geschossen war. Nach der darauffolgenden Ecke befreite sich Energie mit einem langen Schlag. Als Leistner beim Klärungsversuch im Eins gegen Eins auf letzter Linie zu Fall kam und Perl auf Stürmerfoul entschied, kochte das Stadion zum zweiten Mal binnen weniger Sekunden über. Unterm Strich stand ein mitreißender, fußballerisch ansprechender erster Durchgang, aus dem die SGD mehr hätte mitnehmen können. Torlos ging es in die Pause.
Die Sportgemeinschaft kam unverändert aus der Kabine und blieb zunächst weiter am Drücker, ohne jedoch eine klare Gelegenheit herauszuarbeiten. Dann folgte eine Drangphase des FCE. Nach einer knappen Stunde liefen Brégerie und Leistner in höchster Not gemeinsam den sehr agilen Fetsch ab. Dann war es Jendrisek, dessen Direktabnahme links kurz vor der Grundlinie an Freund und Feind vorbeirollte. Doch die Situation war nicht bereinigt. Fetsch kam zentral noch einmal an den Ball, sein Schussversuch wurde aber mit vereinten Kräften geblockt (59.).
Nun verstärkte Janßen die Offensive und brachte Mickael Poté für Menz (63.). In der Folge hatte Schwarz-Gelb zwei Schusschancen, aber Ouali aus 14 Metern und Koch aus der Distanz verfehlten den Kasten. Etwas besser machte es dann Takyi, der aus 30 Metern abzog und das Spielgerät an den kurzen Pfosten setzte (65.).
Drei Minuten später wechselte Janßen ein weiteres Mal und brachte Vincenzo Grifo für Ouali. Aus dem Gästeblock kam ununterbrochen lautstarke Unterstützung. Das Spiel stand in dieser Phase auf Messers Schneide, ein Tor lag förmlich in der Luft. Die Schlussviertelstunde war angebrochen und Poté marschierte über rechts. Er setzte Koch im Strafraum ein, dessen Schuss geblockt wurde. Der zweite Ball landete bei Kempe, doch aus dessen Abschluss wurde aus kurzer Distanz abermals im letzten Moment abgewehrt (77.). Eine Minute später ging Poté über links an die Grundlinie und wollte quer legen. Direkt vorm Dresdner Block grätschte ein Cottbusser den Ball ab und berührte das Spielgerät dabei im Strafraum mit dem Arm. Günter Perl bewertete dies jedoch nicht als absichtliches Handspiel.
Janßen nahm nun den letzten Wechsel vor und ersetzte den guten Stefaniak durch Cristian Fiel (82.). Beide Mannschaften spielten weiter auf Sieg. Poté ging im Strafraum in den Clinch mit seinem Gegenspieler und wurde dabei elfmeterwürdig am Trikot gehalten, aber die Pfeife blieb stumm (85.). Dann blockte Gueye auf der anderen Seite im Sechzehner einen vielversprechenden Schuss des eingewechselten Sanogo, Michel verzog den Nachschuss (87.). Eine Minute später setzte Brégerie nach einem Eckball im Strafraum einen Rückzieher an, den Renno herunterpflückte.
Das sechzehnte Unentschieden nahm immer sichtbarere Konturen an. Als die Nachspielzeit schon fast abgelaufen war, rettete Gueye in letzter Sekunde mit einer sauberen Grätsche im Strafraum gegen den einschussbereiten Sanogo. Nachdem Kirsten den darauffolgenden Eckball mit der Faust aus der Gefahrenzone geboxt hatte, beendete Perls Schlusspfiff einen höchst emotionalen und über streckenweise auch gutklassigen Abstiegskrimi, den Dynamo aufgrund spielerischer Überlegenheit und der nötigen kämpferischen Leidenschaft über die gesamte Dauer gesehen dominieren konnte.
Ungeachtet der strittigen Strafraumszenen fand das Spiel auch deshalb keinen Sieger, weil beide Mannschaften in den entscheidenden Situationen die letzte Durchschlagskraft vermissen ließen. Beide Trainer bezeichneten das Unentschieden unmittelbar nach dem Schlusspfiff als leistungsgerecht.
Olaf Janßen: „Meine Mannschaft hat das Spiel von der ersten Minute gut angenommen, den Gegner mit schnellem Umschaltspiel unter Druck gesetzt. Sehr gut war unser Spiel auf den zweiten Ball, wo Cottbus in den letzten Wochen seine Stärken hatte. Das haben wir gut unterbunden. In Sachen Laufbereitschaft und Kampfbereitschaft kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es war ein hochemotionales Spiel, das war keine Überraschung. Es war auch keine Überraschung, dass Cottbus zu Chancen gekommen ist. Mit dem Elfmeter kurz vor der Halbzeit hatten wir eine entscheidende Szene, um einen Pluspunkt zu sammeln, die wir nicht genutzt haben. Es war ein heißes Derby mit einer Punkteteilung, die aufgrund der Chancen von Cottbus als gerecht bezeichnet werden muss.“
Wer am Freitag in Cottbus dabei war, ist wieder dazu aufgerufen, an der Umfrage des Fanprojekt Dresden e.V. teilzunehmen, um die Rahmenbedingungen rund um das Spiel mit allen beteiligten Partnern auswerten und verbessern zu können. Dankeschön. Hier geht es direkt zum Fragebogen.
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